Microsoft.Net nennt Microsoft ihre neue Geschäftsstrategie. Damit wollen die Redmonter über das Web Software für PCs sowie für Handys und PDAs verfügbar machen. Um dabei verteilte Objekte miteinander kommunizieren zu lassen, wird die NET-Software den auf XML und HTTP aufsetzenden Standard SOAP nutzen.
Bill Gates erklärte, der Zweck sei es, alle möglichen Geräte zu vernetzen und ihnen – unabhängig davon, welches benutzt wird – Zugriff auf E-Mail, Kalender und Dokumente zu geben. Längerfristig soll Software auch als Dienstleistung über das Web angeboten weren. Unmittelbare Auswirkungen haben die Ankündigungen allerdings nicht. Gates liess nur verlauten,
Microsoft.Net werde frühestens in zwei Jahren verfügbar sein. Über Verfügbarkeit und Preise mochte er sich noch nicht äussern.
Microsoft hält die .NET-Entwicklung aber offensichtlich für wichtig. Bei der Ankündigung zogen die Redner wiederholt den Vergleich mit dem Übergang von DOS auf Windows. Dennoch darf man gespannt sein, wie weit Microsoft mit solchen Visionen die Branche noch elektrisieren kann. Die wichtigsten MS-Rivalen, Sun und
Oracle, vertreten schliesslich seit Jahren mehr oder weniger erfolgreich Konzepte, die auf schwachbrüstigen Clients und Software auf dem Server beruhen. Auch
HP hat sich mit der E-Speak-Technologie bereits in dieses Gebiet vorgewagt.
Version 1 schon im nächsten Jahr
Um dem Ruf, nichts als «Vaporware» anzukündigen, entgegen zu treten, hat
Microsoft versprochen, bereits im nächsten Jahr Windows.Net 1.0 auszuliefern. Und schon sprach William Blumenthal, Justizminister im US-Bundesstaat Connecticut und auf Klägerseite am Antitrust-Verfahren gegen Microsoft beteiligt, von der «Erfüllung unserer schlimmsten Befürchtungen». Microsoft-Chef Steve Ballmer allerdings sieht Microsofts Aufgabe darin, Visionen in die Tat umzusetzen, und meint, dass Microsoft es der Regierung ohnehin nicht recht machen könne…
C Sharp
Bereits wurde die im Rahmen der NET-Initiative angekündigte – und von manchen als Java-Klon bezeichnete – Programmiersprache C# (ausgesprochen «C sharp» ) bei der European Computer Manufacturers Association (ECMA) eingereicht, um sie als Standard durchzusetzen.
C# ist von C und C++ abgeleitet, beseitigt aber manche Nachteile dieser Sprachen: Wie bei Java gibt es bei C# Typsicherheit und einen Garbage Collector, der die Programme schlanker macht. Nicht anders als Java müssen anscheinend auch C#-Programme erst in einen speziellen Byte-Code übersetzt werden.
Microsoft ermutigt Software-Hersteller dazu, C# auch für andere Betriebssysteme bereitzustellen.
Microsoft verspricht, dass für C# die gleichen Bibliotheken zur Verfügung stehen werden wie für alle anderen in Visual Studio 7 integrierten Sprachen. Ein CLS (Common Language Subset) soll die Zusammenarbeit der verschiedenen Sprachen und Bibliotheken sicherstellen. Zudem soll es möglich sein, aus C#-Programmen heraus auf C++-Code zurückzugreifen – samt dem Zugriff auf Pointer, die es in C# eigentlich gar nicht mehr gibt. Auf ihrer Entwickler-Site bietet Microsoft eine Einführung in C# und eine Sprachreferenz an. (fis)