Peter Helfenstein - der Rastlose

Peter Helfenstein hat eine bewegte berufliche Laufbahn hinter sich. Der 48-jährige Innerschweizer mit Sekundarlehrerdiplom hat in der IT-Industrie Karriere gemacht. Heute bringt er seine Management-Erfahrungen als Investor in zwei Startups ein und übernimmt dabei auch die Führungsverantwortung.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/18

     

Er wirkt wie ein Fels in der Brandung, und diesen Eindruck vermittelt er im Gespräch sichtlich gern: Peter Helfenstein hat mit seinen fast fünfzig Jahren einige Erfahrungen im Geschäftsleben gemacht, soviel ist sicher. Der in Luzern geborene und unter anderem am Stanserhorn, in Sarnen und im Toggenburg aufgewachsene Manager und Investor entschloss sich vor 25 Jahren, eine Ausbildung als Sekundarlehrer in Freiburg zu absolvieren, im Nebenfach belegte er Wirtschaftsinformatik. Schon damals war sein Interesse für die Technik sehr ausgeprägt, doch noch wichtiger für seine berufliche Karriere scheint bei näherem Hinsehen sein Wille zu sein, Menschen sein Wissen weiterzugeben, sich mit seiner Erfahrung in den Dienst von Organisationen und anderer Menschen zu begeben. «Ich stürze mich gern auf neue Aufgaben, die niemand machen will», sagt er, und überrascht mit dieser Aussage zunächst einmal ganz gründlich. Doch blickt man in seiner beruflichen Laufbahn zurück, so scheint es fast so, als ob er nichts anderes gewohnt sei.


Er habe Ausbildner werden wollen, weil er im Militärdienst - Helfenstein absolvierte die Unteroffiziers- und Offiziersschule - Gefallen daran gefunden habe, Menschen auszubilden. Er übte seinen Beruf aber nicht an einer Schule, sondern bei IBM aus: Helfenstein begann gleich nach dem Studium bei IBM in der Ausbildungsabteilung. Zunächst bildete er drei Jahre lang Kunden in IBM-Technologien aus, leitete dann den Kundenausbildungsbereich, nutzte die Gelegenheit, in eine Verkaufstätigkeit zu wechseln, und schliesslich baute er die IBM Case-Beratungsabteilung auf, zusammen mit Kollegen des Wirtschaftsberaters Ernst & Young.

Dies und das, hier und dort

Es war Anfang 1994, als er ein Angebot des Case-Softwareherstellers Knowledgeware erhielt, in der Schweiz deren Niederlassung aufzubauen. Doch kaum hatte er im zürcherischen Dietikon die Arbeit aufgenommen, wurde die Firma von Sterling Software übernommen: «Es lief in der Schweiz super.» Hier nahm Helfenstein einmal mehr eine sich spontan bietende Gelgenheit wahr, denn Sterling war auf der Suche nach einem Manager, der den deutschsprachigen Raum führen sollte. «Ich wurde zu einem Treffen nach Paris beordert und hatte nicht mehr als fünf Minuten Zeit, mir zu überlegen, ob ich, Frau und die erwartete erste Tochter nach Deutschland übersiedeln und die Führung von Sterling für Deutschland, Österreich und die Schweiz übernehmen wollte.» Gesagt, getan. Helfensteins zogen für drei Jahre nach Düsseldorf, danach arbeitete er weitere drei Jahre als Country Manager für Sterling in Frankreich. Als schliesslich Computer Associates das Unternehmen schluckte, entschied er sich, neue Wege zu gehen. Für eine Firma aus der New Economy sollte er Südeuropa aufbauen, doch daraus wurde nichts. «Es platzte die Internetblase, die Kosten wurden heruntergefahren und ich hätte anders als geplant definitiv in Paris bleiben sollen.» Er hatte aber bereits ein Haus in Eglisau gekauft, und so geschah es, dass er kurz vor der Übernahme durch Novell für Cambridge Technology Partners das Geschäft in der Deutschschweiz ausbauen sollte, schliesslich Länderchef von Novell wurde, aber nach fünf Jahren in der Aufgabe keine Herausforderung mehr sah. «Als Country Manager einer grossen US-Software-Firma hat man in etwa dieselbe Funktion wie ein Filialleiter bei der Migros. Man ist zwar für alles verantwortlich, kann aber keine strategischen Entscheidungen treffen», beschreibt er seinen Entscheid, beim Schweizer Startup Collanos einzusteigen.

Arbeiten statt schlafen

Im Frühling 2006 stieg er bei dem Hersteller von Collaboration-Software als Investor ein und leitet die Firma. Die Firma ist in virtuelle Teams aufgeteilt, mit denen Helfenstein rund um die Uhr in Kontakt ist. Tagsüber arbeitet aber der Mann, der von sich sagt, er komme mit drei bis fünf Stunden Schlaf aus, für den HP-Software-Partner und SAP-Berater Beteo, ebenfalls ein Startup, das ein langjähriger Freund gegründet hat. Wenn sich dann in seinem Heim in Eglisau Fuchs und Hase gute Nacht sagen, dirigiert er die Collanos-Mitarbeiter in den USA, Osteuropa und Indien oder schmiedet Pläne, wie er die Firma bekannter machen kann. «Um erfolgreich als Bestandteil von Enterprise-Collaboration-Lösungen akzeptiert zu werden, muss Collanos mindestens eine Million Nutzer haben.»


Sollte die Firma auf ihrem Weg wider Erwarten nicht von einem anderen Hersteller übernommen werden, so will Helfenstein einen Börsengang ins Auge fassen. Einen wichtigen Investor, die Zürcher Kantontalbank, hat er bereits an Land gezogen. Mit den Mitteln der Bank will er Produkt und Unternehmen nun soweit bekannt machen, dass es für einen grösseren Investor interessant wird. «Die Finanzierung von Collanos beschäftigt mich derzeit am meisten», sagt Helfenstein, und darin liegt auch der Grund, dass er gleichzeitig in zwei Firmen investiert hat. Helfenstein verteilt das Investitionsrisiko bewusst auf zwei Firmen, setzt sich aber für beide mit gleich viel Herzblut ein und nutzt Synergien, zum Beispiel in der Öffentlichkeitsarbeit. «Wenn ich mich mit einem Thema beschäftige, dann nutze ich das Resultat der Überlegungen immer für beide Firmen», erklärt er seine Arbeitsweise. Dem Mann scheint es in der Tat nie langweilig zu werden.

Peter Helfenstein

Peter Helfenstein ist am 25.10.1959 in Luzern als Sohn eines Hoteliers geboren und wuchs unter anderem am ­Stanserhorn, in Sarnen und im Toggenburg auf. Während seiner Ausbildung zum Sekundarlehrer in Freiburg besuchte er Wirtschaftsinformatikkurse und trat 1985 bei IBM in die Ausbildungsabteilung ein. Nach diversen Executive-Positionen, so bei Knowledgeware, Sterling Software, Kintana, Cambridge Technology Partners und Novell, leitet er heute zwei Schweizer Startups und ist gleichzeitig bei beiden Investor. Beim Collaboration-Software-Hersteller Collanos Software ist er CEO und bei Beteo amtet er als COO.


Helfenstein wohnt mit seiner Frau und den drei schulpflichtigen Kindern in Eglisau (ZH). Während der Wintersaison verbringt er mit seiner Familie fast jedes Wochenende und die Winter­ferien in einem Haus in Splügen. Ab und zu spielt er Tennis, aber meistens arbeitet er. «In unserem Haus brennt das Licht rund um die Uhr», sagt Helfenstein, der wochentags nur drei bis fünf Stunden schläft. Mehr Schlaf braucht er nach eigenem Bekunden nur, wenn er nicht arbeitet. «In den Ferien bin ich müde.» Wenn er nachts ausnahmsweise nicht am Computer sitzt, schaut er mit seinem Teleskop in den Nachthimmel und guckt den Planeten und Monden zu. (Markus Häfliger)


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