Die schnellen Dallmann-Brüder

Die Rechner, welche Christian und François Dallmann in ihrer Firma Dalco bauen, gehören zu den leistungsfähigsten der Welt. Zu ihren Kunden zählt unter anderen auch der America’s-Cup-Verteidiger Team Alinghi.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/12

     

Nach Erscheinen dieses Heftes wird möglicherweise bereits entschieden sein, ob die Alinghi ihren Titel gegen die Neuseeländer verteidigen konnte. Darüber würde man sich in Volketswil besonders freuen, denn der Computer, den Dalco für das Alinghi-Team gebaut hat, dürfte in diesem Fall ­einiges zum Sieg beigetragen haben.
Aus Gründen der Konkurrenz beim America’s Cup sei es ihm nicht erlaubt, über den in Valencia stationierten Rechner Genaueres zu sagen, erklärt Franklin Dallmann, Marketingleiter bei Dalco. Immerhin soviel: «Der Alinghi-Cluster arbeitet mit etwas über 600 Prozessorkernen und ist exakt auf die Bedürfnisse des Schweizer Segel-Teams ausgelegt.»
Die Bedürfnisse von Alinghi – das heisst vor allem Strömungs-Simulation. Racing-Boote sind vom Kiel bis zur Mastspitze mit Sensoren ausgerüstet, die ständig Kenngrössen wie Wassertemperatur, Wellengang, Luftfeuchtigkeit, Windstärke und -richtung sowie die Materialbelastung registrieren. Um auch noch das letzte Quäntchen Geschwindigkeit aus dem Boot herauszuholen, werden diese Daten in den Computer eingespeist. Die Auswertung erfolgt teils in Valencia, teils in der EPFL in Lausanne, wo zwei weitere, über Glasfaserleitung mit Valencia verbundene Dalco-Rechner stehen. Dallmann: «Anspruchsvoll sind insbesondere die Strömungsverhältnisse an den Segeln, da diese, im Gegensatz zu den Spoilern eines Rennautos, in sich beweglich sind.»

Familientradition

Mt 14 Mitarbeitern ist Dalco eine vergleichsweise kleine Firma. Dennoch hat sie sich im High Performance Computing (HPC) einen Namen gemacht. «Es ist kein schlechtes Gefühl, wenn selbst die Amerikaner, die bekanntlich ziemlich patriotisch sind, auf uns kleine Schweizer referenzieren», meint Dallmann, und der Stolz auf die Leistung seiner Söhne ist spürbar.
Der Umsatz von Dalco betrug im letzten Jahr 30,6 Millionen Franken. CEO ist der heute siebenunzwanzigjährige Christian Dallmann. Computer gehören bei Dallmanns zur Familientradition. Bereits der Grossvater war im Business tätig. Vater Franklin hatte sich einen Namen als Prozessor-Spezialist gemacht, bevor er in die ­Firma seiner Söhne eintrat.
Diese hatten Dalco gegründet, als sie noch zur Schule gingen. Erstmals machten sie von sich reden, als sie noch nicht zwanzigjährig den Beowulf-Cluster Asgard für die ETH bauten. Mit einer Leistung von 266 GFlops ermöglichte er den Forschern ihr Spaceshuttle-Experiment auszuwerten. Weitere Höhepunkte: Das Matterhorn-Projekt für die Uni Zürich mit 512 AMD Opteron Prozessoren und im letzten Jahr Albert2 für BMW-Sauber.

Europas schnellster Industriecomputer

Albert2 ist zur Zeit der schnellste Computer in einem europäischen Industrie­unternehmen und steht auf der Liste der weltweit schnellsten Supercom­puter. Er ist wie die Alinghi-Rechner für Strömungssimulationen ausgelegt. BMW plant im Gegensatz zu anderen F1-Teams keinen zweiten Windkanal, wie Motorsport Direktor Mario Theissen sagt, sondern setzt auf die computergestützte Simulation. Auf diese ­Weise erreichte BMW in der laufenden Saison bisher immerhin der dritte Platz der Konstrukteurswertung. Der Rechner verfügt über insgesamt 1024 Prozessorkerne. Die Kapazität des Hauptspeichers beträgt 2048 Gbyte, die Rechenleistung liegt bei 12’288 Gflops.
Laut Dallmann läuft der Rechner sehr stabil und ist 24 Stunden ausgelastet. Da die Zwei-Kern-Prozessoren von Intel hot-swappable sind, könnten sie notfalls bei laufendem Betrieb gegen Quadcores ausgetauscht werden.
«High Performance Computing ist ein spezielles Geschäft», betont Dallmann. «Unsere Rechner sind für ganz bestimmte, hochkomplexe Aufgaben und entsprechende Software optimiert.» Die unterschiedlichen Komponenten werden so lange getestet und aufeinaner abgestimmt, bis die beste Leistung erreicht wird.
«Nach der Inbetriebnahme betreuen wir Hard- und Software über die gesamte Lebensdauer», sagt Dallmann, «also normalerweise über rund drei Jahre.» Eine kurze Zeit für eine Maschine, die - auch wenn keiner darüber spricht - einige Millionen kostet. Dabei gelten Dalco-Supercomputer noch als vergleichsweise günstig, da sie weitgehend auf Standard-Komponenten aufbauen. (fis)


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