Nokia mit Siemens gegen Ericsson & Co.

Der Netzwerkmarkt ist um ein kräftiges Gespann reicher. Dem Joint-venture von Nokia und Siemens steht nun eine Restrukturierung mit Stellenabbau bevor.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/06

     

Dass es Siemens und Nokia zusammen tun wollen, ist bereits seit Juni letzten Jahres klar. Bis das potente Joint-venture der beiden Netzwerk­ausrüster unter dem Namen NSN schliesslich an den Start ging, dauerte es aber bis zum 1. April. Denn ausgerechnet jene Sparte bei Siemens, die ins Joint-venture involviert ist, wurde von der nach wie vor laufenden Schmiergeld-Affäre besonders stark betroffen. Dies war denn auch der Grund, weshalb der ursprüngliche Starttermin von Anfang Jahr auf den Beginn des zweiten Quartals verschoben wurde und Siemens weitere 400 Mio. Euro nachschiessen musste.

Gedämpfte Erwartungen

Den Auftakt nahm NSN gleich zum Anlass, die Erwartungen zu dämpfen. «Die Unternehmen erwarten in Euro nun ein sehr geringes Marktwachstum im Bereich der Festnetz- und Mobilfunk-Infrastruktur und der dazugehörigen Dienstleistungen 2007», hiess es offiziell.
Zieht man die Vorjahreswerte heran, würde das Joint-venture einen kombinierten Umsatz von 17,1 Mrd. Euro erzielen und wäre damit auf dem zweiten Platz im Geschäft der Netzwerkausrüstung von Telekom-Firmen, hinter Ericsson, aber vor Alcatel Lucent.
Vereinbarungsgemäss brachte Nokia seine gesamte Network Business Group ins Joint-venture ein, Siemens hingegen einen Grossteil seiner Abteilung Com. Damit zählt das neue Unternehmen zum Start 60’000 Mitarbeitende und bedient 600 Kunden in 150 verschiedenen Ländern. Seit das Joint-venture durch die Wettbewerbsbehörden der EU und USA gutgeheissen worden sei, habe man bei 140 Projekten eine Offerte einge­reicht, schrieb die Firma Anfang April.

Schweiz gehört zu Central Europe

Organisatorisch unterteilt sich NSN in fünf Geschäftseinheiten: Mobilfunk-Access, Breitband-Access, Service Core und Applications, IP/Transport und Operations Support Systems. Die Schweiz gehört zusammen mit Deutschland, Luxemburg, Polen und Tschechien zur Region Central Europe, die ihrerseits zur Region West & South Europe gehört.
In der Schweiz sind gemäss Auskunft von Siemens knapp 300 Mitarbeitende ins Joint-venture entlassen worden. Seitens Nokia kamen 120 Mitarbeitende. Damit entsteht für Schweizer Verhältnisse das grösste Unternehmen in diesem Geschäft. Sowohl Ericsson wie auch Alcatel sind in der Schweiz kleiner aufgestellt.
Nokia bringt als Kunden vor allem Orange und Sunrise mit ein, bei denen Nokia hauptsächlicher Lieferant war, einzelne Aufträge gab es auch von Swisscom. Siemens unterhielt ebenfalls Geschäftsbeziehungen mit allen drei Mobilfunkanbietern, war daneben auch im Bereich DSL-Switching tätig und zählte auch die SBB zur treuen Kundschaft.

15 Prozent Stellenabbau

Die notwendigen Verträge für die Schweiz seien unterschrieben, sagt der bisherige Geschäftsleiter von Nokia Networks, Franz Zwyssig, im Gespräch mit IT Reseller. Nun gelte es, die Einträge im Handelsregister abzuwarten, bevor weiter über das Schweizer Geschäft kommuniziert werden könne.
NSN wird über die nächsten vier Jahre etwa 15 Prozent oder 9000 Stellen abbauen. Am meisten wird aufgrund von Doppelspurigkeiten in Deutschland und Finnland abgebaut, heisst es aus Unternehmenskreisen. Für die Schweiz ist Zwyssig zuversichtlich, dass es zu keinem Abbau kommen werde. Man sei hier völlig komplementär aufgestellt. (map)


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