Veraltetes Mo-Dell


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/02

     

Was ist los bei Dell, dem langjährigen Klassenprimus in Sachen Logistik-, Preis- und Angebotsoptimierung? Zwar ist Dell weltweit bezüglich Marktanteil immer noch um einen Tick besser als Erzfeind HP, doch im Heimmarkt USA verliert das Unternehmen immer mehr an Terrain. Doch nicht nur die Schlacht um Marktanteile beschert Dell in letzer Zeit negative Schlagzeilen, auch interne Probleme wie längst überfällige Börsenberichte und mögliche Strafverfahren gegen Manager, die Schmiergelder von Intel als Umsatz verbucht haben sollen, lassen die Saubermänner aus Texas plötzlich staubig aussehen. Solche Negativ-Publicity wirkt sich weniger aufs Consumer-Geschäft aus, vielmehr ist sie schlecht fürs ­Firmenkundengeschäft.
Im Consumer-Markt kann sich Dell aber heute kaum von den anderen Herstellern differenzieren, die aber ­allesamt im Handel vertreten sind. Die Zeiten, als (in der öffentlichen Wahrnehmung) Dell-Geräte als besonders günstig verglichen mit ihrer Leistung galten, sind vorbei ­– zu stark sind die Preise in den letzten Jahren gesunken. Viel wichtiger aber: In den letzten Jahren hat die Konkurrenz nicht geschlafen. Die gemäss Dell-Image so ausgeklügelte Logistik machen sich mittlerweile auch die Rivalen zunutze, Online-Verkauf und Direktlieferungen für Grosskunden sind für Erzfeind HP längst eine Selbstverständlichkeit.
Was Dell fehlt, ist das mehrstufige Vertriebsmodell, das Modell also, welches zurzeit des E-Hypes totgesagt, schon bald aber selbst von den grössten Verfechtern des Online-Verkaufs, ausser von Dell natürlich, als optimal eingestuft wurde und heute in vielen Bereichen als die Regel gilt: online ja, aber nicht nur. Der Konsument will wieder Produkte anfassen, im Laden vergleichen - gerade weil die Angebote durch ihre Komponenten allein kaum mehr zu unterscheiden sind. Wenn der als CEO zurückgekehrte Firmengründer nun verlauten lässt, er wolle sich weniger auf Consumer, dafür mehr auf KMU ­konzentrieren, gilt umso mehr: Er braucht den indirekten Kanal. (Markus Häfliger, Chefredaktor)


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