Alle Jahre wieder

Mit der diesjährigen Austragung findet die Funkausstellung IFA neu in jedem Jahr statt. Wenn auch über 80 Prozent der Vorjahresfläche vermietet wurden, so fehlen diesmal doch CE-Schwergewichte wie Sony und Panasonic.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/14

     

Alle zwei Jahre fand sie bislang statt, im Jahr 2005 war sie ein Erfolg wie noch nie: Die Internationale Funkausstellung in Berlin, kurz IFA genannt. Der Blätterwald war voll von «Hochstimmung in der Unterhaltungselektronik-Branche», überwältigt vom «Boom mit zweistelligen Zuwächsen» und verkündete die «Zauberworte HDTV und digitale Technik». Noch nie zuvor waren an einer IFA so viele Geschäfte gemacht worden wie im Jahr 2005, die Hersteller reisten mit prall gefüllten Auftragsbüchern ab.
Berauscht ob so viel positiven Rückmeldungen gaben die Veranstalter im vergangenen Oktober den Wechsel zu einem zwölfmonatigen Austragungsrhythmus bekannt. Als Hauptgrund für die Umstellung nannten sie die enorme und umsatzstarke Marktdynamik im Bereich CE, die sich auf Netze-, Geräte- und Inhalteseite widerspiegele.

Neu jetzt jedes Jahr

Um so gespannter äugt die Branche heuer in die deutsche Hauptstadt, wo vom 1. bis 6. September nun also bereits die nächste Austragung dieser europäischen CE-Nabelschau stattfindet. Die Veranstalter sprechen schon im Vorfeld der Messe vom sicheren Erfolg: «Die anhaltend starke Nachfrage aller Branchen bestätigt, dass die Entscheidung, die IFA jährlich zu veranstalten, richtig war», sagt Tanja Ruder von Fairteam Basel, der Schweizer Auslandsvertretung für die Messe Berlin. Bis Anfang August waren offenbar bereits rund 80 Prozent der im Jahr 2005 belegten Ausstellungsfläche vermietet.
«Das jährliche Konzept ist umgesetzt und wird von nationalen und internationalen Ausstellern gleichermassen getragen», teilten jüngst die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik und die Messe Berlin, die gemeinsam als Veranstalter fungieren, in einem Communiqué mit. Dabei liege das Investitionsvolumen der Aussteller in diesem Jahr deutlich über den Erwartungen, ­heisst es weiter. Auf der IFA vertreten seien «fast alle Grosskonzerne» der CE-Branche. Auffällig viele Firmen aus der IT-Welt haben ebenfalls ihre Teilnahme zugesagt, darunter etwa AMD, Toshiba, Benq, Fujitsu-Siemens und natürlich Intel.

Abwesende Schwergewichte

Dennoch: All die Erfolgsmeldungen vermögen nicht darüber hinwegzutäuschen, dass an der diesjährigen Austragung der Funkausstellung einige Branchen-Schwergewichte durch Abwesenheit glänzen. Die prominentesten Fernbleiber sind dabei mit Sicherheit Sony und Panasonic.
«Sony wird auf der IFA nicht präsent sein, da wir nach dem gerade vollzogenen Umzug von Sales & Marketing nach Berlin unseren Kunden den neuen Standort im Sony Center am Potsdamerplatz vorstellen möchten», sagt Marie-Francoise Ruesch, Sprecherin von Sony Schweiz, zu IT Reseller. In diesem eher intimen Rahmen werde Sony ausgewählten Fachbesuchern ihre Produkte präsentieren. Ob der japanische CE-Riese im nächsten Jahr wieder an der IFA vertreten sein wird, kann Ruesch noch nicht sagen.
Allerdings scheint Sony vermehrt auf kleinere Veranstaltungen ausserhalb der grossen Branchen-Events zu setzen: So soll auch in der Schweiz vom 21. bis 25. September im Studio eins des Schweizer Fernsehens wieder die Kleinmesse Sony World über die Bühne gehen. «Wir möchten das Fachpublikum in den einzelnen Ländern vermehrt spezifisch ansprechen», sagt Ruesch.
Durch Abwesenheit glänzt auch ­Panasonic: «Ob man dem Wechsel zum Einjahresrhythmus folgt, steht bei Panasonic noch nicht fest. An
der diesjährigen IFA wird Panasonic am 31. August einzig mit einer ­Pressekonferenz vertreten sein», sagt ­Timuçin Pekgüçer, Sprecher des Schweizer Panasonic-Generalimporteurs John Lay in Littau.
Fest steht, dass prominente Abwesende wie Sony und Panasonic für die IFA herbe Verluste darstellen. Auf die aus ganz Europa anreisenden Fachbesucher wollen dann aber weder Sony noch Panasonic verzichten: Sony nutzt für die Veranstaltung am Potsdamerplatz den Umstand, dass sich sowieso viele Fachbesucher in der deutschen Hauptstadt befinden. Und auch Panasonic buhlt um die Aufmerksamkeit der eigentlich für die IFA angereisten Fachjournalisten.

Kaum Schweizer Aussteller

Nur marginal vertreten an der IFA sind Schweizer CE-Unternehmen: Bis Anfang August standen nur der Mäusekönig Logitech, der MP3-Player-Hersteller Zicplay, das Büro des Digitalradio-Projektes DRM (Digital Radio Mondiale) und der Autoradio-Fanclub EMMA (European Mobile Media Association) als helvetische Messeteilnehmer fest.
Sandro Isteri, General Manager von Logitech Schweiz, schätzt die Teilnahme seines Unternehmens an der Messe als äusserst wichtig ein: «Die IFA ist eine etablierte Messe und die wichtigste Plattform für Anbieter der Unterhaltungselektronik. Dies ist für uns von um so grösserer Bedeutung, als wir unser Produktportfolio in Richtung CE fokussieren», so Isteri.
Logitech wolle bei der Konvergenz von IT und CE eine führende Rolle im Bereich des Zubehörs einnehmen. Vergrössert wurde heuer auch der Messestand: Im letzten Jahr war Logitech noch mit einem Stand von 50 Quadratmetern vertreten. Jetzt will sich das Schweizer Vorzeigeunternehmen auf einer Fläche von 100 Quadratmetern präsentieren.
Als prominentes und im Wachstum begriffenes Schweizer Unternehmen hätte man auch den Mediacenter-Hersteller Reycom in Berlin vermutet. Reycom sieht aber keine Notwendigkeit für einen eigenen Stand: «Wir sind offizieller Partner von Intel. In diesem Zusammenhang waren wir auch schon an der CES 2006 in Las Vegas sowie an der Cebit 2006 in Hannover vertreten», sagt Reycom-Boss Pascal Rey zu IT Reseller.
Zusätzlich könne Reycom davon profitieren, dass auch auf den Ständen von T-Com und Netgear die Mediacenter des Schweizer Herstellers in Aktion zu sehen seien. «Dank dieser Präsenz bei anderen Anbietern drängt sich für uns ein eigener Stand an der IFA also nicht auf», so Rey.

Wichtigster Branchentreff in Europa

Dennoch: Zahlreiche Hersteller setzen auch im neuen Einjahresrhythmus voll auf die Karte IFA. So etwa JVC. «Neben der CES im Winter in Las Vegas sowie der Ceatec in Japan ist die IFA für die Branche enorm wichtig», sagt Bart Somsen, Manager für Corporate Communications bei JVC Europe in London zu IT Reseller. «Jede dieser drei Messen hat ihre spezifischen Stärken und ihre Berechtigung, die sich vor allem aus dem unterschiedlichen Austragungszeitpunkt und der unterschiedlichen geografischen Abdeckung ergibt», so Somsen weiter. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten wie Sony und Panasonic setze JVC auch in diesem Jahr auf eine starke Präsenz: «IFA ist für uns weiterhin von grosser taktischer und strategischer Bedeutung. Im Jahr 2005 konnten wir dort signifikante Geschäftsabschlüsse tätigen und unser Stand wurde von über 300 Pressevertretern besucht», so Somsen.
Auch der Schweizer Panasonic-Generalimporteur John Lay schätzt den Wert der Plattform IFA: «Es handelt sich klar um die bedeutendste Messe für uns im europäischen Raum», so Sprecher Timuçin Pekgüçer. John Lay nutze die IFA als Plattform für Kunden und Journalisten – und natürlich auch zur Pflege der guten Beziehungen zum Panasonic-Mutterkonzern Matsushita. (Bor)


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