Harte Selektion bei Microsoft Navision

Microsoft hat bei der Zertifizierung der Navision-Partner die Schrauben angezogen. Der Kurs geht klar in Richtung weniger, aber kompetente Partner.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/16

     

Die Deadline läuft Ende Oktober ab: Bis dann haben die Partner, die für Microsoft die ERP-Software Navision zum Kunden bringen, Zeit, sich zu zertifizieren. Einige tun sich schwer damit.
Aktuell weist Microsoft 53 aktive Navision-Partner in der Schweiz aus. Wieviele es nach Ablauf der Deadline sein werden, steht noch in den Sternen. Aus dem Markt ist zu hören, dass bis jetzt erst etwa 14 Partner die SPA-Zertifizierung im Sack haben. SPA steht für Service Provider Agreement, die grundlegende Vertriebsvereinbarung. Um diese zu erlangen, müssen die Partner mindestens über zwei Mitarbeiter verfügen, die erfolgreich die Prüfungen «Navision Development» und «Navision Financial Series» absolviert haben.

Höhere Hürden

Zu den Zahlen der bereits erteilten SPA-Zertifizierungen will Microsoft nicht Stellung nehmen. Andreas Uthmann, der seit Anfang September die Abteilung Microsoft Business Solutions leitet, beeilt sich hingegen, darauf hinzuweisen, dass bereits zehn Partner die höherklassige Zertifizierung «Kompetenz Microsoft Business Solutions» erworben haben. Um diese Stufe zu erreichen, müssen mindestens drei Mitarbeiter je fünf Examen bestehen, wovon drei obligatorisch (SQL Server, Development und Financial Series) und zwei frei wählbar sind.
Die höheren Anforderungen bei den Zertifizierungen machen insbesondere kleinen Partnern zu schaffen, denen die Mittel fehlen, sich diese Ausbildungen zu leisten.
Andreas Uthmann spricht von einer Selbstregulierung des Marktes, da dem Kunden eine hohe Qualität geboten werden müsse. Tatsächlich macht Microsoft schon heute etwa 85 Prozent des Navision-Umsatzes mit zehn Partnern. Trotzdem bleiben auch kleinere, hochspezialisierte Partner für Microsoft wichtig. Uthmann nennt Arcus Systems (Immobilien- und Liegenschaftenverwaltung), Advantx (Eisenwarenhandlung) und Dacor (Treuhand) als erfolgreiche Beispiele.

Das Übernahmekarussell dreht sich

«In fünf Jahren wird es in der Schweiz nicht mehr als 20 Navision-Partner geben», wagt Simon Boss (Bild), Gründer des Microsoft-Partners Boss Info, eine Prognose. Neben den höheren Zertifizierungshürden, die sich den kleinen Partnern in den Weg stellen, beginnt auch das Übernahmekarussell immer schneller zu drehen.
Im Juni hat Boss Info den Navision-Partner Realeyez mit seinen 14 Mitarbeitern übernommen. Im August erfolgte der nächste Coup mit dem Kauf des MBS Navision Center von Waldis Büro mit fünf Mitarbeitern. Bereits im Februar ist Integreat wegkonsolidiert worden. RedIT kaufte damals diesen Navision-Partner und wandte sich damit vom Geschäft mit SAP Business One ab. Und das ist wohl erst der Anfang.
«Es wird zu weiteren Übernahmen kommen», deutet RedIT-CEO Andreas Kleeb an. Und selbst jene Partner, die zu den eigentlichen Umsatzträgern gehören, kann es treffen: «Auch unter den grössten Navision-Partnern sind Übernahmen möglich», sagt Simon Boss. Zu den grössten zählt er neben seiner eigenen Firma Boss Info MGA Informatik, Data Dynamic, Orca Informatik, Alpha Solutions, Prime Vision.
Für die einen bedeuten die veränderten Spielregeln das Aus, andere setzen sich hohe Ziele. RedIT-CEO Kleeb: «Wir wollen zu einem der grössten Schweizer Navision-Partner von Microsoft werden.» Nicht minder selbstbewusst Simon Boss: «Das Ziel von Boss Info
ist die Nummer eins im Schweizer Navision Markt zu werden.» (map)


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