1999 erzielte die Trivadis-Gruppe mit ca. 170 Leuten einen Umsatz von 30 Millionen Franken. Dieses Jahr sollen es – unter Einbezug der neuen Niederlassung in Stuttgart – 55 Millionen mit 250 Mitarbeitern werden.
Trivadis verkauft weder Hard- noch Software, sondern ausschliesslich Beratung, Entwicklung und Services. Die Oracle-Spezialisten bauen dabei ihr Geschäft geographisch aus und stossen in neue Geschäftsgebiete vor. Unterdessen gibt es Niederlassungen in Basel, Zürich, Bern, Baden, Mellingen und Stuttgart.
Ausbau bei Microsoft-Dienstleistungen
Einen entscheidenden Beitrag zu diesem weiteren raschen Wachstum soll ein neuer Bereich, «MS Consult», leisten, eine starke Dienstleistungsorganisation für das Microsoft-Umfeld. Bekannt ist bisher
Trivadis allerdings als grösster Schweizer Oracle-Dienstleister, im Reich eines Konkurrenten also. Trivadis Geschäftsführer Urban Lankes erklärt den Ausbau des Standbeins MS-Dienstleistungen so: «Microsoft hat mit dem SQL-Server 7 eine Technologie für grosse Umgebungen hingestellt. Wir sind bereits in diesen Umgebungen. Ausserdem hat
Microsoft ein kleineres Dienstleistungsangebot als
Oracle.»
Trivadis habe im Oracle-Umfeld einen guten Namen, doch bewege man sich im gleichen Umfeld, wie die Oracle-Consulter selbst. Trivadis arbeitet hart daran, sich als MCSP-Partner zu qualifizieren. Euphorisch will Lankes aber nicht werden. «Die Microsoft- Infrastruktur wird leistungsfähiger. Doch es muss sich erst weisen, wie gut sich MS im Enterprise-Segment etablieren wird.»
Standbein Sicherheit im E-Business
Ein weiteres Standbein baut sich
Trivadis im Bereich Sicherheit im E-Business auf. Lankes: «Wir sind in einer komfortablen Situation. Die Nachfrage übersteigt heute das Angebot.» Man fokussiert auf Identifizierungslösungen (Zertifikate, Smartcard, SecurID), Kryptographie und Sicherheitslösungen unter Java. Trivadis ist Entwicklungspartner von Swisskey. Die Basler Gruppe arbeitet im Sicherheitsbereich ohne jede Herstellerbindung. Dieses Jahr will man einen Baukasten mit vorbereiteten Gesamt- und Teillösungen entwickeln, der die Kosten beim Kunden verringern helfen soll.
Standbein Systemmanagement
Hochverfügbarkeit ist eine zentrale Voraussetzung im E-Business.
Trivadis hat eine eigene Software zur Systemüberwachung (TSMware) entwickelt. Diese ersetzt nicht die «grossen» Systemüberwachungslösungen wie Tivoli oder Unicenter, sondern kann in diese integriert werden. Lankes meint dazu: «Wenn ein Kunde einen strategischen Entscheid trifft, können wir uns dem anpassen. Unsere TSMware ist rudimentärer, dafür aber viel schneller zu implementieren.»
Verzicht auf Marketing und Verkäufer
Kein aufgeblasenes Marketing und keine teuren Verkäufer zu haben, ist auch ein Marketing-Konzept.
Trivadis Geschäftsführer Lankes: «Wir brauchen weder eine Marketingabteilung noch Verkaufsleute an der Front. Unsere Kunden sind – wenn sie beispielsweise die Stelle wechseln – unsere besten Verkäufer! Und auch Mund-zu-Mund-Propaganda und Empfehlung durch Hard- und Software-Lieferanten zahlen sich aus. Und: Schulung ist unser bestes Marketing.» Allerdings gibt es ein Beteilungsmodell für Mitarbeiter. Kundenfreundlich werden Mitarbeiter ausschliesslich auf fertig abgerechnete Projekte kommissioniert.
Das Modell scheint erfolgreich zu sein, denn Lankes scheut sich nicht, uns interne Aufstellungen über die Fluktuationsrate zu zeigen. 1998 traten gerade mal 2% der Mitarbeiter aus, 1999 waren es gegen 9%. Berücksichtigt man die Verweildauer der kostbaren Know-how-Träger, sieht es noch besser aus.
Wo liegt die kritische Grösse?
Lankes sieht seine Firma durch den Trend zu ASP (Application Service Provider) und zu «One-Stop-Shopping» nicht bedroht. Er glaubt, dass sich ASPs eher im Bereich der KMUs bis zu 500 Arbeitsplätzen durchsetzen werden. Lankes: «In Business-Bereichen, wo Informatik zu den Kernkompetenzen gehört, wollen die Firmen das Know-How und auch die Daten bei sich behalten. Sie werden aber weiterhin Spezialisten wie uns beiziehen.» Mit 300 Leuten werde
Trivadis die kritische Grösse erreicht haben, um auch bei Grossfirmen bestehen zu können, glaubt Lankes. (hc)