SAP öffnet die Tür

Die SAP-Konferenz Sapphire in New Orleans stand ganz im Zeichen der Integrationsplattform Netweaver. Einmal mehr betonte CEO Henning Kagermann (Bild) die zentrale Bedeutung des Mittelstandes für den deutschen Softwarekonzern.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/10

     

Rund 8000 Kunden, Partner und Spezialisten von SAP haben sich zwischen dem 11. und 13. Mai in New Orleans im amerikanischen Bundesstaat Lousiana zur jährlichen Sapphire-Konferenz eingefunden. An zwei Tagen haben sie sich von der versammelten SAP-Spitze darüber informieren lassen, wohin die strategische Reise des deutschen Business-Software-Riesen geht. Und die Richtung ist klar: Öffnung. «Netweaver wird die Basis aller zukünftigen Lösungen von SAP sein», sagte CEO Henning Kagermann in seiner Eröffnungs-Keynote.

Netweaver heisst vor allem Öffnung

Netweaver, die im letzten Jahr angekündigte, offene Integrations- und Applikationsplattform, mit der sich in heterogenen IT-Umgebungen verschiedenste Komponenten auf der Infrastrukturebene miteinander verbinden lassen, hat denn auch klar den Ton auf der Sapphire ’04 angegeben. Auf dieser technologischen Basis will SAP seine Produkte schrittweise für die Integration mit der IT-Umwelt öffnen.
Die Reise führt also weg vom monolithischen Black-Box-Ansatz des einstigen Paradepferdes SAP R/3 und hin zur sogenannten Enterprise Services Architecture (ESA), in der sich Unternehmensprozesse dereinst von der Business-Perspektive aus durch eine Aneinanderreihung von in einem zentralen Repository abgelegten Web-Services abbilden lassen.
Dieser Ansatz, so Kagermann, erlaube es einem Unternehmen, weit schneller als bisher neue Prozesse einzuführen. «Fast alle unserer Entwicklungsausgaben von rund 1,2 Milliarden Euro werden gegenwärtig dafür verwendet, Netweaver weiterzuentwickeln und die bestehenden Applikationen der MySAP-Business-Suite ESA-tauglich zu machen», sagte Léo Apotheker, verantwortlich für Global Field Operations.

Marktführer setzt auf Web-Services

Signifikant an der jetzt detailliert präsentierten Strategie und Roadmap ist vor allem, dass damit der Marktführer im ERP-Bereich relativ früh auf eine verhältnismässig junge Technologie setzt: Web-Services. Gerade deshalb wird Interoperabilität grossgeschrieben. In einer kurzen Videoeinspielung während Kagermanns Keynote kündigte Bill Gates höchstpersönlich an, dass die Zusammenarbeit zwischen Microsoft und SAP ab sofort massiv erweitert werde.
Das Ziel sei eine verbesserte Integration von Netweaver mit der Microsoft-Plattform Dotnet. Entwickler sollen über Microsoft Visual Studio Dotnet umfassenden Zugriff auf die Funktionalität von Netweaver erhalten und somit die Interoperabilität zwischen SAP-Lösungen und Microsoft-Office-Anwendungen gewährleisten.
Dass SAP die Nähe zu Microsoft sucht, erstaunt wenig. Schliesslich werden fast zwei Drittel aller neuen SAP-Lösungen auf der Basis von Microsoft Windows implementiert.

Ambitiöse Roadmap

Strategisch betrachtet entfernt sich SAP also vom herkömmlichen und für die Unternehmen teuren «Rip and Replace»-Ansatz hin zu «Leverage and Innovate». Tausend Referenzkunden von Netweaver, die öffentlich über ihre Erfahrungen sprechen, will der Software-Riese bis zum Ende dieses Jahres vorweisen können, meinte Vorstandsmitglied Shai Agassi.
In diesem Jahr sollen die jeweiligen Web-Services inventarisiert und priorisiert werden. 2005 will SAP das Enterprise-Services-Repository von Netweaver den Kunden für die weitere Planung zur Verfügung stellen, im Folgejahr soll dieses für die aktive Benutzung durch Kunden und Partner zur Verfügung stehen. Bis 2007 soll laut Kagermann die gesamte SAP Business-Suite ESA-kompatibel sein.
Derzeit können und wollen aber noch längst nicht alle der weltweit rund 22’600 SAP-Kunden so weit in die Zukunft blicken: Erst rund ein Drittel davon hat laut Angaben des Managements den Schritt von R/3 hin zu allen oder einzelnen Komponenten der MySAP-Business-Suite vollzogen. Dennoch sollen ihnen die mit Netweaver gemachten Fortschritte zugute kommen: Damit lasse sich nämlich viel einfacher und schneller als bisher von R/3 zu einer neuen, integrierten und vor allem offenen Computing-Umgebung migrieren, hiess es.

Grosse Bedeutung des Mittelstandes

Einmal mehr benutzte SAP die Gelegenheit, um auf die strategische Bedeutung der mittelständischen Unternehmen aufmerksam zu machen. An der Sapphire wurden neue Komplettangebote für CRM und ERP sowie verschiedene vertikale Branchenlösungen vorgestellt. Rund 8000 mittelständische Kunden hat SAP nach Angaben von Kagermann heute, wovon 3000 die einfachste und günstigste Lösung Business One benutzen, während 5000 weitere das etwas elaboriertere Produkt All in One einsetzen, wovon bis heute an die 400 pfannenfertige Industrielösungen für alle erdenklichen Anwendungen und Branchen erhältlich sind.
«Wir sind der Meinung, jetzt über einen robusten Channel im SMB-Bereich zu verfügen», sagte Kagermann. Beim Aufbau des Business-One-Partner-Netzes habe man «Qualität vor Quantität» vor Augen gehabt, denn die Ansprüche der SMB-Kunden an die SAP-Partner seien hoch. In der Schweiz tragen Data Unit, MTF, Pragmatica, Redit, SBC Informatik und Steffen Informatik den Business-One-Stempel.
So richtig anzulaufen scheint das Business mit Business One aber hierzulande noch nicht: Wie IT Reseller am Rande der Messe Top-Soft erfahren hat, sollen sich von den angeblich weltweit 3000 Kunden der Mittelstandslösung nur gerade 61 in der Schweiz befinden. (bor)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wieviele Zwerge traf Schneewittchen im Wald?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER