HP entdeckt die Konvergenz

Nun hat es auch Hewlett-Packard entdeckt: Mobile Anwendungen, WLANs und Konvergenz sind die Zukunft des Netzwerks.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/03

     

«Die Entwicklung in Netzwerk-Sektor wird von mobilen Anwendungen, Voice/Daten-Konvergenz und Sicherheitsbedürfnissen angetrieben», meint John McHugh (Bild), General Manager für HPs Networking Business. «Unsere darauf ausgerichtete Adaptive Edge Architecture ist keineswegs revolutionär.
Sie ist die Weiterentwicklung unserer bisherigen Netzwerkerfahrungen.»
Die Beschleunigung auf mittlerweile 10 Gbps hat Ethernet/IP zur wichtigsten Technologie für kostengünstige und robuste LANs gemacht. Doch bis vor kurzem musste ein Ethernet-Netzwerk nur Files transportieren. Mit dem Einbezug von Stadtnetzen, Wireless-Anschlüssen und neuen Applikationen kommen jetzt neue, unterschiedliche Anforderungen, die alle unter einen Hut gebracht werden müssen.
Die IP-Telefonie stützt sich auf kleine Datenpakete. Tele-Konferenzen und Video dagegen verlangen hohe Bandbreiten und die Unterstützung grosser Pakete. NAS (Network Attached Storage) steht und fällt mit der Durchsatzrate. Die Kommunikation zwischen Prozessen ist vor allem auf schnelle und zuverlässige Übertragung der Daten angewiesen, während für die Sicherheit End-to-End-Verschlüsselung und Authentifizierung im Vordergrund stehen.
Damit dennoch alle Anwendungen im Netz zuverlässig und effizient arbeiten, müssen die verschiedenen Anforderungen erkannt und entsprechend behandelt werden. Dafür, so McHugh, gibt es nur eine sinnvolle Lösung: die Regeln dort zu vollziehen, wo die Anwender andocken.

Der virtuelle Portier

«Heute gibt es keine geschlossenen Netzwerke mehr», sagt McHugh. «In einer modernen Business-Umgebung ist jeder Port ein öffentlicher Eingang. Ist man aber darauf vorbereitet, ist das Netzwerk trotzdem sicher.» Die Adaptive Edge Architecture sieht daher eine Art «virtuelle Empfangshalle» vor, wo der Portier bereits an der Türe erkennt, wen er einlässt, welchen Raum er ihm zuweist und wen er gleich wieder wegschicken muss.
Beim ersten Switch sollen jedem Anwender, nachdem er authentifiziert wurde, die ihm zustehenden Berechtigungen und die Bandbreite zugeteilt werden. In der Sprache der Netzwerker: Der Vollzug der Regeln findet nicht mehr im Kernbereich, sondern auf den Layern zwei bis vier statt.
Festgelegt und verwaltet werden die Policies weiterhin zentral. McHugh: «Gespräche mit Kunden haben uns gezeigt, dass sich die Anwender nicht mit Regeln und einzelnen Switches herumschlagen wollen. Da sich die Situation oft rasch ändert, ist dafür eine flexible, zentrale Verwaltung notwendig. Der Vollzug jedoch wird in die Grenzbereiche vorverlagert.»

Mainstream

«Natürlich kann man Ähnliches auch mit einer herkömmlichen Architektur realisieren», gibt McHugh zu. «Doch das Netzwerk wird dann schnell sehr kompliziert und teuer. Das hat bisher verhindert, dass die neuen Applikationen zum Mainstream wurden.» Damit ist das Lieblingswort von McHugh ein weiteres Mal gefallen. «Wir wollen Mainstream-Lösungen anbieten», sagt er immer wieder. «Mit dieser Strategie sind wir schon bei den Switches gut gefahren und in den vergangenen fünf Jahren von Platz 10 auf Platz 3 gekommen.
Auch die Adaptive Edge Architecture sehen wir als gängige kommerzielle Umgebung für mittelgrosse Unternehmen mit einem zentralen Datencenter und mehreren Anwendern und Accesspoints.»
Eine Marschtabelle gibt es allerdings noch nicht. McHugh vertröstet auf den Sommer. Eine Utopie ist die Adaptive Edge Architecture aber nicht. Die Switches der 5300 Series vom letzten Herbst verfügen bereits über entsprechende Features, und soeben hat HP den zur Adaptive Edge Architecture gehörenden Wireless-Access-Point 520wl lanciert. (fis)

HP im Cisco-Zirkus: Fragen an John McHugh

IT Reseller: Die Adaptive Edge Architecture erinnert an die AVVID-Architektur von Cisco – hat es in dieser Arena überhaupt noch Platz für eine neue Nummer?
McHugh: Der Markt hat den wirklichen Wert von VoiP noch gar nicht entdeckt. In fünf Jahren wird man mit voicefähigen PDAs durch die verschiedensten Netzwerke roamen, drinnen und draussen, über GPS und WLANs. Sicher, wir sind nicht die ersten. Aber die ersten, die es gut machen. Und nach einer kurzen Pause: Noch ist vieles offen. Unsere Chance kommt in dem Moment, wo die neuen Anwendungen zum Mainstream werden.
Eine Architektur zu verkaufen ist aber etwas anderes als einzelne Produkte. Sind die Kunden in der jetzigen ökonomischen Situation bereit, umzustellen?
Wir versuchen klar zu machen, dass die Veränderung kommt. Natürlich geht der Kunde ein gewisses Risiko ein. Aber proaktiv handeln heisst, Produkte für die Zukunft kaufen. Mit allem Drum und Dran kostet das vielleicht 20 Prozent mehr, öffnet aber den Weg für die neuen Entwicklungen.

Im Channel gab es Ängste, wie es weiter geht…


Das verstehe ich. Im Vorfeld des Mergers mit Compaq gab es viel Hin und Her. Aber meine Abteilung lief und läuft zu 90 Prozent über auf Netzwerke spezialisierte Reseller. Wir haben den Direktverkauf zu keiner Zeit forciert. Selbstverständlich überlegen wir uns, welche Rolle der Channel spielen soll. Turnaround-Zeit, Bestellungen, Lieferungen und Qualitätslevel sind messbare Grössen. Die wollen wir belohnen. Die entscheidende Frage ist jedoch: Wie viele neue Kunden bringt ein Partner? Das ist für uns noch wichtiger als der reine Umsatz. (Interview: fis)


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