HPs «Storage nach Mass»

4000 HP-Kunden und -Partner leisteten sich eine Reise zu HPs Ensa@work nach Amsterdam. Dort hörten sie, was «New» HP zum Thema Enterprise IT-Infrastruktur zu sagen hat.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/02

     

Olav Swantee hatte alles im Griff. Der Mann, den man hierzulande noch gut als Schweizer Marketingchef von Compaq in Erinnerung hat, moderierte in seiner jetzigen Funktion als HPs Storage-Chef für die Region EMEA die Hauptveranstaltungen des diesjährigen Ensa@work-Events in Amsterdam.
Auf der Bühne wird Swantee immer routinierter und entwickelt sich langsam – und das ist absolut positiv gemeint – zum Rudi Carell der Storage-Industrie. Als Zeremonienmeister durfte Swantee dieses Jahr sogar die HP-Chefin Carly Fiorina höchstpersönlich ankündigen.
In ihrer Keynote erklärte Fiorina, dass sich HP von nun an nicht mehr so sehr danach ausrichte, was die Technologie zu bieten habe, sondern nach den Wünschen der Kunden. Ausserdem erklärte sie den anwesenden Kunden (die grosse Mehrheit der 4000 Zuhörer im Saal) auch gleich, was sie denn in der heutigen Zeit wollen: Die Faszination mit der neusten, heissesten Box oder Killerapplikation sei vorbei.
Was die Kunden jetzt wünschten, sei adaptive, auf Standards basierende, modular ausbaubare Infrastruktur, die sich zusammen mit den Notwendigkeiten des Geschäfts verändern könne. Diese Veränderung der Kundenmentalität sei zudem keine vorübergehende Folge der Konjunkturflaute, sondern strukturell und daher permanent. Die Veränderung werde bestehen bleiben, auch wenn die Wirtschaftslage sich wieder bessere.

Modulare Finanzierung

Im Storage-Bereich hat HP eine neue Version seiner Ensa-Strategie lanciert, die sich jetzt Ensa extended nennt. (Ensa ist die Abkürzung für «Enterprise Networked Storage Architecture», Compaqs altem Slogan für seine Storage-Strategie). Ein wichtiger Aspekt von Ensa Extended sind neue Finanzierungsoptionen - Modularität muss sich schliesslich nicht nur auf das Blech an sich beziehen.
Neben dem altbekannten Leasingmodell bietet HP nun zwei neue Bezahlungsvarianten. Im «Pay-per-Use»-Modell bezahlt der Kunde nur einen Betrag für die tatsächlich benutzte Speicherkapazität – auf ein GB genau. Beim «Pay-per-Forecast»-Modell berechnet sich der Preis aus einer Prognose der zukünftigen Speicherbedürfnisse des Kunden.
Die Prognose wird von HP und dem Kunden gemeinsam erstellt. Wird weniger Speicher gebraucht als erwartet, profitiert HP, wird mehr gebraucht, kommt der Kunde billiger weg. Alle drei Finanzierungsoptionen können übrigens auch gemischt werden.
HPs Financial Services-Tochter, die diese Deals abwickelt, ist die offizielle Besitzerin der Speicher-Systeme wenn diese Finanzierungsoptionen zur Anwendung kommen. Falls der Kunde die Systeme nicht später doch übernimmt, werden sie von HP Financial Services als Occasionen weiterverkauft.

Mehr Aufmerksamkeit für NAS

An den Ensa-Veranstaltungen standen bisher immer SANs (Storage Area Networks) im Vordergrund, während die NAS (Network Attached Storage)-Technologie eher nebenbei behandelt wurde. Diesbezüglich hat HP nun aber eine enge Partnerschaft mit Microsoft verkündet. Die Produkte (Windows powered NAS) sollen gemeinsam entwickelt und vermarktet werden. Das Ziel ist ganz klar, die Marktanteile beider Unternehmen zu erhöhen. Somit dürfte HP auch marketingmässig dem Thema NAS wieder etwas mehr Gewicht geben.

Doch noch Versastor

Versastor, Compaqs Virtualisierungsappliance für das ganze Storage-Netzwerk, wurde schon vor Jahren zum ersten Mal angekündigt, der Termin für die Lancierung auf dem Markt aber immer wieder verschoben – und im letzten Jahr hörte man kaum noch davon. Nun soll Versastor im zweiten Halbjahr 2003 endlich doch noch auf den Markt kommen (Wir klopfen auf Holz).
Heutzutage sind allerdings als Hardware-Plattformen für Management-Applikationen in SANs die bald auf dem Markt erscheinenden «Smart»-Switches in aller Munde. Diese sollen, verglichen mit einem Server, als Plattform eine wesentlich höhere Performance bringen. Den Zeichen der Zeit folgend, wird deshalb statt eines Servers ein «smarter» Fibre Channel-Switch von Brocade als Hardware-Plattform für Versastor dienen.
Nun hat die «alte» HP aber auch eine Virtualisierungsappliance in den Merger eingebracht. Die hiess einst Storageapps SV3000 und wurde jetzt in CASA (Continuous Access Storage Appliance) umbenannt. Die Server-basierte CASA hat gegenüber Versastor einen grossen Vorteil: Sie existiert, ist schon auf dem Markt und funktioniert. In HPs Virtualisierungsvision ist sowohl für Versastor als auch für CASA Platz: Am Besten werden sie, so Martin Regli von HP, zusammen eingesetzt.
Versastor mit seiner höheren Geschwindigkeit würde so die I/O-intensiven Operationen übernehmen, während CASA für die Datenreplikation und -Migration zuständig wäre. Ob die Kunden allerdings die Idee goutieren werden, dass sie so zwei Virtualisierungs-Appliances beschaffen sollen, sei dahingestellt. (hjm)


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