Der auf dem Unix-Markt tanzt

Server Based Computing ist heute vor allem im Windows-Umfeld stark. Ist Tarantella die Chance für Unix-VARs, ebenfalls vom soliden Thin-Client-Markt zu profitieren?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/09

     

Server Based Computing (SBC) ist heute vor allem im Windows-Umfeld ein Thema. Es gibt aber auch Unternehmen mit heterogenen IT-Infrastrukturen, die Interesse haben, meint Edgar Bruhin (Bild) von der Rotkreuzer BWO Trading AG. Metaframe von Citrix gibt es zwar auch für verschiedene Unix-Plattformen, Citrix machte allerdings 2001, gemäss den Marktforschern von Giga, nur gerade 1 Prozent seines Umsatzes im Unix-Umfeld.
Das Engagement von Citrix scheint denn auch eher halbherzig. Die Produkte für Unix haben nicht den gleichen Funktionsumfang wie das Windows-Produkt, wann ein Update erfolgt, ist noch unklar. Ganz auf diese Nische spezialisiert ist allerdings das Metaframe-Pendant Tarantella.
Das Produkt mit dem tänzerischen Namen, seit Februar in der Version 3.2 erhältlich, wird vom gleichnamigen US-Unternehmen hergestellt, das letztes Jahr aus der ehemaligen SCO entstanden ist. Die oben erwähnte BWO ist als Systemintegrator selbst Tarantella-Reseller. Seit einem Jahr ist das Rotkreuzer Unternehmen aber auch der offizielle Distributor, oder wie es Bruhin lieber ausdrückt, «Brand Marketer» für Tarantella in der Schweiz.

Eine Marktlücke?

BWO ist 1995 entstanden und beschäftigt heute 20 feste Mitarbeitende und etwa ebenso viele Freelancer. Gross geworden sei das Unternehmen im Finanzbereich, erzählt Bruhin, vor allem mit Multiscreen-Arbeitsplätzen für Börsenmakler. Ursprünglich war man selbst Citrix-Reseller, habe sich dann aber nach einer Alternative umgesehen.
Vor vier Jahren sammelten die Rotkreuzer die ersten Erfahrungen mit Tarantella. Inzwischen haben BWO und seine bisherigen Partner in der Schweiz Tarantella bei rund 40 Kunden mit zwischen zehn und 300 Usern installiert.
Während es für reine Unix-Plattformen noch Konkurrenzprodukte gebe, sei Tarantella in heterogenen Umfeldern eigentlich allein auf weiter Flur, erklärt Bruhin. Das Produkt biete daher vor allem für Unix-lastige VARs die Gelegenheit, ebenfalls auf den SBC-Zug aufzuspringen und den Kunden damit eine zusätzliche Leistung und natürlich die entsprechenden Services bieten zu können. Als zusätzlichen Anreiz sieht er die kleinere Dichte der Anbieter in diesem Umfeld, was sich bei Projekten positiv auf die Marge auswirken sollte.

Argument Technologie

Gemäss Giga ist aber halt auch die Nachfrage für SBC-Produkte im Unix-Bereich sehr beschränkt. Bruhin sieht das etwas anders: Gerade bei Banken, Investmentfirmen und anderen Finanzinstituten, also dort, wo BWO selbst tätig ist, sowie bei grösseren IT-Unternehmen selber gebe es heterogene Umgebungen und auch ein grosses Interesse an SBC.
Das Problem heutzutage dürfte aber sein, das vorhandene Interesse in konkrete Projekte umzumünzen. Bruhin ist es klar, dass Tarantella hierzulande noch wenig bekannt ist. Das Unternehmen Tarantella bezeichnet er als «technologielastig», und auch die Marketingpower von BWO ist natürlich beschränkt. Die besten Chancen bieten sich seiner Meinung nach daher dort, wo frisch evaluiert wird – wenn es gelingt, dem Kunden die technologischen Vorteile der Tarantella-Lösung klarzumachen. (hjm)

Tarantella vs. Metaframe

Tarantella bietet, gemäss Edgar Bruhin, einen ähnlichen Funktionsumfang wie Metaframe und kostet pro Arbeitsplatz auch etwa gleich viel (Lizenzkosten). Einen Vorteil sieht er in der sehr schnellen Implementierung: Eine Installation für bis zu 100 User sei typischerweise innert drei Tagen erledigt, ein Tag für die Installation und Integration, ein Tag für die Inbetriebnahme und Schulung des IT-Personals, ein Tag für die Anpassung des Webportals und die Schulung der Enduser. Entsprechend gering sei daher auch der Schulungsaufwand für VARs, die Tarantella in ihr Angebot aufnehmen möchten.
Tarantella ist aber ganz klar für heterogene Umfelder konzipiert und daher nur am Rande eine direkte Konkurrenz für Metaframe. Tarantella läuft auf dedizierten Unix- oder Linux-Server-Clustern, die eine Zwischenschicht zwischen den Anwendungsservern und den Clients bilden. Auf Clientseite genügt ein handelsüblicher Webbrowser, oder es kann ein Native Client unter Sun, Windows, Linux usw. eingesetzt werden.


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