T&N regelt mit WTG Unternehmensnachfolge
Quelle: WTG/T&N

T&N regelt mit WTG Unternehmensnachfolge

T&N gehört neu zur deutschen WTG Gruppe, Gründer Hermann Graf regelt somit die Nachfolge des ICT-Dienstleisters aus Dietlikon und hat bereits den Ruhestand im Blick. Vorerst steht aber Kontinuität auf der Agenda.

Artikel erschienen in IT Reseller 2025/07

   

Das M&A-Karussell im IT-Channel dreht sich weiter: Der Schweizer ICT-Dienstleister T&N gehört ab sofort zur deutschen WTG Gruppe. Ende Mai hat WTG mit Sitz in Berlin rückwirkend zum 1. Januar 2025 100 Prozent der Aktien der T&N Holding und damit alle verbundenen Unternehmen in der Schweiz und Österreich übernommen. Insgesamt beschäftigt T&N aktuell rund 180 Mitarbeitende an zwölf Standorten.


Künftig soll der ICT-Dienstleister mit Hauptsitz in Dietlikon innerhalb der Gruppe die Märkte Schweiz und Österreich abdecken, er bleibt dabei zu grossen Teilen eigenständig. WTG mausert sich wiederum zu einer Unternehmensgruppe mit über 500 Mitarbeitenden an 25 Standorten in Deutschland, Polen, Spanien, Österreich und der Schweiz, die vor allem in den Bereichen IT-Security, Cloud-Services, Netzwerk- und Kommunikationstechnologien sowie Modern Workplace aktiv ist. «Mit T&N gewinnen wir nicht nur ein hervorragend aufgestelltes Unternehmen, sondern vor allem ein Team, das unsere Werte teilt – und unsere Ambition, den digitalen Wandel aktiv zu gestalten», so Dirk Walla, CEO der WTG. «Diese Partnerschaft eröffnet uns neue Perspektiven: für Innovation, Wachstum und eine noch ­stärkere Kundennähe in der DACH-Region.» Die Verbindung der beiden Unternehmen schaffe neue Synergien in der Technologieentwicklung, im Projektgeschäft und in der Kundenbetreuung.

«Loslassen gehört zum Unternehmertum»

Für die T&N-Gründer Brigitte und Hermann Graf ist die Übernahme wiederum ein wichtiger Schritt, um nach rund 30 Jahren im IT-Geschäft die Unternehmensnachfolge zu regeln und somit die Zukunft des ICT-Dienstleisters in neue Hände zu legen. Denn Hermann Graf wird nur noch bis zum 31. März 2026 als CEO und Mitglied des Verwaltungsrats agieren, ab diesem Zeitpunkt ausschliesslich als Verwaltungsrat und in beratender Funktion. Dann soll ein neuer CEO bei T&N übernehmen. «Loslassen gehört zum Unternehmertum», sagt Graf auf Rückfrage von «IT Reseller». «Nur so können sich Dinge weiterentwickeln, neue Ideen Raum bekommen und andere Verantwortung übernehmen. Zudem werde ich dieses Jahr 65 – es ist der richtige Zeitpunkt.»


Die Entscheidung für WTG ist dabei kein Zufall oder etwas schlicht die Wahl des Höchstbietenden. Sie folgte auf einen sorgfältigen Auswahl- und Abstimmungsprozess. Beide Unternehmen betonen, wie ideal sich nicht nur die jeweiligen Portfolios, sondern auch die Mindsets ergänzen würden. «Was uns mit WTG verbindet, ist mehr als nur ein ähnliches Leistungsangebot – es ist ein gemeinsames Verständnis dafür, wie man Dinge anpackt: lösungsorientiert, direkt und mit hoher Qualität. Unsere Teams ticken ähnlich, was die Zusammenarbeit auf Anhieb unkompliziert und vertrauensvoll macht», führt Graf aus. «Wir sehen darin eine echte Chance, voneinander zu lernen: Unsere Kolleginnen und Kollegen in Deutschland profitieren von unserem Know-how im IT- und Security-Bereich, wir wiederum erhalten neue Impulse in anderen Geschäftsfeldern. Dieses gegenseitige Stärken ist aus unserer Sicht ein grosser Gewinn.»

Zusammenschluss zweier Traditionsunternehmen

Vom Zusammenschluss zweier Traditionsunternehmen ist im Zuge der Akquisition die Rede. Immerhin blickt nicht nur T&N, sondern auch WTG auf eine beachtliche Firmengeschichte: Das Unternehmen aus Berlin konnte Ende 2024 sein 111-jähriges Jubiläum feiern (Gründung 1913 als Westfälische Telefon-Gesellschaft). Bereits zu diesem Anlass erklärte Inhaber Gerrit F. Schütze, Enkel des Firmengründers Wilhelm Schütze, dass ein besonderes Augenmerk auf Zukäufen liege, um neue Technologien und Märkte erschliessen zu können. «Wir haben in den letzten Jahren gezielt in Unternehmen investiert, die unser Portfolio ergänzen und deren Know-how wir integrieren konnten. Dadurch bleiben wir immer an der Spitze der technologischen Entwicklungen.» 2021 übernahm WTG den ICT-Dienstleister Comtel, 2022 den Softwareentwickler VSF Experts und Schattenberg Sicherheitstechnik, 2023 dann die E-Commerce-Plattform Tenovis Direct – und nun folgt mit T&N der gezielte Schritt in die Schweiz.


Was Hermann Graf im Zuge der Einigung besonders wichtig war: WTG setzt auch nach der Übernahme auf Kontinuität, T&N bleibt als Marke und Unternehmen weitestgehend unverändert bestehen. «Es gibt keine Standortschliessungen, keine Fusion im klassischen Sinn. Jede Organisation bearbeitet ihr Marktgebiet, alle Arbeitsverträge bleiben unverändert. So sichern wir Kontinuität – und schaffen gleichzeitig Raum für Neues», berichtet T&N-Gründer Graf. Beständigkeit gilt auch für die aktuelle Geschäftsleitung sowie die Rechtsform und die grundsätzliche Unternehmensstruktur. Und auch für die Kunden soll sich nichts ändern, die Ansprechpartner bleiben, lediglich das Leistungsportfolio wird sich durch den Zusammenschluss erweitern.

Weiteres Wachstum in der DACH-Region

Überstürzen will die neu gestärkte Unternehmensgruppe aber nichts. Stattdessen geben sich alle Beteiligten bewusst Zeit, wie Graf erklärt, und sondieren Synergien und künftige Wachstumspläne. «In den nächsten 24 Monaten wollen wir voneinander lernen. Mit Augenmass und Innovationsfreude prüfen wir, welche Angebote für welches Land und die DACH-Region sinnvoll sind.» Vorerst bleibe daher alles wie gewohnt: «Doch mit der richtigen Balance aus Bewährtem und Neuem entstehen oft ganz von selbst gute Impulse.» Dennoch steht ein Ziel bereits im Raum: WTG und T&N wollen in der DACH-Region und in Europa weiter wachsen, «stets mit Bodenhaftung», wie Graf betont. Die bisherige Strategie der Berliner Unternehmensgruppe lässt aber vermuten, dass weitere Zukäufe eine zentrale Rolle spielen könnten.

Herrmann Graf plant hingegen seinen Abschied aus der Unternehmenswelt. Er zieht sich im kommenden Jahr sukzessive aus dem Berufsleben und aus dem Management von T&N zurück, um sich auf neue Perspektiven zu konzentrieren. «Ich freue mich sehr darauf, nach Jahren der ständigen Erreichbarkeit wieder mehr Freiheit über meine Zeit zu haben. Diese möchte ich gemeinsam mit meiner Frau Brigitte, die auch im Verwaltungsrat aktiv war, geniessen – mit offenen Augen für neue Erfahrungen und allem, was das Leben noch bereithält.» (sta)


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