Securepoint gibt in der Schweiz Gas. Dabei hatte CEO René Hofmann noch im vergangenen Jahr im Gespräch mit «IT Reseller» konstatiert, dass der deutsche Security-Anbieter hierzulande bisher «mit angezogener Handbremse» unterwegs sei («IT Reseller»-Ausgabe 6/2025) – zu diesem Zeitpunkt aber bereits weitere Investitionen in den Standort angekündigt. Nun ging es schnell,
Securepoint geht die eigenen Wachstumspläne an und hat mit Dalibor Stankovic seit Februar einen regionalen Channel Account Manager an Bord. Stankovic kommt vom Drucker-Spezialisten Brother und soll nun als direkter Ansprechpartner für den Channel in der deutschsprachigen Schweiz fungieren, Geschäftschancen ausloten und nicht zuletzt neue Partner gewinnen.
Potenzial für gemeinsames Wachstum gibt es laut René Hofmann ohnehin mehr als genug. Aktuell arbeitet Securepoint in der Theorie zwar bereits mit mehreren Hundert Partnern in der Schweiz zusammen, tatsächlich aktiv sind jedoch nur rund hundert der IT-Dienstleister. Allerdings nehmen sowohl Engagement als auch Aufmerksamkeit für das Portfolio spürbar zu, dafür würde schon jetzt die steigende Zahl der Kontaktpunkte sprechen, so der CEO. «Zudem spielt uns die globale Entwicklung in die Hände.» Konkret denkt Hofmann dabei an die turbulente US-amerikanische Politik und immer mehr Unternehmen, die über digitale Souveränität nachdenken und sich mittlerweile die Frage stellen, ob europäische IT-Anbieter nicht die verlässlichere Wahl sind – gerade bei kritischen Themen wie Cybersecurity. «Das ist ganz klar auch ein Thema in der Schweiz.»
Cybersecurity aus Europa
Securepoint kann in diesem Spannungsfeld seinen Standortvorteil voll ausspielen. Das Unternehmen sitzt in Deutschland, hat sich Ende der 90er Jahre selbst aus einem IT-Dienstleister herausentwickelt und agiert bis heute unabhängig. Und dass mit Hornetsecurity nun auch noch ein direkter deutscher Mitbewerber von den US-Amerikanern von Proofpoint gekauft wurde, schafft für das Team aus Lüneburg weitere Chancen in einem Markt, der sich hauptsächlich durch einen straffen Verdrängungswettbewerb auszeichnet.
Der Start mit neuer Stärke scheint zumindest geglückt. Anfang Juni machten die Sec Days, das Roadshow-Format von
Securepoint, auch in Männedorf bei Zürich halt. Das Interesse war gross, wie Channel Account Manager Stankovic berichtet. Zahlreiche potenzielle neue Partner nahmen teil, für den neuen Schweizer Ansprechpartner war es zudem die perfekte Gelegenheit, um sich dem Netzwerk vorzustellen und die hiesigen IT-Dienstleister auf die gemeinsame Zusammenarbeit einzuschwören. Dabei zielt Securepoint vor allem auf den KMU-Bereich ab und auf klassische IT-Anbieter mit einem breiten Angebotsspektrum. Zwar lehne man auch die Zusammenarbeit mit IT-Security-Spezialisten selbstverständlich nicht ab, wie René Hofmann betont. Der Fokus liege aber klar auf den IT-Allroundern, die Cybersecurity als einen Bestandteil ihres Portfolios verstehen: «Das ist unser Kerngeschäft.»
Zusammenarbeit so einfach wie möglich gestalten
Umso wichtiger ist es laut dem CEO, diesen Partnern, die nicht immer über tiefgreifendes Security-Know-how verfügen, die Arbeit mit den eigenen Produkten so einfach wie möglich zu gestalten. Ein Beispiel: Adaptive Secure Connect. Das neue Feature der UTM-Firewalls von
Securepoint soll die manuelle Konfiguration von VPN-Tunneln nahezu vollständig automatisieren und die Einrichtungszeit somit deutlich verkürzen. Hinzu kommt neu auch Zero-Touch-Enrollment für die Firewalls, also die komplett remote abbildbare Inbetriebnahme der Geräte. Funktionen wie diese sollen die oft stark ausgereizten Ressourcen der Partner entlasten und es nicht zuletzt IT-Dienstleistern ohne Security-Schwerpunkt ermöglichen, dennoch ein entsprechendes Angebot auf die Beine stellen zu können. In Summe brauche sich Securepoint mit diesem Angebot sowohl technisch als auch preislich nicht verstecken, im Gegenteil, betont Hofmann: «Das ist Verdrängungsgeschäft und wir spielen hier absolut auf Augenhöhe mit.»
Differenzieren kann sich Securepoint im straffen Wettbewerbsgefüge laut dem CEO zudem durch die enge Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern. Für diesen Zweck beschäftigt der Anbieter ein Support-Team mit aktuell rund 50 Mitarbeitenden, die stets pragmatisch und schnell bei Anfragen reagieren sollen. «Deswegen entscheiden sich viele Unternehmen für uns, das schaffen die anderen nicht. Und das machen wir nicht erst ab einer Million Umsatz. Sondern schon ab den ersten fünf Franken.» Logistische Kapazitäten für einen schnellen Hardware-Support in der Schweiz sollen in Zusammenarbeit mit Wortmann ebenfalls in Kürze folgen.
«Organisch und vernünftig wachsen»
Ziel ist es, den Channel in der Schweiz auszubauen. Hofmann will die Zahl der aktiven regionalen Partner bis Ende des Jahres von 100 auf rund 150 steigern. Die Umsetzung liegt aber nicht nur in den Händen von Channel Account Manager Dalibor Stankovic, sondern auch bei den Distributions-Partnern. Und auch hier hat
Securepoint Neuigkeiten im Gepäck: Der Anbieter will sich «breiter aufstellen». Allerdings befinde man sich aktuell noch in den Verhandlungsgesprächen und könne daher noch nicht mehr sagen, so der CEO. Der Ausbau des Schweizer Partnernetzwerks werde mit Nachdruck angegangen, benötigt nun aber Zeit, ungefähr drei Jahre. «Uns geht es darum, organisch und vernünftig zu wachsen.» Und das nicht nur hierzulande, ähnliche Ziele verfolgt Securepoint parallel auch in Österreich, zusammen mit Distributor Wortmann sondiert der Security-Anbieter zudem den Markt in Polen. René Hofmann ist überzeugt, dass die globale Lage für diese Expansionspläne derzeit den idealen Rahmen bildet: «Jeder sollte sich aktuell fragen, inwiefern er sein Wertesystem neu justieren muss.» Im Security-Bereich gehe es heute nicht mehr allein um den Preis oder um die Grösse der Marke. Viel mehr stünden Verlässlichkeit, Vertrauen und Souveränität im Zentrum. «Diese Diskussion muss jedes Unternehmen intern führen.»
(sta)