Viele Pressestellen arbeiten an Journalisten vorbei

Informationen fliessen zu spärlich, geliefertes Material ist zu werbelastig, Termine werden nicht eingehalten. Pressestellen schaden so mehr als sie nützen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/22

     

Die Kommunikationsberatungsfirma Wiegand & Wiegand hat fast 300 deutsche Journalisten zu ihren Erfahrungen mit Pressestellen befragt. Das Ergebnis formuliert die Firma knallhart: «In Pressestellen herrscht Ahnungslosigkeit über die Bedürfnisse der Medien». Dieses Urteil bezieht sich vor allem auf kleine und mittlere Unternehmen, dort sei die Pressearbeit «besonders mangelhaft».

Belanglose Informationen

In den Unternehmen werde zuviel «belangloser Informationsmüll» produziert, so Wiegand &
Wiegand. Auf Anfragen reagieren die Pressestellen oft viel zu langsam, während die Journalisten unter Termindruck stehen und auf Antwort warten.
Kritisch wird es endgültig, wenn die Firma in der Krise steckt und gegen Journalisten, statt diese so weit als vertretbar zu informieren, «gemauert» werde.
Firmeninhaber Wolf Wiegand erklärt denn auch: «Die Medien wünschen kein PR- und werbelastiges Material, sondern partnerschaftlich-transparente Pressearbeit und kompetente Gesprächspartner.» Denn natürlich sind die Medien auch auf die Zuarbeit der Pressestellen angewiesen, sie müssen aber auch auf zuverlässige Unterstützung vertrauen können.

Erpressungsversuche

Haarig ist auch eine österreichische Studie der Agentur Results & Relations. Demnach haben bereits zwei Drittel aller österreichischen Redaktoren schon mindestens einmal die Forderung gehört, sie sollten eine PR als redaktionellen Artikel erscheinen lassen. Bei Nichtbeachtung wurde mit Inseratentzug gedroht, erwähnt, dass man den Herausgeber kenne oder zu schlichten Bestechungsversuchen gegriffen. Zwei Drittel der österreichischen PR-Leute würden von Zeit zu Zeit solche Beeinflussungsversuche starten.
In Deutschland sieht es offenbar noch schlimmer aus, dort hatten 90% (!) der befragten Journalisten solche Drohung schon einmal erhalten. So schlimm steht es hierzulande sicher noch nicht, Umfragezahlen für die Schweiz liegen allerdings noch nicht vor. (ava)


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