Offertenprofi: Von Mitarbeiter*Innenden und ­Fachkräfterichen
Quelle: CSK Management

Offertenprofi: Von Mitarbeiter*Innenden und ­Fachkräfterichen

von Christopher S. Kälin, Managing Partner bei CSK Management

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2022/07

     

Darf ich als weisser Ü50-Mann in meinen Angeboten noch vom «Kunden» und von «Mitarbeitern» schreiben, ohne gleich als vorgestriger Macho verurteilt zu werden? Sind es «MitarbeiterInnen», «Mitarbeiter/innen», «Mitarbeiter*Innen» oder vielleicht besser «Mitarbeitende»?

Ich habe kürzlich mit einer Lehrerin (eindeutig weiblich) gesprochen, die sich darüber aufgeregt hatte, dass in einem Zeitungsartikel über eine Schule von «Lehrern» und nicht von «Lehrpersonen» die Rede war und somit die weiblichen Mitarbeitenden der Schule diskriminiert würden. Ich entgegnete, dass der Artikel von «Person» weiblich sei und damit bei Anwendung dieser Logik potenziell wiederum die männlichen und auch die anderen Ausprägungsformen des Geschlechts diskriminiert würden. Sie meinte dann, dass die Mehrheit der Lehrpersonen aber weiblich sei, und dass daher die (männliche) Form «Lehrer» das falsche Bild entstehen liesse. Für mich hingegen, wenn ich das Wort «Lehrer» höre, erscheint in meinem geistigen Auge eben die Gruppe an Lehrkräften aus meiner Schulzeit. Und weil die Mehrheit weiblich war, habe ich beim Hören des Wortes «Lehrer» auch das Bild einer mehrheitlich weiblichen Berufsgruppe im Kopf. Unsere Diskussion driftete endgültig ins Absurde ab, als wir dann diskutierten, ob es richtig wäre, auch von «IdiotInnen», «SiegerInnen» und «Fachkräfterichen» zu sprechen… Einig wurden wir nicht. Wir waren immerhin beide der Meinung, dass in Sachen Gleichstellung sicher noch einiges zu tun sei. Wie das jedoch in der Sprache abgebildet werden sollte (eben das Gendern), da konnten wir uns nicht finden.
Es gibt scheinbar sechzehn (!) verschiedene, gendertechnisch korrekte Formen für «ein Mitarbeiter». Unter anderem mit Sternchen, Unterstrich und Doppelpunkt. Ich finde das (trotz grösstem Verständnis für die Motivation dahinter) sprachlich gruselig. Um es klarzustellen: Ja, ich bin für uneingeschränkte Gleichstellung. Ob die Gleichstellung auch zwingend kryptische Genderformulierungen bedingt, bleibt für mich aber diskutabel.


Eines ist klar: In Sachen Gendern gibt es unterschiedliche Sichtweisen, und es kann seeeehr emotional werden. Und damit zurück zur Frage, wie man es in Offerten mit dem Gendern halten soll. Gerade bei einem Angebot mit hohem Umsatzpotenzial wollen Sie ja den Kunden emotional ansprechen und alles richtig machen, um die Verkaufs­chancen zu maximieren. Deshalb hat das Gendern ein hohes Gewicht erhalten. Ich empfehle: Versuchen Sie herauszufinden, wie die Präferenzen Ihres Kunden liegen, indem Sie in Dokumenten aus seiner/ihrer Feder prüfen, wie er/sie selbst gendert. Entsprechend sollten Sie das dann auch in Ihrem Angebot kundenorientiert umsetzen. Sonst, falls Sie (wie ich) finden, dass die neuen Genderformen die Sprache verkomplizieren und den Lesefluss stören, platzieren Sie wenigstens einen entsprechenden Disclaimer, in dem Sie kurz darauf hinweisen, dass die verwendeten Formen selbstverständlich für alle Geschlechter gelten. Denn: Auch die Kundin ist Königin.

Christopher S. Kälin

Christopher S. Kälin ist Managing Partner bei CSK Management und verhilft seinen Kunden zu Umsatzsprüngen mit besseren Offerten und effizientem Angebotsmanagement. Zu seinen Kunden gehören grosse und kleine Unternehmen aller Branchen sowie das Who-is-Who der IT-Welt. Er ist der Autor des Standardwerks «Das grosse Bid-Management-Kompendium» und wurde 2013 von APMP mit dem prestigeträchtigen Fellow Award ausgezeichnet.


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