Schmiergeldvorwürfe gegen Microsoft
Quelle: Unsplash (Lucas Favre)

Schmiergeldvorwürfe gegen Microsoft

Ein ehemaliger Microsoft Manager erhebt schwere Vorwürfe gegen den Konzern. Es geht um Korruption und Schmiergeldzahlungen im mittleren Osten und in Afrika.
28. März 2022

     

Auf der Whistleblower-Plattform Lioness ist ein Bericht veröffentlicht worden, in dem schwere Vorwürfe gegen Microsoft erhoben werden. Yasser Elabd, als Manager bei Microsoft zwischen 1998 und 2018 im mittleren Osten und in Afrika tätig, berichtet dabei detailliert von Korruption und Schmiergeldzahlungen. 2016 sei er über einen Deal in einem afrikanischen Land gestolpert, bei dem 40'000 Dollar aus einem Business-Investments-Fonds geflossen seien, um diesen abzuschliessen. Er sei misstrauisch geworden, unter anderem deshalb, weil der involvierte Partner nicht qualifiziert gewesen sei für das Projekt und zudem vor Monaten aus Microsofts Partnerprogramm ausgeschlossen wurde. Er habe den Fall seinen Vorgesetzten sowie der Rechts- und HR-Abteilung gemeldet, worauf die Zahlung zwar gestoppt worden sei, aber keine Schritte unternommen wurden, die Sache genauer zu untersuchen. Zudem sei er gemassregelt worden – sein Job sei es, so viel Umsatz wie möglich zu generieren, dazu gehöre auch, die Augen abzuwenden, wenn dies nötig sei, so sein Vorgesetzter. Daraufhin habe er die Sache weitergezogen, inklusive einer E-Mail an Microsoft-CEO Satya Nadella, schreibt Yasser Elabd weiter. Dies habe dazu geführt, dass ein Vice President ihm zurückgemeldet habe, durch die Eskalation der Geschichte an Nadella habe er sein Einweg-Ticket raus aus Microsoft gebucht.


Danach sei er systematisch aus wichtigen Deals ausgeschlossen und geschnitten worden, bevor er Mitte 2018 entlassen wurde. Zwei Jahre später dann sei ihm klar geworden, warum die Verantwortlichen seine Fragen fürchteten, nachdem ein ehemaliger Arbeitskollege, der in Saudi-Arabien tätig war, ihm E-Mails und Dokumente weiterleitete, die aufzeigten, dass die Korruption weit tiefer ging als von ihm erwartet.
Yasser Elabd beschreibt ausführlich eine Reihe von fragwürdigen Praktiken – Discounts, die gewährt, aber nicht an den Kunden weitergegeben wurden, Lizenzzahlungen für Hardware, die nicht vorhanden war oder Zahlungen für Softwarelizenzen, die nie genutzt wurden, weil dazu gar keine Rechner vorhanden waren. Auch berichtet er von Partnern, bei denen Microsoft fast 20 Millionen Dollar abschreiben musste und die früher mehrere Mitarbeitende beschäftigten, die zum Zeitpunkt des Abschreibers dann für Microsoft tätig waren. Auch gefälschte Bestellungen, die genutzt wurden, um die eigenen Boni hochzutreiben, seien eine gängige Praxis gewesen – nebst anderem.

Yasser Elabd schliesst mit der Schätzung, dass jährlich mindestens 200 Millionen für Korruption ausgegeben würden und an Microsoft-Mitarbeitende, Partner und Regierungsangestellte fliessen. Er rechne, dass 60 bis 70 Prozent der Microsoft-Verkäufer und Manager im mittleren Osten, in Afrika und in Teilen Europas solche Gelder kassieren würden. Bezüglich der korrupten Regierungen nennt er die Länder Ghana, Nigeria, Zimbabwe, Qatar und Saudi-Arabien.


Die Anschuldigungen dürften auch kein Schock sein, so Yasser Elabd, schliesslich habe die US-Regierung Microsoft 2019 zu einer Strafe von gut 25 Millionen Dollar für Bestechung in Ländern wie Ungarn, der Türkei, Saudi-Arabien und Thailand verdonnert. Damals musste Microsoft die Geschäftsbeziehungen mit einem bestimmten involvierten Partner einstellen. Die Zusammenarbeit mit diesem Partner laufe aber bis heute weiter – einfach über eine Drittpartei. Schockierend sei hingegen, so Yasser Elabd, dass die US-Behörden bis heute keine weiterführenden Untersuchungen vorgenommen hätten, obwohl er seine Beweise mehrmals eingereicht hätte. Es hiess, aufgrund der Pandemie sei es nicht möglich, den Fall vor Ort zu untersuchen. Deshalb wohl nun sein Schritt an die Öffentlichkeit als Whistleblower. (mw)


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