Apple auch in der Schweiz mit guten Resultaten

Alles in allem schaut Apple auf ein gutes Jahr zurück. Doch Motorolas Schwierigkeiten mit den hoch getakteten G4-Prozessoren zwingen zu Anpassungen bei der neuen «Gigaflop-Macs».

Artikel erschienen in IT Reseller 1999/19

   

Bei einem Umsatz von 6,1 Mrd. Dollar erwirtschafte Apple im vergangenen Geschäftsjahr einen Gewinn von 601 Mio. Dollar. Der Gewinn lag damit weit über den Erwartungen. Die Zeiten der horrenden Verluste sind Vergangenheit und Steve Jobs kann zufrieden sein . Dass das vierte Quartal trotz allem das schwächste dieses Jahres war, wird vor allem auf die Produktionsschwierigkeiten von Motorola und die daraus resultierenden Lieferprobleme für die neuen G4-Rechner zurück geführt.
Auch die Schweizer Ergebnisse dürfen sich sehen lassen, wie General Manager Martin Hagger an der Jahrespressekonferenz ausführte. Auch wenn traditionell keine Länderzahlen genannt werden, liess Hagger doch durchblicken, dass sich der Umsatz bei rund 120 Mio. Dollar bewege und die Schweiz ihren Ruf als «Macintosh-Land» bestätigt habe.
Die Umsatzsteigerungen führte Hagger in erster Linie auf die Erfolge im Consumerbereich zurück, wo sich Apple als Nummer Zwei hinter Compaq etablierte: «Wir haben eine ausgesprochen treue Kundschaft im Profibereich, aber zusätzliche Marktanteile müssen wir ausserhalb der etablierten Basis gewinnen.» Dazu will Apple Schweiz den Retailkanal weiter ausbauen, insbesondere durch den iMac-Verkauf in den Poststellen und mit einem verbesserten Shop-in-Shop-Konzept bei Manor. Hagger: «15 bis 29-Jährige gehen in der Schweiz durchschnittlich einmal pro Woche zur Post. Das ist ein gewaltiges Potential und genau die Kundschaft, die wir ansprechen wollen.» Am 4. November soll der Verkauf in 21 Poststellen losgehen und dann systematisch ausgebaut werden.
Andererseits werden über den direkten und indirekten Händlerkanal, so Hagger, in rund 250 auf Kundensegmente spezialisierten Points of Sale die professionellen Anwender mit den Highend-Maschinen beliefert. «Im übrigen», so Hagger, «werden unsere Anstrengungen im Retailbereich letztlich auch dem Fachhandel zugute kommen. Wer in der Post mit dem Mac in Kontakt kommt, wird möglicherweise später beim Fachhändler kaufen.» Davon sind allerdings, wie Hagger zugeben musste, längst nicht alle Händler überzeugt.

Vorläufig keine 500-MHz-G4-Macs

In das neue Geschäftsjahr blickt Apple mit Optimismus, liegen doch weltweit Bestellungen im Wert von 700 Mio. Dollar vor: 300’000 für das vor anderthalb Monaten angekündigte iBook und bereits 250’000 für die vor gut einer Woche angekündigten neuen iMacs.
Für die G4-Powermacs gibt es rund 90’000 Bestellungen. Hier musste Apple allerdings etwas zurückstecken, da Motorola offensichtlich nicht in der Lage ist, genügend mit 500 MHz getaktete G4-Prozesoren zu liefern. Alle drei Konfigurationsvarianten werden daher um je 50 MHz verlangsamt. Die Standardvariante (mit der Velocity-Engine, aber noch mit dem alten Board) wird nun mit einem G4/350 MHz-Prozessor ausgeliefert, die beiden Konfigurationen mit dem neuen Board und dem 100 MHz-System- Bus mit 400- resp. 450-MHz-Prozessoren.
Die Preise für die einzelnen Konfigurationen wurden trotz langsameren Prozessoren nicht korrigiert. Begründet wird dies damit, dass einerseits die Velocity-Engine und das Board den entscheidenden Schnelligkeitsvorteil bringe, gegenüber dem die kleinere Taktrate nicht so stark ins Gewicht falle. Anderseits wurde geltend gemacht, dass durch das Erdbeben in Taiwan die Speicherpreise gestiegen seien und so oder so zu einer Anpassung gezwungen hätten. Ob nicht zumindest eine symbolische Preisreduktion zu mehr Goodwill bei den Kunden geführt hätte, bleibe dahin gestellt, genau so wie die Frage, wie weit sich die bisherigen Besteller durch die Massnahme geprellt fühlen werden. Schliesslich hatte Steve Jobs bei der Einführungsveranstaltung nicht zuletzt mit der Taktrate geprahlt und die Überlegenheit gegenüber Intel-Rechnern mit einer mit 500 MHz getakteten Einheit demonstriert.

MacOS 9 ab November

Dafür versprach Hagger, dass die neuen G4-Rechner jetzt aufgrund der Neukonfiguration auch wirklich über Apple Store und Fachhandel in ausreichenden Stückzahlen erhältlich sein werden und zwar die 350er-Modelle ab sofort, die 400er ab Woche 42 und die 450er ab erster Novemberwoche. Der neue Flachbildschirm wird aber weiterhin nur zusammen mit den 400 und 450 MHz-Konfigurationen und ausschliesslich über den Apple Store angeboten.
Ebenfalls in der ersten Novemberwoche wird das neue MacOS 9 vertrieben. Es bringt vor allem eine Verbesserung der Suchmaschine Sherlock, mit der sich nun im Internet u.a. auch gezielt E-Commerce-Angebote abrufen lassen. Ausserdem stehen verschiedenen Anwendern auf ein und derselben Maschine durch Passwörter gesicherte, eigene Oberflächen mit unterschiedlichen Privilegien zur Verfügung. Zum Einloggen genügt ein gesprochenes Passwort. Allerdings kann, wie eine Demonstration zeigte, schon eine kleine Erkältung dazu führen, dass die Stimme nicht mehr erkannt wird und das Passwort nach wie vor getippt werden muss. Verständlich – welcher brandneue Macintosh möchte sich denn auch gleich bei ersten Kontakt mit dem Benutzer ein Virus einfangen. (fis)


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