Think Digital: Vielfalt gewinnt, Monokultur verliert
Quelle: zVg

Think Digital: Vielfalt gewinnt, Monokultur verliert

Von Joerg Schwenk

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2020/04

     

Der Begriff Monokultur bezieht sich in aller Regel auf die starke Spezialisierung von Agrarbetrieben auf einige wenige Produkte. Eine Monokultur birgt die Chancen, den Betrieb in jeder Hinsicht effizient zu gestalten. Das Risiko dabei ist, dass dies nur solange gilt, solange alles in vorhergesehenen Bahnen verläuft.

Die Beschränkung auf nur wenige Produkte macht den Anbieter zwar stark und effizient, zugleich aber oft genug auch abhängig von der Nachfrage am Markt sowie dessen Preis­gefüge. Auch hier wirkt letztlich die Mechanik von Angebot und Nachfrage. Je mehr von etwas angeboten wird, desto weniger wird gemeinhin dafür bezahlt. Es fungiert der Preis ­als gleichgewichtsbildende Variable, denn das Gleichgewicht ist es, was zu erzielen gewünscht wird, so zumindest die Theorie.


Angebotsseitig ist der Trend zur Monokultur zunehmend auch in unserer ICT-Landschaft erkennbar. Vieles konzentriert sich auf die grossen internationalen Player am Markt. Als Folge steigt deren Marktmacht, und ob der grossen Zahl an Wiederverkäufern sinken in aller Regel die ­Margen.
Nachfrageseitig sind viele Märkte heute auf ganzer Linie gesättigt. Ein Markt gilt als gesättigt, wenn der effektive Absatz aller Anbieter dem jeweiligen Marktpotenzial – also der Nachfrage – entspricht. Die Folge, wie bereits ­geschildert: Preise und Margen sinken in aller Regel.

Auch unsere ICT-Märkte sind geflutet von Waren, die von den Abnehmern – und das kommt erschwerend hinzu – als austauschbar wahrgenommen werden. In solchen Käufermärkten entscheiden denn auch die Abnehmer, welchen Preis sie für welches Produkt und welche Menge sie zu zahlen bereit sind. An diesem Punkt sind wir heute leider in vielen Fällen angekommen. Umso erstaunlicher: Anbieter und Wiederverkäufer schiessen in unserem Markt erstaunlicherweise immer noch wie Pilze aus dem Boden.


Aber welche Wege bestehen, um diesem Dilemma zu entfliehen? Nun, es ist Aufgabe der jeweiligen Anbieter und deren Verkäufer, ihre Produkte und Dienstleistungen markt­attraktiv zu gestalten und anzupreisen. Das verlangt nach permanenter Aufmerksamkeit und Anpassung. Aber was kann man darüber hinaus unternehmen, um gesättigten Märkten (Nachfrage) und zunehmender Monokultur (Angebot) geschickt zu entgehen?
Mehr und effizienteres vom gleichen, also Marktdurchdringung durch bestehende Produkte in bestehenden Märkten, erscheint dabei als keine wirkliche Option, denn es ist eine endliche Strategie, da sie nur für wenige Marktteilnehmer Platz bietet. Dieser Weg führt langfristig in einen Markt, welcher einer Monokultur gleicht.

Viele Produkte sowie Dienstleistungen können zu allem Überfluss zu grossen Teilen durch spezialisierte und grosse Anbieter erbracht werden. Das Ziel ist hier, entsprechende Skalen­effekte zu nutzen. Unsere Zukunft kann also logischerweise nicht im möglichst effektiven Handel von Gütern oder dem Erbringen von standardisierten Dienstleistungen liegen.


Innovationen und Neues, also eine Differenzierung über Produkt und Leistung, ist ein wünschenswerter und sinnvoller Weg in einen vielfältigen und nachhaltigen Markt, welcher viele Nischen und Chancen bietet. Investieren Sie in neue Produkte, Marken, Themen und Geschäftsmöglichkeiten. Adaptieren Sie Innovationen früh und entwickeln Sie entsprechende Expe­r­tisen.

Es gibt zudem auch andere spannende Handlungsoptionen für Firmen, die zu verfolgen sich lohnt. Es erschliesst sich nicht auf den ersten Blick, inwiefern sie das Potenzial haben, gesättigten Märkten und Monokulturen Paroli zu bieten oder, noch besser, sie zu ergänzen. Einige überaus wichtige Ansätze, die Sie zur Basis Ihrer Strategie verwenden können:

- Setzen Sie auf Werte und Traditionen.
- Setzen Sie auf Qualität und Handwerk.
- Setzen Sie auf soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit.
- Positionieren Sie Ihr Unternehmen und Ihr Angebot.
- Übernehmen Sie Innovationen am Markt zügig.
- Nutzen Sie regionale und nationale Angebote.
- Arbeiten Sie mit kleinen oder spezialisierten Anbietern.
- Verkaufen Sie teurere Produkte mit einem Mehrwert.
- Setzen Sie wieder auf Vermarktung und Verkauf.
- Generieren Sie wieder eine Nachfrage für Ihre Leistungen.
- Nutzen Sie die digitalen Möglichkeiten.

Meine Meinung: Die grösste Bedrohung der Vielfalt ist der Erfolg der Monokultur. Der Anspruch, Wachstum in gesättigten Märkten zu erzielen, ist möglicherweise gefährlich. Unternehmen, die grenzenlos restrukturieren und optimieren, um Kosten zu sparen und Skaleneffekte sowie Effi­zienz­gewinn suchen, also schlicht auf ausgetreten Wegen bleiben, leben in meiner Auffassung langfristig gefährlich.

Meine Empfehlung: Seien Sie Treiber der Vielfalt in unserem ICT-Channel. Denn dies bildet eine gute Basis, um Mitarbeiter beim Ausschöpfen von neuen Potenzialen einzubinden sowie Innovationen und Neuheiten gezielt für den Ausbau des Unternehmens zu nutzen. Denken Sie fundamental neu über Ihr Unternehmen in seinem Umfeld nach, denn es ist die Vielfalt, welche Sicherheit und Stabilität gibt. Es ist die Vielfalt die Mono­kulturen vermeidet.


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