Optimismus für Online-Retail trotz allem

Bis zum Jahr 2006 soll der Online-Einzelhandel in Europa 152 Milliarden Euro Umsatz machen und die Bruttogewinne von 3,9 Milliarden auf 35 Milliarden Euro steigen. Das sagt die Studie «Europe’s Online Retail Profits» von Forrester Research voraus. Nicht alle teilen diesen Optmismus.

Artikel erschienen in IT Reseller 2001/16

   

Die Marktforscher von Forrester befragten für Ihre Untersuchung 50 europäische Einzelhändler über ihre Online-Verkaufserfahrungen im Jahr 2000 und ihre Prognosen für 2001. Dabei gaben viele der Befürchtung Ausdruck, dass die Medienberichte über die Probleme von Dot.Com-Firmen der Nachfrage für das Online-Shopping schaden würden.
Die Zahlen ergeben jedoch ein anderes Bild: Im zweiten Halbjahr 2000, als das Dot.com-Sterben auf dem Höhepunkt schien, wuchs gleichzeitig der Anteil der Europäer mit Internet-Zugang um 20 Prozent. Die Studie belegt auch, dass die Verbraucher, je länger sie online sind, desto mehr kaufen. Internet-Nutzer mit über zwei Jahren Online-Kauferfahrung geben laut der Untersuchung durchschnittlich 31 Prozent mehr aus pro Einkauf als Online-Kunden, die seit höchstens einem Jahr Käufe im Internet tätigen.
Der von Forrester verbreitete Optimismus bestätigt auch die neueste Befragung von 10’000 Internetnutzern durch die deutsche Gesellschaft für Konsumforschung (GfK): In Deutschland wurden im ersten Halbjahr 2001 im Internet Waren im Wert von knapp 1,9 Milliarden Euro bestellt. Der online erzielte Umsatz habe sich damit gegenüber dem Vorjahr verdoppelt, sagt die GfK.
Der Studie zufolge ist Online-Einkauf vor allem etwas für Leute mit einem gutem Einkommen. Der Anteil online einkaufender Männer ist laut GfK mit 58 Prozent höher als derjenige der Frauen, und fast ein Drittel aller online georderten Produkte waren Reisen.

Nord-Süd-Gefälle

Der Aufwärtstrend gilt laut Forrester grundsätzlich für ganz Europa. Die Analysten stellten beim Vergleich der einzelnen Ländern allerdings ein deutliches Nord-Süd-Gefälle fest. In der Schweiz, Deutschland, Grossbritannien und Skandinavien wird der Online-Umsatz bis 2006 nach den Berechnungen von Forrester mehr als acht Prozent des Einzelhandelsumsatzes ausmachen. Für Österreich, Frankreich, Irland, Finnland und die Beneluxstaaten werden zwischen vier und acht Prozent prognostiziert, während es in Ländern wie Portugal, Spanien, Italien und Griechenland bei unter vier Prozent der Einzelhandelsumsätze bleibt.
Frühere Studien sahen die Chancen des E-Commerce nicht ganz so optimistisch wie Forrester und GfK. Das deutsche Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Fittkau & Maass stellte noch im Frühjahr fest, das grösste Hemmnis beim Shopping im Web sei das mangelnde Vertrauen der Kunden. Nach dieser Studie ist das Interesse am Online-Einkauf seit dem Herbst des vergangenen Jahres sogar zurückgegangen: Damals sagten 64 Prozent der Befragten aus, sie wollten bestimmt im nächsten Halbjahr Waren oder Dienstleistungen im Internet bestellen. Im diesem Frühling waren es noch 53. Anderseits meinten rund 40 Prozent der 87’000 Befragten, das Internet sei für sie als Medium unverzichtbar oder spiele eine wichtige Rolle. (fis)


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