«Zuerst dachten wir daran, uns in ein Datacenter einzumieten, bis uns Nexanet über den Weg gelaufen ist»
Quelle: Littlebit

«Zuerst dachten wir daran, uns in ein Datacenter einzumieten, bis uns Nexanet über den Weg gelaufen ist»


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2014/05

     

«Swiss IT Reseller»: Herr Matzinger, wann ist die Idee entstanden den Services-Bereich auszubauen und Nexanet zu übernehmen?
Patrick Matzinger:
Begonnen hat alles vor etwa anderthalb Jahren. Auf die Idee gebracht hat uns der Softwarehersteller YCD, mit dem wir unterdessen bereits ein paar Projekte gemacht haben. Das Unternehmen hat damals in der Schweiz einen Partner gesucht. Wir sind mit ihnen zusammengekommen und haben zugehört, wie sie das Geschäft in der Schweiz sehen und wie es funktionierten sollte. Wir haben dann rasch gemerkt, dass wir mit diesem Partner und Projekten, die damit auf uns zukommen, verstärkt in die Services-Richtung denken müssen. Aus dem heraus ist dann die Idee entstanden, diesen Bereich auszubauen. Zuerst dachten wir daran, uns in ein Datacenter einzumieten, bis uns dann Nexanet über den Weg gelaufen ist und das begonnen hat zu spielen.


Hat Nexanet von Anfang an Gehör für Ihre Pläne gehabt?
Wir mussten uns natürlich erst kennenlernen, und das war ein relativ langer Prozess. Die Bedürfnisse, die sie als Firma hatten, und das, was wir erreichen wollten, haben sich dann letztlich gut ergänzen lassen.
Wann ist die Übernahme erfolgt? Und gibt es die Firma Nexanet noch?
Die Verträge wurden Ende letztes Jahr unterzeichnet und die Übernahme im März mit der Gründung von Littlebit IT Services abgeschlossen. Nexanet gibt es noch, allerdings ist die Firma inaktiv. Das ganze Geschäft wurde herausgenommen und in Littlebit IT Services integriert.

Wie viele Mitarbeiter haben gewechselt?
Littlebit IT Services beschäftigt aktuell 23 Personen. Vier oder fünf Leute davon sind von Nexa-net gekommen.


Wieso haben Sie Alessandro Micera zum CEO ernannt und nicht etwa einen der bisherigen Nexanet-Inhaber?
Alessandro Micera bringt alle Qualifikationen mit, um die neue Firma zu führen – zumal fast 20 Leute von Littlebit dazu gehören. Er ist Partner in der Firma, hat Littlebit vor fast 15 Jahren gegründet und das ganze PC-Geschäft aufgebaut. In den letzten Jahren hat er dann die ganze Logistik ausgebaut. Zudem hat er ein grosses Prozessverständnis und viel unternehmerisches Know-how. Michael Imbach und Roman Carlin verfügen derweil über ein wahnsinniges technisches Know-how, in der Programmierung, in der Entwicklung und im Datacenter. Es ist für die Weiterentwicklung der Firma sehr wichtig, dass sie dort in diesem Bereich tätig sind und diesen weiter ausbauen können. Zudem sitzen sie auch im Verwaltungsrat.

Wie ist Littlebit IT Services in die Gruppe integriert?
Littlebit IT Services ist eine eigenständige Firma, die direkt an mich als Konzernleiter rapportiert – wobei die Workflows zwischen den Firmen durch ein sehr intensives Zusammenarbeiten geprägt sind.

Das heisst im Tagesgeschäft geht alles Hand in Hand?
Ja, absolut. Wenn ein Projekt auf Seite Littlebit reinkommt, dann stösst sehr schnell der Bereich IT Services dazu, um den Dienstleistungsteil im Projekt zu definieren und zu ergänzen.


Mittlerweile zählt Littlebit in der Schweiz über 80 Mitarbeitende. Ist ein weiterer Ausbau geplant?
Man weiss ja, dass die Margen im Grosshandel und im Volumengeschäft eher eng sind und wir schauen grundsätzlich sehr auf unsere Effizienz. Im Solutions- und Services-Bereich sind in Folge der Geschäftserweiterung in den letzten Monaten rund fünf Jobs dazugekommen. Ein weiterer Ausbau ist im Moment nicht vorgesehen, aber klar, wenn sich die Auftragslage entsprechend entwickelt – wovon ich eigentlich ausgehe – gibt es mittelfristig wieder Potential.

Ist in Deutschland und Österreich ein Ausbau geplant, insbesondere im Services-Bereich?
Ja, das ist momentan tatsächlich ein Thema, allerdings stehen wir da erst ganz am Anfang. Es ist beschlossen, dass wir das Services-Geschäft primär auch nach Deutschland und nach Österreich tragen. Wann und wie ist eine Zeit- und Ressourcenfrage.

Können Sie schon etwas mehr verraten?
Wir planen momentan eine Tochterfirma von Littlebit IT Services, die in Deutschland dieselben Dienstleitungen wie in der Schweiz anbieten und diesen Bereich auf- und ausbauen wird. Ich denke, wir werden Mitte Jahr die ersten Schritte in diese Richtung machen. Wann genau die Gründung der neuen Firma erfolgen wird, weiss ich hingegen noch nicht.


Werden Sie rein organisch wachsen oder in Deutschland auch einen kleinen Datacenter-Betreiber wie Nexanet übernehmen?
Wir werden das organisch machen, weil wir kein zusätzliches Know-how für Deutschland benötigen. Es reicht, wenn wir das hochwertige Know-how hier haben und dies dann in den Service Level Agreements entsprechend regeln, also dass wir beispielsweise einen 1st- und 2nd-Level-Support in Deutschland und der Schweiz haben und den 3rd-Level nur in der Schweiz.

Und der Standort des Datacenters in der Schweiz ist sowieso kein Problem.
Ja, das ist so, das ist sogar ein Wettbewerbsvorteil.

Was verfolgen Sie für Ziele mit Littlebit IT Services? Was wollen Sie bis Ende Jahr erreichen?
Das primäre Ziel ist im Moment sicher die Integration und das Zusammengehen der Firmen, also dass Littlebit IT Services gut in die ganze Gruppe eingebunden ist und weiterhin alles Hand in Hand funktioniert. Zudem ist es auch wichtig, dass die neue Firma ein eigenständiges Bild bekommt. Und dann hoffe ich natürlich, dass wir durch Neugeschäft, sei es über das Distributions- oder das Projekt-
geschäft, oder auch 3rd-Party – also wenn ein Händler oder Partner im Outsourcing spezifische Dinge braucht – zusätzliche Kunden gewinnen können.


Und die entsprechenden Zahlen haben Sie ja bereits präsentiert.
Genau. Wir wollen in diesem Jahr sechs Millionen Franken Umsatz erzielen. Ich denke, das ist ein realistischer Wert, der sich eigentlich schon gut aus dem zusammengelegten Geschäft ergeben sollte. Wie gesagt, das primäre Ziel ist aktuell, dass wir eine gut strukturierte Firma haben.
Sie haben also von Nexanet Kunden übernehmen können?
Natürlich, die sind alle noch dabei. Es handelt sich dabei um knapp 300 Kunden im Bereich Datacenter und Entwicklung. Diese Geschäftsbeziehungen führen wir gerne unverändert wie bis anhin weiter.

Werden Sie sie auch mit Axxiv-Rechnern ausrüsten?
Die, die das möchten, können das gerne haben. Natürlich werden wir sie auch von dieser Seite her versuchen für uns zu gewinnen.


Im vergangenen Jahr haben sie 15'000 Axxiv-Systeme verkauft. Ist das eine konstante Zahl?
Ja, die Zahl ist relativ konstant. Sie hat sich in den letzten Jahren natürlich ein wenig verändert, wenn man den PC-Markt ganz generell anschaut. Das normale Händlergeschäft ist eher rückläufig, aber die Projektgeschichten haben angefangen dies zu kompensieren.

Das Assemblierungs-Geschäft wird also bleiben?
Es ist wie erwähnt die Basis für unser Projektgeschäft, beispielsweise im Bereich Digital Signage. Darum wird es ganz sicher bleiben. Klar, wir wissen nicht, wohin die Reise geht und wie viele «normale» PCs wir im Handel in Zukunft noch verkaufen können. Tendenziell werden es weniger, das ist die Realität, und Axxiv mehr und mehr zu einer Projektmarke.

Wie sieht es im Distributionskanal aus? Gibt es hier noch Wachstum?
Im Moment sind wir in der Schweiz noch am wachsen. Und wir haben diverse Bereiche und Lieferanten, wo wir noch Potential sehen, um uns weiter zu entwickeln. Gesamthaft gesehen ist es ein Verdrängungsmarkt, klar. Aber wir konnten Stärken wie unsere Flexibilität entwickeln, die uns von anderen Marktbegleitern abheben und uns weiter wachsen lassen. Tendenziell ist dies aber sicher nur noch eine beschränkte Zeit möglich. Ich gehe davon aus, dass wir mit unserem Modell im Volumengeschäft in der Schweiz noch ein, zwei gute Wachstumsjahre haben. Dann geht’s vermutlich in eine Stagnation über. Aber wir haben wie gesagt nicht die Grösse als absolutes Ziel. Es muss in sich, in der Effizienz, in den Synergien Sinn machen. Wir suchen kein Wachstum um jeden Preis, das ist eher ungesund in unserer Branche.


Die Distribution wird also noch für einige Zeit Ihr grösstes Standbein bleiben?
Volumentechnisch ganz bestimmt. Ertragstechnisch werden die sechs Millionen Franken Umsatz mit Dienstleistungen aber bereits dieses Jahr substantiell sein. Auch das Projektgeschäft ist es bereits. Wir gehen davon aus, dass die Netto-Erträge von Lösungen und Services in Franken mittelfristig etwa gleichwertig zu denen aus der Distribution sein werden. (mv)


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