Server-based Computing in der Praxis

Ständig wechselnde Anforderungen und kaum budgetierbare Kosten machen den IT-Abteilungen zu schaffen. Ein serverzentriertes Konzept und der Einsatz von Thin-Clients kann einen Ausweg darstellen. Die HIAG-Gruppe hat sich für eine Citrix-Lösung entschieden. Ein Praxisbeispiel.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/10

     

Neue Plattformen (Windows 2000, Windows XP), neue Software (Office XP), Mitarbeiter- und Kundenanforderungen sowie neue Applikationen verlangen nach immer mehr Rechnerleistung, Know-how und binden Ressourcen. Ein Teufelskreis, aus dem immer mehr Firmen auszubrechen wollen.
Einen Ausweg aus dem Dilemma erkennen viele im Konzept des «Server-based Computing» – der Re-Zentralisierung der Informatik also, von der man sich ein Ende des Wildwuchses erhofft. Diese Technologie erlebt seit drei Jahren einen eigentlichen Boom. Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage des Citrix-Distributor BCD-Sintrag, setzen bereits 30% der Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern diese Technologie ein. Weitere 30% planen deren Einsatz, 70% möchten den Einsatz von Server-based Computing ausdehnen und über 90% sind mit dem gewählten Konzept zufrieden.

Ausgangslage: Heterogene Umgebung

Ein gutes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz dieser Technologie ist die HIAG-Gruppe. HIAG ist ein europäisches Unternehmen der Holzwirtschaft mit Basis in der Schweiz. Die Gruppe erzielte im Jahr 2000 mit 3250 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 900 Mio. Franke, davon 45% in der Schweiz und 55% in Europa.
Um den zukünftigen Herausforderungen weiterhin gewachsen zu sein, hat sich HIAG mit einer langfristigen IT-Strategie für die kommenden Jahre gewappnet.
Anfang 1999 umfasste die IT-Umgebung bei der HIAG einen heterogenen Mix aus verschiedenster Hardware mit unterschiedlichster Ausstattung. An einzelnen Standorten waren kleinere Netzwerke für die Büroautomation installiert. Die Verantwortlichen der HIAG begannen im April 99 mit der Planung eines neuen IT-Konzeptes zur Modernisierung ihrer IT-Infrastruktur.

Investitionsschutz

Für die einzelnen Niederlassungen des Unternehmens sollte ein zentrales IT-Dienstleistungszentrum implementiert werden. Zur Diskussion stand der Aufbau ei-nes neuen und zeitgemässen Client/Server-Konzeptes, das parallel, bzw. integrierend die rund 500 AS/400-Benutzer mitberücksichtigte.
Schon bald aber konnte der langjährige IT-Partner Itris Communication AG das Unternehmen von einer weitaus kostengünstigeren und wesentlich einfacher zu administrierenden Lösung überzeugen. Als Lösungskonzept schlug Itris die Implementierung einer Application-Server-Software-Lösung mit Citrix Metaframe auf Windows NT 4.0 Terminal Server vor.
Damit werden die Applikationen und deren Ausführung zu 100% auf zentrale Server verlagert. Ebenso ist die Datenhaltung, der Zugriff auf die AS/400 (Client Access) und die Systemadministration zentralisiert. Dieses Konzept ist für eine heterogene Umgebung, wie sie bei der HIAG vorhanden war, absolut ideal, denn damit konnten auch die bereits vorhandenen (z.T. älteren) PC-Arbeitsplätze weiter verwendet und eingebunden werden.
Damit konnten getätigte Investitionen geschützt werden und der Aufwand für die Realisierung konzentrierte sich vorwiegend auf die Server. Die zentralen Anforderungen an das neue Konzept waren eine moderne Technologie, kostengünstiger, zentraler Unterhalt und Betrieb und Investitionsschutz durch Ausbaufähigkeit. Nach erfolgreichen Tests wurde der Entscheid zu Gunsten der Citrix-Lösung gefällt.

Realisiert in Rekordzeit

Im Juni 1999, nachdem die Anforderungen an das neue System definiert waren, begann ein kleines Team, mit je einem Mitarbeiter von HIAG und Itris, mit der Umstellung. In der ersten Phase wurden sechs Niederlassungen aus dem Handelsbereich an das neue System angeschlossen.
Installiert wurden insgesamt vier Applikations-, ein Test-, ein Lotus-Notes- und ein File- und Printserver. Nach nur zwei Monaten konnten bereits 180 Arbeitsplätze mit der neuen Lösung bedient werden. Die Metaframe-Server sind für je 40 bis 50 gleichzeitige Benutzer ausgelegt.
Über das Lastverteilungstool (Load Balancing) von Citrix steht damit dem Benutzer immer der momentan leistungsfähigste Server zur Verfügung. Die einzelnen Standorte sind über ein WAN (Frame Relay), mit Bandbreiten zwischen 64 und 256 Kbit (grösste Niederlassung mit 40 EDV-Arbeitsplätzen) an die Zentrale angeschlossen. Aussendienstmitarbeiter und Homeworker können via Internet auf ihre Programme und Daten zugreifen.
An Programmen steht zur Verfügung: MS Office, MS Project, Lotus Notes, Visio, KHK sowie einige Spezialprogramme für das zentrale Reporting und die Holzverarbeitung.

Zwei Systembetreuer für 270 Anwender an 14 Standorten

Mittlerweile haben Unternehmen und Mitarbeiter reichlich Erfahrungen mit dem System gemacht. Besonders positiv wirkt sich dabei die zentrale Administration und Support aus. Musste vorher ein Techniker oft von Niederlassung zu Niederlassung reisen, um Probleme zu beheben, so hält sich die Reisetätigkeit heute in engen Grenzen. Mit nur zwei Mitarbeitern kann das gesamte System, das in der Zwischenzeit auf über 270 Anwender an 14 Standorten angewachsen ist, betrieben, supportet und weiter ausgebaut werden.
Neue Arbeitsplätze werden konsequent auf Thin Clients umgestellt – ein weiterer Faktor, der sich positiv auf die Gesamtkosten auswirkt. Nach Berechnungen des HIAG IC-Leiters Thomas Wolf können im Vergleich mit einer herkömmlichen Client/Server-Lösung mit dem gewählten Konzept an die 60% Kosten eingespart werden.
Andererseits gab es auch Probleme zu lösen. Als Herausforderungen stellten sich das Drucken über schmale Bandbreiten, das WAN-Konzept sowie der Umgang mit Applikationen heraus. Das Design des Netzwerkes in einer komplexen Umgebung mit mehreren Standorten erwies sich als grösste Knacknuss. An grösseren Standorten mussten die Bandbreiten erhöht werden und die Router wurden umkonfiguriert, damit die einzenen Datenströme priorisiert werden konnten.
Den Betrieb und Support belasten vor allem die neuen Möglichkeiten und Tools (E-Mail, Web, neue Applikationen), die dem Benutzer oft übereilt und wenig vorbereitet zur Verfügung gestellt werden.

Nicht nur für Grossunternehmen

Nach Auskunft von Thomas Wolf wurden die gesetzten Ziel erreicht. Weitere Ausbauschritte und die Integration weiterer Applikationen sind bereits geplant. So steht zur Diskussion ob dieses Jahr noch 200 zusätzliche Arbeitsplätze für ein Partner-Unternehmen im Outsourcing — diesmal auf einer Windows 2000 Plattform mit der neuesten Metaframe XP Version — realisiert werden sollen.
Laut der Umfrage von BCD-Sintrag, liegt also das Konzept des «Server-based Computing» nach wie vor im Trend. Interessant ist, dass nicht nur Grossunternehmungen und Konzerne – für welche das Konzept die naheliegensten Vorteile aufweist – auf diese Technologie setzen, sondern zunehmend auch kleinere und mittlere Betriebe, welche Mühe haben, qualifiziertes EDV-Personal zu rekrutieren.
Davon profitieren können nicht nur die Betriebe selbst, sondern auch der Softwarelieferant und die Systemintegratoren, welche über Management-Konsolen oder via Web-Integration einfach und kostengünstig Remote-Support oder gar einen Full-Service anbieten können.


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