Zukunft der Datenarchivierung

Weltweit wird die Datenmenge und damit der Archivierungsbedarf weiterhin rasend schnell wachsen. Damit wächst auch der Bedarf nach effizienter Archivierung.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/06

     

Nach Schätzungen der Universität von Kalifornien in Berkeley wird sich die weltweite Datenmenge in den kommenden zweieinhalb Jahren verdoppeln. Im Jahr 2005 wird die Speicherkapazität am Computer-Arbeitsplatz die Terabyte-Dimension erreichen. Der Archivierungsbedarf wird demnach weiterhin so rasch wachsen wie heute. Mit der Menge wird auch die Notwendigkeit effizienter Archivierung steigen.
Zwar werden die Bandbreiten zunehmen, aber sie werden durch die ebenfalls zunehmenden Anforderungen ausgeschöpft werden. Daher wird, zur Sicherung der Datenverfügbarkeit, die Datenreplikation steigen.
Allgemein ist Verfügbarkeit das Stichwort: Sind Daten nicht greifbar, so lassen sich Probleme auch mit grossem Hardware-Aufwand nicht lösen. Erforderlich sind flexible Software-Lösungen, die gleichzeitig mit den Anwendungen der jeweiligen Unternehmen weiterentwickelt werden.

Archivierungskosten senken – mit SAN

Um die Kosten der Archivierung unter Kontrolle zu halten, empfiehlt sich für Unternehmen der Einsatz von Storage Area Networks (SAN). Daten lassen sich dank dem SAN-Konzept überall und jederzeit archivieren, ohne physisch bewegt zu werden.
Technologien wie «clustered file systems» und «clustered volume managers» werden die Art verändern, wie Anwendungen programmiert werden, was sie flexibler verwendbar und weniger fehleranfällig macht. Den Kunden erspart das Kosten für teure zusätzliche Hardware. Dank verschiedener Management-Tools lässt sich SAN sinnvoll in grossen oder mittelgrossen IT-Umgebungen einsetzen.

Entwicklungen auf dem Archivierungsmarkt

Kurz- bis mittelfristig wird der Markt für Geschäftsanwendungen wachsen und die Nachfrage nach «clustered application», «wide area replication» und «failover» zunehmen. Ebenso wird der Backup-Markt wachsen, weil die Datenmenge ständig steigt und die Unternehmen auf absolute Datenverfügbarkeit angewiesen sind.
Es werden sich neue Methoden für Backup und Restore durchsetzen, welche die Geschwindigkeit der Prozesse erhöhen. Dank Technologien wie «storage checkpoints» werden Kunden mehr Anwendungen als bisher online halten und den Datenzugriff rasch wiederherstellen können, nicht nur nach Systemfehlern, sondern beispielsweise auch bei Zuordnungsfehlern auf der Festplatte (sogenannten «logical corruptions»).
Die Datenreplikation wird zunehmen, weil immer mehr Unternehmen enger mit ihren Aussenstellen und ihren Kunden kommunizieren wollen.
Die Archivierungsdichte verdoppelt sich ungefähr jährlich. Die Menge von auf Laptops archivierten Daten wird zunehmen. Was die Backup-Strategien von Unternehmen betrifft, wurden Laptops bislang vernachlässigt, obwohl nicht selten kritische Geschäftsdaten auf den Geräten gespeichert sind.
Die Backup-Technologie ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass der Backup eines Laptops über eine Modem-Linie erfolgen kann, sobald der User Verbindung aufnimmt, um seine Mails abzurufen. Weil nur die veränderten Teile der Files gesendet werden, sind die Laptops wirkungsvoll geschützt. Unternehmen, die diese Technologien bereits anwenden, müssen sich angesichts derkünftigen Terabyte-Discs in Laptops keine Sorgen machen.

Neuerungen bei Geschwindigkeit, Sicherheit und Widerstandsfähigkeit

Das Aufkommen von SAN bedeutet, dass die Vernetzbarkeit und der Datendurchsatz massiv gestiegen sind. Damit stellt sich die Frage nach der Sicherheit: Zwar ist es von Vorteil, dass sämtliche Server alle Archive auf dem SAN sehen können, aber wollen wir das wirklich? Der Verband Storage Networking Industry Assocation (SNIA) und andere arbeiten daran, dass diese Sicherheitsanliegen nicht vergessen werden.
Die Übertragungsgeschwindigkeit hat zugenommen, genügt aber in manchen Fällen trotzdem noch nicht. Deshalb werden die Daten via Replikation näher zu den Benutzer gebracht. Damit stellen sich Fragen des Datenmanagements: Muss für sämtliche Kopien, die sich auf dem Netz befinden, ein Backup vorhanden sein? Sind die Kopien aktualisiert? Das Management von Replication Services wird daher wichtig und verlangt aus Effizienzgründen nach integrierten Lösungen.
Die Verbreitung von Geräten wie Palm Pilot und Psion Revo hat zur Folge, dass sich die Benutzer davon abhängig machen. Kombiniert mit der drahtlosen Übermittlung erhalten die Anwender sofortigen Zugang zu sehr viel mehr Daten als bisher. Einen Teil davon werden sie auf sich tragen, verändern und und weitersenden. Replikation ist eine Möglichkeit, Daten näher zu den Benutzern zu bringen. Um die Daten auch effizient nutzbar zu machen, sind allerdings Synchronisationstechnologien erforderlich.
Software ist der Schlüssel zum Archivierungsmarkt, besonders bei Unternehmen, die auf verschiedensten Betriebssystemen funktionierende Anwendungen herstellen. Anwendungen, die auf Standard-Hardware laufen, sind kostengünstiger. Die Administrationskosten sinken ebenfalls, wenn die Software mit verschiedenen Plattformen kompatibel ist (Windows NT/Windows 2000, HP-UX und Solaris). Spezialisten für Archivierung und Anwendungsverfügbarkeit sind gesucht, ohne dass sie Experten für Betriebssysteme zu sein brauchen.

Archivierung für private BenutzerInnen

Das Internet hat die Datenarchivierung in den vergangenen zwei Jahren mehr anwachsen lassen als jede andere technische Innovation. Der weltweite Datentransfer ist zwischen 1998 und 2000 von 36 auf 302 Petabytes angeschwollen, was einer durchschnittlichen jährlichen Zunahme um 86 Prozent entspricht.
Weshalb wird dieses Wachstum anhalten? Einerseits trägt natürlich die Datenreplikation dazu bei, aber auch der private Gebrauch beispielsweise von Filmen oder Musik. Das abrufbare Video wird sich durchsetzen und möglicherweise zu den Kunden nach Hause übertragen werden, damit sie es sich nach der Arbeit ansehen können. In den Unternehmen wird sich die Weiterbildung auf Web-Grundlage fortentwickeln, wobei Audio- und Video-Systeme zur Norm werden. Nebenher wächst im Unternehmen die herkömmliche Datenmenge immer schneller.
Wahrscheinlich sind es private Anwender, deren Archivierungsbedürfnisse sich am stärksten verändern werden. Sie werden mit einem wachsenden Datenzufluss für den privaten Gebrauch konfrontiert sein, kombiniert mit ebenfalls zunehmenden Datenmengen für ihre berufliche Tätigkeit. Heimarbeit wird zunehmen, vorausgesetzt, die Angestellten können zu Hause so effizient arbeiten wie im Geschäft. Bisher war das oft nicht möglich, weil von zu Hause aus der Zugriff auf die benötigten Daten fehlte.
Ferner werden die Archivierungsdienstleister («Storage Service Providers») eine wichtigere Rolle übernehmen. Sie werden sich den veränderten Bedürfnissen von Geschäfts- und Privatkunden anpassen müssen. Das gilt auch für die Wiederverkäufer, die sich auf komplexere Ansprüche einstellen und Gesamtlösungen mit integrierter Hard- und Software anbieten werden müssen.

Der Autor


Dr. Guy Bunker ist Direktor Strategic Engineering und Forschungschef von Veritas Software.


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