Fiorina krempelt mal wieder um

Nachdem die HP-Chefin Carly Fiorina den Konzern zuerst streng in zwei Abteilungen aufgeteilt hat, führt sie nun doch einen neuen Geschäftsbereich für PDAs und Systeme mit mobilem Internet-Anschluss ein.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/06

     

Hewlett Packard Chefin Carly Fiorina gab nach der kürzlich angekündigten Straffung des Konzerns bereits wieder die Schaffung eines neuen Geschäftsbereichs bekannt: «Embedded Personal Systems» soll sich unter anderem um die PDAs von HP kümmern und die Rolle von HP bei den persönlichen Systemen mit mobilem Internet-Anschluss stärken.
Präsident der neuen Produktegruppe wird Motorola-Mann Iain Morris. Ihm unterstehen neben Taschenrechnern, CD-Brennern und drahtlosen Angeboten für mobile Geräte auch der Java-Klon Chai und der Handheld Jornada. Der Jornada gehört zu den bestverkauften Rechnern auf der Basis von Microsofts Pocket-PC, nimmt jedoch im Gesamtmarkt der PDAs keinen der vorderen Plätze ein. In den USA stieg der Marktanteil von zwei Prozent im Dezember auf dreieinhalb Prozent im Januar.

Alles unter die Lupe nehmen

Morris will nun erst einmal seine Produktgruppe gründlich durchforsten. Dazu gehören, wie er gegenüber dem Web-Newsdienst Cnet sagte, insbesondere auch Überlegungen über Veränderungen beim Jornada, allenfalls sogar ein Wechsel des Betriebssystems. «Wir werden alles sehr gründlich analysieren», versprach er.
Mit dem neuen Geschäftsbereich lockert Fiorina die erst im Vorjahr aufgesetzte, straffe Konzernstruktur wieder. Ausser bei den Produkten hatte Fiorina damals auch bei der Vertriebsstruktur durchgegriffen: Es sollte nur noch danach unterschieden werden, ob es sich um Geschäfts- oder Privatkunden handelt. «Embedded Personal Systems» wird sich nun wieder um beide Kundensegmente kümmern.
Und nachdem das Ansinnen, sich die Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers einzuverleiben, aufgegeben wurde, soll auch das Beratungsgeschäft vermehrt gefördert und die Zusammenarbeit mit den Systemintegratoren verstärkt werden. HP scheint damit in die Fussstapfen von IBM, Compaq und Sun treten zu wollen, die eine ähnliche Strategie fahren, um die fallenden Margen im Hardwaregeschäft aufzufangen.
Der deutsche HP-Chef Heribert Schmitz liess in einem Interview durchblicken, dass mit all den von Fiorina angestossenen Massnahmen viel Arbeit auf ihn zukomme: «Die Veränderungen sind grösser als erwartet. Wir werden uns sehr anstrengen müssen.»

HP Schweiz bleibt gelassen

Gelassener gibt sich der Geschäftsführer von HP Schweiz, Willy Wälti: «So genau lässt sich noch nicht abschätzen, wie sich das auf die Niederlassungen auswirken wird. Ich denke aber, dass es wohl Produktion und Forschung stärker betreffen wird als die Ländervertretungen, die vor allem Verkaufsorganisationen sind.»
Auf der Cebit malte Fiorina, die den US-Konzern seit gut einem Jahr leitet, dann ein düsteres Bild von der Marktsituation und sprach von grossen Veränderungen: «Unabhängig von den Turbulenzen an der Börse hat der Einfluss der Informationstechnologie auf das Leben der Menschen gerade erst begonnen», meinte sie.
Und auch dieser selbstkritische Satz stammt von ihr: «Offen gesagt, wir haben uns in der Vergangenheit mehr um unsere Produkte gekümmert als um unsere Kunden.» Ähnliches war vor ein paar Jahren auch von Apple zu hören. Dann kamen der grosse Wechsel und der iMac. Was wohl von HP in der Zukunft zu erwarten ist? (fis)


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