Studie: Die Schweiz: eine Informationsgesellschaft?

Das Bundesamt für Statistik (BFS) stellt im Rahmen einer Studie die «Indikatoren zur Informationsgesellschaft» vor. Welche Rolle spielen Informatik und Internet in Schweizer Unternehmen und Privathaushalten? Wie sieht die Situation in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern aus? Sind die Schweizer genügend ausgebildet, um den Ansprüchen der Informationsgesellschaft zu genügen?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/04

     

Laut BFS steht die Schweiz im internationalen Vergleich gut da. So ist seit Beginn der Achtzigerjahre eine enorme Zunahme der Unternehmen, die Computer einsetzen, zu beobachten. 1982 verfügten lediglich 4% der Unternehmen über Computer, im Jahr 2000 sind es 70% aller Unternehmen. Grösster Zuwachs ist in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre und zu Beginn der Neunzigerjahre zu verzeichnen. Der Computereinsatz hat sich zwischen 1986 und 92 nahezu vervierfacht. 1984 verfügten erst 7% der Arbeitsplätze über einen Computer, im Jahr 2000 gilt das für mehr als jeden zweiten Arbeitsplatz (56%). Betrachtet man die Investitionen der Schweizer Wirtschaft in Informationstechnologien, so haben diese sich von 1992 bis 1997 beinahe verdoppelt, diejenigen in Kommunikationstechnologien sind dagegen im Vergleich zu konstanten Preisen von 1990 erst ab 1996 und nur gering angestiegen.

Nachhol- und Aufklärungsbedarf bei KMU

Laut der BFS-Studie nutzten 1999 nur 30% der Schweizer KMU das Internet, 14% planten den Einsatz desselben und immerhin noch 56% nutzten das Internet gar nicht. Der Anteil der Internet-Nutzer war im Unterrichtswesen (76%) und bei den Kredit- und Versicherungsinstituten (70%) am höchsten. Am tiefsten war der Anteil im Gastgewerbe (20%).
Der Haupthinderungsgrund für den Interneteinsatz in KMU wird von 58% mit zu hohen Betriebskosten angegeben. Gefolgt von branchenspezifischen Faktoren (Lieferanten, Kunden, Wettbewerber ohne Internet-Einsatz). Immerhin noch 47% bezeichnen das Internet als «zu unsicher», 46% kennen die Technik nicht. Knapp je 20% empfinden das Internet noch immer als «Modegag» oder «nur für Freaks» und sind der Meinung, nur suspekte Organisationen seien im Internet vertreten.
Betrachtet man den Interneteinsatz in den KMU nach Nutzungsmotiven, benötigen 56% der User das Internet in der Beschaffung, in Distribution/Verkauf 35%, in der internen Leistungserstellung (Produktions-, Termin- und Aufgabenplanung, Intranet) 21% und knapp 10% in allen drei Funktionen.

Schweiz bei Pro-Kopf-Ausgaben an der Spitze

Die Schweiz verfügt innerhalb der OECD über die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), gefolgt von den USA, Schweden, Dänemark und Norwegen. Laut Studie spiegeln diese Ausgaben den Wohlstand der Länder wider und erklären gleichzeitig die tiefen Positionen von Italien, Spanien und Portugal. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass der Markt noch immer im Wachstum begriffen ist, wenn auch weniger stark als in den Anfangsjahren. Nach Ausgaben-Kategorien betrachtet, standen 1998 bei den IKT-Gütern die Hardware mit 31% an erster Stelle, gefolgt von Software, Ton- und Datenträgern mit 27%. Bei IKT-Dienstleistungen ist die Telekommunikation (ohne Internet) mit 71% an vorderster Front. Das Internet mit einem Prozent an letzter Stelle fällt kaum ins Gewicht.

Gefahr eines digitalen Grabens

Trotz recht guter Voraussetzungen bestehe aber die Gefahr eines sogenannten «digitalen Grabens» in der Schweizer Bevölkerung. Der typische Internetuser ist noch immer jung, männlich und gut ausgebildet. Immerhin stieg der Frauenanteil der User von 7% im Jahr 1997 auf 24% im Jahr 2000. Die Zahl der Internetnutzer mit Universitäts- bzw. Hochschulabschluss liegt bei knapp 70%, bei den Personen mit obligatorischem Schulabschluss lediglich bei 19%. 50% aller User sind zwischen 20 und 29 Jahren, von den über Fünfzigjährigen nutzen gerade noch 14% das Internet. Dagegen hat die Jugend (14 - 19 Jahre) von 15% im Jahr 1997 auf 49% im Jahr 2000 stark aufgeholt. (sk)
Mehr zur Studie finden Sie unter:


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