Intel warnt vor einem weiteren «Digital Winter»

Der amerikanische Prozessor-Gigant war der eigentliche Profiteur der PC-Zeit. Noch ist der Konzern hochprofitabel, doch es stehen härtere Zeiten bevor.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/01

     

Der Chipgigant Intel streckt seine Fühler in alle Richtungen aus, um auch in der Nach-PC-Zeit weiter profitabel wachsen zu können. Intel wird nach dem Einstieg in die Produktion von Netzwerkkomponenten nun auch selbst bei Consumer-Geräten aktiv und hat einen MP3-Player angekündigt, der für etwa 300 Dollar verkauft werden soll.
Das Gerät soll unter dem Namen Intel Pocket Concert Audio Player laufen und über beachtliche 128 MB Flash-Memory verfügen. Damit versucht Intel einen grösseren Teil der Wertschöpfungskette an sich zu reissen, denn auch bei den vielgefragten Flash-Speichern verfügt Intel über eigene Produktionsstätten.
Neben MP3 soll auch Microsofts proprietäres Format Windows Media Audio (WMA) unterstützt werden – weiter soll ein Radio-Tuner integriert sein.
Ob und wann das Gerät hierzulande auf den Markt kommt, ist derzeit noch nicht klar. US-Konsumenten werden den Intel-Player ab Februar kaufen können.

Mit Xircom in den Peripherie-Markt

Für 748 Mio. Dollar will Intel Xircom übernehmen. Xircom stellt Geräte für die Verbindung von mobilen Computern zu Netzwerken und zum Internet her. Die Firma beschäftigt etwa 1900 Personen und schrieb im letzten Quartal einen Verlust. Der Chipriese wird Xircom in die eigene Kommunikationsabteilung integrieren.
Analysten reagierten einigermassen überrascht über den Zukauf, da Intel bisher eher in Newcomer mit starken Wachstumsperspektiven investierte oder Firmen übernahm, die die Chip-Absätze ankurbeln helfen.

Pessimistische Voraussagen für Q1/2001

Dass sich auch die Gurus von Intel in den Voraussagen zum Computer-Markt irren können, zeigte sich letzten Herbst, als die Firma eingestehen musste, den Markt falsch eingeschätzt zu haben. Doch diesmal wäre eine Fehleinschätzung von Intel eher positiv, denn der Dominator im Prozessorenmarkt ist recht pessimistisch für die nähere Zukunft.
Im 1. Quartal dieses Jahres sollen die Absätze von Intel, so die Schätzung, um 15% gegenüber dem letzten Quartal 2000 fallen. Der Absturz ist nur zum Teil saisonal erklärbar, denn normalerweise fallen die Verkäufe von Q4 aufs neue Jahr «nur» um fünf Prozent. Auch im Vergleich zum Q1/2000, das zumindest in der Schweiz die PC-Katastrophe des ersten Halbjahres einläutete, sollen die Verkäufe um acht Prozent sinken.

Trotzdem eine Geldmaschine

Wäre Intel keine High-Tech-Firma mit entsprechend überspannten Erwartungen, stünde die Firma allerdings immer noch vorbildlich da. Immerhin verdienten die Chipmacher im vergangenen Quartal 2,2 Milliarden (!) Dollar unter dem Strich und verkauften Ware für 8,7 Mrd. Dollar. Diese exorbitanten Gewinnraten sollen auch im laufenden Jahr gehalten werden. Intel hat alle Bauprojekte zurückgestellt, schliesst eine Fabrik in Puerto Rico und stellt nur zurückhaltend neue Leute an. Dafür wird mit 7,5 Mrd. Dollar kräftig in Forschung und Produktionstechnologie investiert. (hc)



Handspring im Kommen


Während PC-Hersteller und Intel jammern, jubelt Handspring, Hersteller von tragbaren Kleinst-Computern. Der Palm-Konkurrent und -Kunde hat den Umsatz im Quartals-Vergleich fast verzehnfacht. Der Newcomer macht zwar noch Verluste, hat aber noch viel Cash (200 Mio. Dollar) vom Börsengang übrig. 2001 will Handspring fast eine halbe Milliarde Dollar umsetzen.


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