Ariba, IBM und MS standardisieren XML

Die drei Partner planen – zusammen mit weiteren Unternehmen – die E-Business-Datenbank der Datenbanken aufzubauen. Ein zukunftsträchtiges Unternehmen.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/16

   

XML (Extensible Markup Language) hat sich als universelle Sprache für die Abwicklung von Online-Geschäften weitgehend etabliert. Doch XML ist nicht nur eine WWW-Markup-Sprache, sondern vor allem auch eine Metasprache, mit der für jede Branche, jeden Kundentyp und jeden Markt die passenden Interfaces entwickelt werden müssen. Das ist für viele Anwender im B2B-Bereich kein kleines Problem.
IBM, Microsoft und Ariba haben jetzt gemeinsam einen neuen Standard vorgeschlagen, über den sich die Computersysteme verschiedener Firmen verständigen können. UDDI (Universial Description, Discovery und Integration) baut auf XML auf, schreibt aber kein starres Interface vor, sondern erlaubt den Unternehmen, ihr eigenes Interface zu benutzen, und es der jeweiligen Geschäftssituation anzupassen.
Die drei Gründerunternehmen wollen eine riesige, dezentralisierte UDDI-Online-Datenbank errichten, in der Anbieter und Käufer aus allen Branchen passende Partner für ihre elektronisch abzuwickelnden Geschäfte finden können.
Bereits haben mehr als 30 Technologieunternehmen der Initiative ihre Unterstützung zugesagt, darunter American Express, Compaq, Dell, Nortel, NTT, SAP, Commerce One und Sun. Das klingt so sehr nach geballter Wirtschaftsmacht, dass man nicht umhin kann, der Initiative reelle Chancen einzuräumen. UDDI verspricht nicht zuletzt, die Kosten der B2B-E-Commerce-Technologie auf ein erträgliches Mass zu senken.
XML – wie bereits EDI (Electronic Data Interchange) – zu implementieren, war immer eine kostspielige Angelegenheit. Die Unternehmen mussten teure Software kaufen und viel Zeit in die technische Planung und die Entwicklung der notwendigen Interfaces investieren. UDDI verlangt von den Marktteilnehmern kein neues Interface, sondern überlässt es jedem einzelnen, sein eigenes oder das Interface seiner Partner einzusetzen.
Auf diese Weise soll die geplante Datenbank zum grössten und umfassendsten Online-Marktplatz aller Zeiten werden. Obwohl sie auch für Menschen lesbare Informationen enthält, ist ihr wichtigster Zweck die Verständigung zwischen den verschiedenen Systemen.

XML für alle

UDDI ist nicht der erste Versuch, einen Standard zu schaffen, der es ermöglichen soll, digitalen Datenaustausch mit XML für die B2B-Marktplätze einfacher zu implementieren. Erst vor einem Monat hatte das von Sun angeführte OASIS-Konsortium erstmals öffentlich ihr ebXML Dynamic Trading Network gezeigt und demonstrierte dabei, wie Daten aus der Versorgungskette zwischen unterschiedlichen Systemarchitekturen hin und her geschoben werden können. ebXML ist ein Konkurrenzprodukt zu SOAP (Simple Object Access Protocoll), das in der Zusammenarbeit von Microsoft und IBM entstanden war.
Heute bildet SOAP eine der wichtigsten Technologien, die UDDI zugrunde liegen. SOAP und ebXML tun in etwa dasselbe, wenn auch auf unterschiedliche Art.
John Swainson, General Manager of Application and Integration Middleware bei IBM meinte jedoch anlässlich der Ankündigung von UDDI, dass es durchaus Platz für mehr als eine XML-Standardisierungsinitiative gäbe, da schlussendlich so oder so sämtliche Standards zusammen arbeiten würden: «Die Stärke von XML liegt ja gerade darin, dass es praktisch alles beschreiben kann. UDDI zielt auf eine universelle Lösung, mit der jedes Business im Internet abgewickelt werden kann.»

Kuddelmuddel

Die Frage ist nur, ob die Gründerfirmen untereinander und mit den andern Partnern, die ihre Unterstützung zugesagt haben, erfolgreich zusammenarbeiten können. Immerhin lief es in letzter Zeit zwischen Big Blue und den Leuten aus Redmont nicht immer reibungslos. Commerce One gilt als wichtigster Konkurrent für Ariba. Und Sun sieht sich unvermutet in einem Bett mit ihrem Erzrivalen Microsoft. IBM, in Sachen Java seit langem Partner von Sun, arbeitet bei XML mit Microsoft zusammen, obwohl sich Sun selber ebenfalls als wichtigen XML-Player sieht.
Doch diesem Durcheinander zum Trotz gibt es bei UDDI für alle gute Gründe, zusammenzuarbeiten. Nicht zuletzt um zu gewährleisten, dass sich der neue Marktplatz als offenerer Standard etabliert. Bis in 18 Monaten soll die Entwicklung so weit fertiggestellt sein, dass UDDI einer internationalen Standardisierungsorganisation vorgelegt werden kann. (fis)


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