Der Linux-Distributor Caldera Systems übernimmt große Teile des eingesessenen Unix-Anbieters Santa Cruz Operation (SCO): Die Server Software Division und die Professional Services Division von SCO gehen an Caldera. Damit bekommt der Linux-Distributor nicht nur das Unix-Betriebssystem SCO «Open Server», er kommt nun auch in den Besitz einer ausgebauten Service- und Supportstruktur und hat Zugriff auf ein Netz von weltweit 15’000 SCO-Vertriebspartnern und deren Kunden. Das ist ihm 17,5 Millionen Aktien (das entspricht rund 120 Millionen US-Dollar) sowie sieben Millionen Dollar in Bar wert.
Open Linux soll nun mit SCO OpenServer zu einer übergreifenden «Open Internet Platform» (OIP) vereinigt werden, die das ganze Spektrum professioneller EDV-Anwendungen vom Thin Client bis zum großen Datawarehouse abdeckt. Zu diesem Zweck will Caldera Systems in Utah eine neue Mutterfirma, die Caldera Inc., gründen, deren Vorstand sich aus SCO- und Caldera-Managern zusammensetzt.
Meinung revidiert
Noch ist es nicht allzu lange her, da hatte SCO Linux als unfertiges System bezeichnet, als Teenager, der bei den Erwachsenen mitspielen möchte. In den letzten zwei Jahren entdeckten jedoch immer mehr Branchengrössen, darunter
IBM,
Dell, Compaq, HP,
Intel,
Oracle und
SAP, ihre Sympathien für das offene Betriebssystem. SCO musste seine Meinung schrittweise revidieren. Erst ermöglichte das Unternehmen, dass Linux auch auf SCO Unix-Plattformen läuft, dann bot es professionelle Dienste an für Firmen, die Linux einsetzten.
Im letzten Quartal ging es SCO nicht mehr allzu gut. Mit dem Erwerb der SCO Unix Produkte wird Caldera auch das Verkaufsproblem von SCO erben: Wie kann man Kunden davon überzeugen, dass sie viel Geld in Unix investieren sollen, wenn Linux viele Aufgaben genau so gut erledigt und erst noch gratis zu haben ist? Zwar ist Unix immer noch das ausgereiftere System, wenn es um den Betrieb grosser Datenbanken und von Servern mit Dutzenden von Prozessoren geht. Doch SCO musste erfahren, wie schwierig es ist, ein Betriebssytem für Low-end-Server zu verkaufen, das nicht an eine bestimmte Hardware gebunden ist. Bisher schaffte das nur
Microsoft.
SCO versuchte zu kontern, indem Unixware mit AIX von IBM zu Monterey 64 verschmolzen wird. Doch den erklärten Absichten von IBM und Compaq zum Trotz blieb die Zukunft unsicher. Dell etwa blinzelt – trotz Prüfung von Monterey und Solaris – unverhohlen in Richtung Linux. Caldera CEO Ransom Love erklärte: «Wir beabsichtigen, Openserver, Unixware, Monterey und Linux als Kernelplattfomen zu unterstützen», und meint, es schade durchaus nicht, mehrere Unix-ähnliche Betriebssysteme unter einem Dach zu haben. Doch die Börse scheint noch nicht ganz überzeugt: Beide Aktien haben seit Bekanntwerden des Deals nachgegeben. SCO habe mittlerweile die Lektion mit den Standalone-Systemen begriffen, ist die Meinung der Analysten, jetzt liege der Ball bei Caldera. (fis)