Bund fördert IT

Bundesbern will die Schweiz digital fit machen. Ausbildungen sollen geschaffen und standardisiert, inländische Software gefördert werden. Auch die Politiker haben IT als Thema entdeckt und liebäugeln mit der Greencard.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/12

   

Rekrutieren heisst meist abwerben, Beziehungen und Headhunters sind unersetzbar. Auf der Strecke bleiben interessierte und ausbildungswillige Jugendliche, die Vortests und Schikanen erdulden müssen, um eine rare IT-Lehrstelle zu ergattern. Denn lieber werden hohe Abwerbesummen gezahlt, anstatt junge Leute auszubilden.
Das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) versucht jetzt Nägel mit Köpfen zu machen, um das Umdenken zu fördern: In einer neuen Werbekampagne sollen IT-Firmen motiviert werden, Lehrlinge auszubilden. Mit Plakatwerbung über alle Sprachregionen und Bannern im Netz will das BBT die Schaffung von Ausbildungsplätzen fördern. Pia Stalder, Pressesprecherin des BBT: «Wir wollen IT-Verantwortliche direkt ansprechen.» Bei der Auswahl der Plakate sei darauf geachtet worden, zur Hälfte Frauen und auch die Romandie und das Tessin zu vertreten. Auf den Plakaten kommen, gemäss BBT, Branchen-Insider zur Sprache: Lehrlinge ebenso wie CEOs und CIOs grosser Firmen wie Orange Communications, Swisscom oder der Telekurs Holding.
Werner Fuchs, für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtzürcher Regionalen Arbeitsvermittlungszentren zuständig, meint: «Das Interesse an Aus- und Weiterbildungen im IT-Bereich ist enorm. Die Firmen stellen aber immer noch lieber jemanden mit einem Diplom ein.»

Ausbildung und Greencard

Ein solches Diplom soll es nun bald für einen wichtigen Bereich der Informations- und Kommunikations-Dienstleister geben: Call Centers. In der Schweiz arbeiten über 15’000 Personen am Call Center-Telefon. Der Branchenverband Callnet.ch hat vom BBT nun das Mandat erhalten, die Ausbildung zu strukturieren. Eine einheitliche Ausbildung wurde zusammen mit Wirtschaftsinformatikern der Universität Bern erarbeitet und erste Abschlussprüfungen sollen nächstes Jahr durchgeführt werden.

Schweizer SW-Industrie wird subventioniert

Der Bund will nächstes Jahr Messeauftritte der inländischen Software-Industrie an Messen mit einer 40 prozentigen Kostenbeteiligung förden. Geplant ist jeweils ein Software-Pavillon, an dem sich die Hersteller selber präsentieren können. Das BBT will in den nächsten vier Jahren 30 Millionen Franken zur Förderung der SW-Industrie einsetzen; dabei soll der Bekanntheitsgrad und das Innovationspotential verbessert werden.
Die Freisinnig-Demokratische Partei FDP fordert unterdessen die Spezialbewilligungen für Sonderkontingente ausländischer IT-Spezialisten. Die «dringend benötigten Profis» würden sonst «ausserhalb der Schweiz für das Wachstum von Zukunftstechnologien sorgen.» Auch Aus- und Weiterbildung sei voranzutreiben. So müsste der Zugang zu Fachhochschulen für Maturanden vereinfacht werden und obligatorische Praktika ins Studium integriert werden – bis 2001.
Wer weiss wie langsam Hochschulen funktionieren und wie viele weitere Politiker «IT» entdecken und Forderungen stellen, kann nur hoffen, dass Firmen den Wert von Lehrlingen wiedererkennen und interessierte Jugendliche ausbilden. (phk)


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