Neues vom Prozessorkrieg

Der «ewige» Krieg zwischen Intel und AMD mutet einem wie eine griechische Sage an. Schlag und Gegenschlag folgen sich im Wochenrythmus.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/11

   

AMD stellt mit dem Thunderbird ihren neuesten High-Performance Chip vor und eröffnet damit eine neue Runde im Prozessorkrieg mit Intel. Der Donnervogel ist eine Weiterentwicklung des erfolgreichen Athlon und für Highend-Desktopsysteme vorgesehen. Er wird, wie verlautet, mit Taktraten von 700 MHz bis zu einem Gigahertz ausgeliefert werden.
Auch wenn der Thunderbird dem Athlon in vielem ähnelt, enthält er doch eine Reihe von Neuerungen, die AMD bisher nicht verwendete. So wird beispielsweise das 256 KB Level2 Cache im Prozessor integriert. Die bisherigen Athlons besassen zwar mit 512 KB ein grösseres L2-Cache, die Prozessoren waren jedoch trotzdem langsamer, da das Cache auf einem separaten Chip und damit weiter vom Prozessor entfernt untergebracht war. Die neue Prozessor-Architektur wird zudem die Produktionskosten senken. Da weniger Cache benötigt wird, fällt die CPU kleiner aus und wird günstiger

Kupfer statt Alu

Zumindest ein Teil der Thunderbirds wird auch erstmals statt in Aluminium- in Kupfertechnologie gefertigt. Da Kupfer-Chips weniger warm werden, gibt dies AMD die Möglichkeit, die Taktrate des Thunderbird in Zukunft noch zu erhöhen.
Während die Aluminium-Thunderbirds in Austin, Texas, gefertigt werden, wird der Kupfer-Thunderbird in Deutschland in den neuen Produktionsstätten in Dresden hergestellt. Die Eröffnung der Dresdener Fabrik kommt für AMD genau zur rechten Zeit, wird doch damit Konkurrent Intel auf dem linken Bein erwischt. Die Nachfrage nach Chips vermag der Chip-Gigant nur gerade teilweise zu befriedigen. Gateway etwa hat bekannt gegeben, dass sie wegen der Lieferschwierigkeiten von Intel den Anteil von AMD-Prozessoren bei ihren Geräten verdoppeln werden. Intel kann erst später im Jahr Besserung versprechen, wenn die Umstellung auf den 0.18-Mikron Produktionsprozess abgeschlossen sein wird.

Schneller als der Pentium?

Erste Benchmark-Tests mit einer Vorabversion des 700 MHz Thunderbird sollen dessen Überlegenheit gegenüber dem 700 MHz Pentium III sowohl unter Windows 98 wie Windows 2000 gezeigt haben. Einzig speziell für den Pentium III optimierte Software sei mit dem Intel-Prozessor schneller.
Die Preise werden zwischen 180 Dollar für den 750er und 850 Dollar für den 1 GHz-Thunderbird erwartet. Vorgestellt wird der neue Prozessor auf der Computex in Taiwan. Auch wenn sich AMD offiziell noch nicht dazu geäussert hat, war Firmenvertretern zu entlocken, dass der neue Prozessor bereits im Juni ausgeliefert werden soll, noch vor dem Lowcost Athlon Duron, dessen Start für den 12. Juni vorgesehen ist.
Intel seinerseits kontert vorerst einmal mit üppigen Preissenkungen. Für 1000er Stückzahlen werden diese beim Pentium um die 31 Prozent, bei den Mobil-CPUs gar bis zu 44 Prozent betragen. Weitere Preissenkungen werden bis zum 16 Juli und dann nochmals im September erwartet (Vergl. Kasten). AMD liess selbstbewusst verlauten, man denke vorläufig nicht an Preiskorrekturen.

PC-Preise sinken nicht

Die angekündigten Preissenkungen für Prozessoren scheinen sich aber nicht bis zu den Verbraucherpreisen auszuwirken. Nach Meinung der Marktforscher von PC Data werden sich die Tiefstpreise für PCs auch weiterhin im Bereich um die 500 US-Dollar bewegen. Immer mehr Systeme würden jedoch mit zusätzlicher Ausstattung, etwa mit DVD- und CD-RW-Laufwerken um die Käufer werben. Der Durchschnittspreis für einen Computer liege in den USA momentan bei 876 US-Dollar. Doch bereits sei eine Änderung der Kaufgewohnheiten festzustellen. Der Marktanteil von Computern für unter 1000 US-Dollar ist laut der Studie im April auf 71 Prozent gefallen – dem tiefsten Anteil am Gesamtmarkt in der letzten Zeit.
Dagegen wies die Preisklasse von 1000 bis 1500 US-Dollar ein Wachstum von 13 Prozent auf 25 Prozent auf. Der meistverkaufte PC in den USA war im April laut PC Data der Compaq Presario 7360. Mit einem 500 MHz AMD K6-2 ist er für 586 Dollar zu haben. Ein Intel-Rechner fand sich erst auf dem dritten Platz. Es handelt sich um den mit einem Celeron-Prozessor ausgestatteten Emachines Etower 500 für 471 Dollar. Der Marktanteil der mit Intel-Prozessoren ausgestatteten Rechner liegt aber immer noch mit zwei Dritteln deutlich vor der AMD-Konkurrenz. (fis)



Neue Intel-Preise

Intel senkt mit Wirkung zum ersten Juni die Preise für Prozessoren. Weitere Preissenkungen sind für den 16. Juli und dann wieder im September zu erwarten. Das deutsche Magazin «c/t» veröffentlichte in einer Tabelle die zu erwartenden Preise (US-Dollar).
Tabelle: siehe Heft.


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