Microsoft unternimmt noch einmal einen Anlauf. In New York stellt die Gates Company zusammen mit den Geräteherstellern Compaq und
Hewlett-Packard ihren «Pocket PC» vor. Das könnte die letzten Chance für
Microsoft sein, sich doch noch in dem von
Palm dominierten Handheld-Markt zu etablieren.
Microsoft scheint immerhin aus dem Windows-CE-Desaster gelernt zu haben. Zu Beginn der Handheld-Ära hatten noch viele Beobachter geglaubt, dass Microsofts Marktmacht und die Windows-ähnliche Benutzeroberfläche CE einen Vorsprung sichern werde. Doch genau das Gegenteil ist eingetreten: Der unterschätzte Konkurrent Palm gewann ständig an Marktanteilen und ging Lizenzverträge mit Herstellern wie
Sony und
Nokia ein. 1999 beherrschte Palm gemäss den Marktforschern von IDC 70 Prozent des Handheldgeschäfts, während sich Microsoft und seine drei Partner mit gerade einmal mit zehn Prozent zufrieden geben mussten.
Weniger ist mehr
Jetzt scheint
Microsoft aus ihren Fehlern gelernt zu haben. «Vor zwei Jahren glaubten wir, dass die Leute alles mögliche mit einem Handheld anstellen wollen. Entsprechend komplex waren unser Software-Experimente. Auf der anderen Seite liess auch das Hardwaredesign zu wünschen übrig», gab Product Manager Phil Holden zu. Das Betriebssystem wurde jetzt kräftig überarbeitet und der gesamten Code neu geschrieben. Zudem entwickelten die Hardware-Partner Geräte, die den beherrschenden
Palm V durchaus konkurrenzieren könnten.
Microsoft betont, Pocket PC ziele auf ein breites Publikum. Eine neue Version des Windows Media Players, neue E-Mail-Clients und Browser und ein einfaches Benutzer-Interface sollen ihm zu Popularität verhelfen. Da sich auch der Markt in den letzten Jahren verändert hat, könnte er jetzt für Pocket PC bereit sein. Allerdings ruht sich auch Palm nicht auf den Lorbeeren aus. Soeben wurde eine Dockingstation für Autos angekündigt. Neben den Palm-basierenden Geräten von
Nokia und
Sony will das Unternehmen ausserdem den kabellosen Internetzugang auch in die eigenen Produkte integrieren. Pocket PC ist dafür vorläufig noch auf ein Handy angewiesen.
Microsoft spielt mit einem ziemlich hohen Einsatz. Marktbeobachter sehen im Pocket PC die letzte Hoffnung, dass das Unternehmen im Handheld-Bereich die Enttäuschung der Kunden und die trostlosen Verkaufszahlen endlich Vergangenheit werden lassen kann. (fis)