Cloud Computing: Ein Wachstumsmarkt mit Zukunft
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Cloud Computing: Ein Wachstumsmarkt mit Zukunft

Obwohl die Sicherheitsbedenken bezüglich Cloud Computing immer noch hoch sind, sehen Cloud-Anbieter grosses Potential in diesem Markt. Am Swiss IT Reseller Roundtable erklären Vertreter von Abacus, Colt und VMware, welche Bedenken neben der Sicherheit sonst noch ein Thema sind und wie weit Schweizer Unternehmen im Bereich Cloud Computing fortgeschritten sind.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2010/04

     

Vertreter von Abacus, Colt und Vmware haben sich am Swiss IT Reseller Roundtable über das Thema Cloud Computing unterhalten. Neben den aktuell nachgefragten Lösungen haben sie auch über die Bedenken der Kunden und deren Abhilfe diskutiert und spannende Prognosen für die Zukunft gestellt.

Bitte stellen Sie Ihr Unternehmen kurz vor.

Claudio Hintermann, Abacus: Abacus Research entwickelt ERP-Software für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), ist in der Schweiz in diesem Bereich auch Marktführer und ist seit kurzem mit einer Niederlassung in Deutschland vertreten.



Luzius von Salis, Colt: Colt ist der Information-Delivery-Platform-Provider in Europa für Geschäftskunden. Unsere Spezialität ist der Betrieb von eigenen Glasfaser­netzen, Cloud-Strukturen, IT-Infrastrukturen sowie die Expertise, um diese drei Bereiche mit Kompetenzen zu kombinieren.




Othmar Bienz, Vmware: VMware hat sich auf Virtualisierungs-Software spezialisiert und hat sich über die letzten fünf Jahre als weltweiter Marktführer etabliert.

Wo sehen Sie die Haupttreiber für Cloud Computing?

Luzius von Salis, Colt: Wir haben letzten November eine Studie veröffentlicht, in welcher wir mit CIOs genau diese Frage erörtert haben. Der grösste Treiber ist demnach die Kostensenkung. Aber auch die Erhöhung der Flexibilität wird als wichtig erachtet, ebenso das Minimieren und Managen von Risiken sowie die Sicherheit.
Der fünfte wichtige Punkt ist das Mitmachen der Business-Transformationen, die alle Unternehmen heute bewegen. Weil der Markt sich wandelt, muss eine Firma sich auch anpassen. Hier spielt die IT eine zentrale Rolle. Das ist eigentlich der Haupttreiber für die ganzen Cloud-Angebote, die heute am Markt bereitgestellt werden.



Othmar Bienz, Vmware: Meiner Meinung nach geht es wirklich darum, die Kosten zu senken. Wir haben heute hohe Fixkos­ten in der IT-Produktion. Zudem ha-
ben wir eine
enorm hohe Komplexität in den Rechenzentren, sowohl bei der Hard- als auch bei der Software. Cloud Computing ist aus unserer Sicht eigentlich ein Ansatz, diese beiden Probleme – also die Kosten und die Komplexität – zu lösen.




Claudio Hintermann, Abacus: Ich weiss nicht, ob die IT mit Cloud Computing bedeutend billiger wird. Es findet hier gerade ein Generationenwechsel statt. Zuerst hatte man alles auf dem Server und heute soll alles in die Cloud. Deshalb glaube ich, dass der Preis weniger relevant ist. Vielmehr gehe ich davon aus, dass die Benutzerfreundlichkeit der Schlüssel sein wird, insbesondere was das Management der Infrastruktur angeht. Die Schwierigkeit liegt darin, alle Applikationen auf dem PC des Benutzers trotz unterschiedlicher Programme und Betriebssysteme lauffähig zu halten. Wenn man das abschliessend alles einmal abstrahieren und ohne Komplikationen laufen lassen kann, dürften schlussendlich sicher auch die Betriebskosten und der Ärger im Umgang mit der Haltung der Software sinken.



Luzius von Salis, Colt: Ich glaube, das was Sie mit den Kosten ansprechen, ist richtig. Der Service, den man erhält, wird nicht per se günstiger. Aber wenn man den Vergleich zwischen der Externalisierung oder dem Selbermachen zieht, sprechen die Gesamtkosten deutlich für die Externalisierung. Um die ganze IT selber zu managen, muss man ständig technologisch à jour bleiben – zum Beispiel mit den Patch-Releases und technologischen Updates. Das ist sehr aufwendig und wird in Zukunft noch schwieriger werden.

Laut einer Avanade-Umfrage vom Januar 2010 nutzen 50 Prozent der Schweizer Unternehmen bereits SaaS-Technologien. Was hält die restlichen Unternehmen Ihrer Meinung nach davon ab, auf Cloud Computing umzusteigen?

Luzius von Salis, Colt: Viele wissen gar nicht, was Cloud genau ist. Auch die IT-Leiter wissen nicht genau, was der Service beinhaltet. Viele Nutzer wissen auch nicht, dass sie bereits Cloud-Diens­te beziehen, wenn sie zum Beispiel einen Exchange-Server oder E-Mail-Programme nutzen.



Othmar Bienz, Vmware: Ich sehe hier zwei Aspekte. Auf der einen Seite ist es eine Frage der Definition, was jetzt Cloud Computing und SaaS genau sind. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wo die Technologie und der Service heute stehen und wie weit die Unternehmen schon bereit sind, ihre IT entsprechend zu adaptieren. Ich glaube, eine gewisse Zeit braucht es einfach, bis sich ein neuer Service etabliert. Ich sehe das ähnlich wie beim Web, das sich um das Jahr 2000 etabliert hat und heute Allgemeingut für alle ist. Ich bin überzeugt, dass Cloud Computing in zehn Jahren für alle ein normaler Weg ist, IT zu betreiben.




Claudio Hintermann, Abacus: Kleinere Unternehmen halten hauptsächlich Kleinapplikationen wie Mail- oder Chat-Programme in der Cloud. Das ist problemlos – schwieriger wird es, wenn man den Gesamtprozess einer Firma in die Cloud verschieben will. Jedes Unternehmen hat ihre eigenen, speziellen Software-Pakete im Einsatz. Es dürfte noch einige Zeit beanspruchen, bis alle Produkte Cloud-fähig werden. Genau das ist das Problem bei grösseren Firmen, die in die Cloud wollen. Die Prozesse und Programme müssen in der Lage sein, miteinander zu kommunizieren. Das kann man zwar über Standard Operating Procedures (SOP) abwickeln, aber in gewissen Fällen dürfte die Kommunikation dann zu langsam sein. Bei kleineren Firmen, bei denen alles viel weniger integriert ist und die auch weniger Software-Produkte haben, ist der Umstieg in die Cloud also relativ einfach. Bei grösseren Firmen ist es komplizierter, ausser man hos­tet ganze Server-Farmen. Das fällt zwar auch unter den Begriff Cloud, hat aber nichts mehr mit Software-as-a-Service (SaaS) zu tun.



Othmar Bienz, VMware: Wir unterteilen den Cloud-Bereich in drei Stufen. Wir haben zum einen Infrastructure-as-a-Service (IaaS) wo man von einem Provider vir­tuelle Infrastruktur bezieht, und zum anderen Platform-as-a-Service (PaaS), wo man extern eine Applikationsentwicklung-Plattform betreibt und nachher die Applikationen laufen lässt. Die dritte Stufe ist dann SaaS, wo man wirklich eine Applikation nach Gebrauch mietet.



Luzius von Salis, Colt: Wir machen die gleiche Definition. Diese Struktur gibt dann auch ein einheitliches Verständnis für die entsprechenden Zielgruppen.



Claudio Hintermann, Abacus: Aber es ist schwierig, Software-as-a-Service im Zusammenhang mit Software zu nutzen, die nicht aus der Cloud bezogen werden kann. Je grösser eine Firma ist, desto mehr Insellösungen sind vorhanden, die man irgendwie integrieren muss.

Sie sehen also das grösste Hindernis nicht bei der Sicherheit, sondern vor allem bei der ganzen Integration?

Luzius von Salis, Colt: Es sind verschiedene Elemente zu betrachten: Laut unserer Studie ist Sicherheit eines der grössten Hindernisse, das Kunden von der Cloud fernhält. Die Integration mit IT-Applikationen ist ein weiteres. Performance, Zuverlässigkeit, Kostentransparenz und die Einhaltung regulatorischer Vorgaben sind weitere Punkte, die im Zusammenhang mit dem Umstieg in die Cloud eine Rolle spielen. Hinzu kommt auch noch die Angst vor dem «Lock-in» – also die Angst davor, mit einem der entsprechenden Anbieter langfristig zusammenarbeiten zu müssen. Aber die Sicherheit ist schon das grösste Thema.



Claudio Hintermann, Abacus: Wir sehen das grösste Problem momentan darin, dass die meis­ten Benutzer Applikationen betreiben, die schlichtweg unfähig sind, in der Cloud zu funk­tio­nieren. Das heisst, sie lassen sich gar nicht in die Cloud transferieren, so dass alle Lösungen neu evaluiert werden müssten. Aber so­lange etwas ohne Cloud problemlos funktioniert, wieso sollte man dann etwas neu evaluieren? Dazu müsste es schon einen wichtigen Grund wie zum Beispiel eine technische Veränderung oder zu hohe IT-Kosten geben. Ich habe den Eindruck, dass die meisten Firmen – wenn sie neu evaluieren könnten – in Cloud Computing einsteigen würden. Besonders, da der Einstieg günstig ist. Anstatt dass man sich eine riesige Serverfarm und Backup-Sys­teme zulegt, könnte man alles bei einem Anbieter hosten lassen. Damit hätte man nur laufende Kos­ten, und die Infrastruktur könnte mit dem Betrieb wachsen.




Othmar Bienz, Vmware: Ich stimme dem absolut zu. Auf der einen Seite muss das Angebot breiter werden. Ein Unternehmen hat nicht nur zwei oder drei Applikationen, sondern hunderte von Anwendungen, und die sind lange noch nicht alle Cloud-fähig. Auf der anderen Seite ist eine neue Technologie oder ein neuer Service immer auch mit gewissen Bedenken, Sicherheitsfragen und logistischen Problemen verbunden. Diese Fragen müssen sicher auch sauber geklärt werden. Aber ich glaube nicht, dass die Cloud per se unsicherer ist. Vielmehr wird das von vielen so empfunden. Rechenzentren, die profes­sionell betrieben werden, sind in vielen Fällen sicherer als die Rechenzentren, die vom Unternehmen betrieben werden.

Wie gehen Sie mit diesen Sicherheitsbedenken Ihrer Kunden um?

Luzius von Salis, Colt: Man muss den Kunden wirklich physisch zeigen, wo der Server steht, wo die Applikationen betrieben und in welchem Datencenter ihre Daten gespeichert werden. Auch wie das Datencenter gesichert ist, wollen die Kunden sehen. Damit kann Vertrauen geschaffen werden. Denn schlussendlich ist Cloud Computing eine Vertrauenssache.



Othmar Bienz, Vmware: Ich denke, das ist eine Erfahrung, die der Kunde Schritt für Schritt macht. Ich vergleiche das mit Server-Virtualisierung, die heute als etwas völlig Normales angesehen wird. Vor acht Jahren hat man angefangen, die ersten Server zu virtualisieren. Man hat schrittweise Test- und Entwicklungsumgebungen virtualisiert und so hat jeder Kunde seine Erfahrungen gemacht. Ich bin überzeugt, dass das auch mit Cloud Computing so sein wird.




Claudio Hintermann, Abacus: Unsere Kunden können die Software aus der Cloud beziehen oder bei sich selbst hosten. Die Software kann in einem späteren Schritt auch in die Cloud verschoben werden. So können die Anwender selber Erfahrungen sammeln. Wir gehen davon aus, dass mit der Zeit immer mehr Kunden in die Cloud gehen werden. Eine IT-Abteilung heutzutage so zu führen, dass sie gegen aussen sicher ist, ist so komplex geworden, dass es einfacher ist, solche Aufgaben einem Spezialisten zu überlassen.

Welche Strukturen bieten Sie innerhalb Ihrer Clouds an?

Othmar Bienz, Vmware: VMware geht es darum, Technologien zur Verfügung zu stellen, die Service-Provider adaptieren können. Unser Fokus liegt klar auf der Infrastruktur mit der Virtualisierungsengine. Aber wir gehen auch einen Schritt weiter, indem wir mit Springsource eine Java-Entwicklungsplattform anbieten können und somit auch PaaS abdecken. Wir haben von Yahoo den E-Mail-Service Zimbra akquiriert. All diese Teile integrieren wir jetzt Schritt für Schritt in die ganze Cloud-Architektur.



Luzius von Salis, Colt: Bei Colt ist der Aufbau ähnlich. Unsere Basis ist IaaS und darauf bauen wir PaaS, zusammen mit VMware als Beispiel. Entsprechend den Kundenbedürfnissen kommen dann die Applikationen dazu. Das kann irgendeine Software sein oder ein Standard-Dienst, den wir dann integrieren. Das Spezielle daran ist, dass wir das Netz selber betreiben und zur Verfügung stellen, damit wir auch den Transport dieser Applikation zu den Usern sicherstellen können. Diese Kombination aus eigenem Netz und Datacenter ist einzigartig.




Claudio Hintermann, Abacus: Wie vorhin schon gesagt, bieten wir selber weder Infrastruktur noch Plattformen an. Wir als Software-Entwickler wollen keine Wolken kontrollieren und sind froh, wenn es im Sinne von demokratischen Clouds mehr als eine Wolke gibt. Wir offerieren einfach eine Software, die Software-as-a-Service ermöglicht. Das eigentliche Hosting der ERP-Software überlassen wir unseren Partnern.

Was wird momentan auf dem Markt am meisten nachgefragt? Kommt dieses Interesse hauptsächlich von Neukunden, oder orientieren sich Ihre bestehenden Kunden um?

Luzius von Salis, Colt: Bei uns sind es sehr viele bestehende Geschäftskunden, die Netze nutzen und die Infrastruktur von uns beziehen wollen, um ihre Rechenzentren zu konsolidieren. Viele betreiben immer noch eigene Rechenzentren und stossen vermehrt auf Strom- oder Kühlungsprobleme. Diese Kunden werden von der Infrastruktur zu Änderungen getrieben. Dann gibt es aber auch Kunden, die sich aufgrund der ganzen Transformatio­nen, die im Rechenzentrum ablaufen, anpassen müssen. Diese Kunden kaufen selektiv ein und suchen sich einzelne Elemente aus den Angeboten heraus.



Othmar Bienz, Vmware: Wir sehen ein grosses Nachfragepoten­tial im Bereich von virtueller Infrastruktur, und wir haben mit unserer vCloud-Initiative mit ers­ten Unternehmen gemeinsam Angebote für IaaS kreiert. Wir sehen da Wachstumsraten, die bei 400 Prozent und mehr liegen. Dieser Bereich hat eine grosse Zukunft. Ich bin auch überzeugt, dass das Thema SaaS, wie von Abacus, Salesforce.com oder VMware neu mit Zimbra angeboten, ein riesiges Potential hat.




Claudio Hintermann, Abacus: Wir erkennen ein Interesse meis­tens bei neuen Kunden, besonders bei kleineren. Diese können und wollen sich die Infrastruktur nicht selbst aufbauen. Wir haben in der Schweiz ungefähr 300’000 Abacus-Anwender aus dem
KMU-Bereich mit zwischen 1 und 10 Mitarbeitern. Dort sehen wir im Moment das grösste Marktpoten­tial.

Wie verändern sich für Ihr Unternehmen die Finanzströme, wenn Ihre Kunden auf Cloud Computing umsteigen?

Luzius von Salis, Colt: Die Finanzströme werden positiv beeinflusst. Wir kommen von der Telecomseite und gehen in die IT rein. Dadurch aktivieren wir jetzt Zukunftspotential. Wir sehen ein ganz klares Bedürfnis, Telecom und IT als ein Gesamtes einzukaufen, eben als Cloud, was verschiedene Technologie-Stacks beinhaltet. Dadurch erhoffen wir uns Mehreinnahmen.



Othmar Bienz, Vmware: Wir sehen in der Cloud-Technologie ein ganz grosses Business-Potential. Wir sind heute in der Position, dass wir im Virtualisierungsbereich weiter sind als andere Unternehmen. Virtualisierung wird die Cloud-Industrie massgeblich prägen und erweitern. Ausserdem haben wir die Möglichkeit, unserem Angebot mit PaaS weitere Elemente hinzuzufügen. Von da her sind wir absolut zuversichtlich.




Claudio Hintermann, Abacus: Für uns sieht das ein bisschen anders aus, weil wir mit unserer Software von einem anderen Modell her kommen. Wir erkennen die Gefahr, weniger Einnahmen zu generieren. Abacus lebt stark vom Software-Verkauf, und da ist das Resultat natürlich ein anderes, als wenn man die Software vermietet. Aber unsere Finanz­abteilung hat das scheinbar schon einberechnet. Cloud Computing ist eindeutig ein Wachstumsmarkt, kurzfristig dürfte es aber eine Verschiebung geben.

Wie beziehen Sie Ihre Partner in die Vermarktung Ihres Cloud Computing mit ein?

Othmar Bienz, Vmware: Für uns ändert sich eigentlich nichts Wesentliches. Wir arbeiten mit dem gleichen Partnermodell weiter und suchen stark die Nähe zu den Service-Providern. Seit ungefähr zwei Jahren sind wir mit dem VMware-Service-Provider-Programm etabliert und haben in dem Bereich bereits über 1300 Partner weltweit.



Luzius von Salis, Colt: Wir versuchen ganz klar, eine möglichst hohe Integration mit Partnern im Cloud-Umfeld zu erreichen. Mit VMware arbeiten wir als strategischer Partner für die Realisierung der ganzen Virtualisierung in unserem Datacenter zusammen. Ausserdem arbeiten wir mit verschiedenen Applikations- und Software-Herstellern zusammen. Zusammen positionieren wir uns als eine äusserst attraktive Plattform.




Claudio Hintermann, Abacus: Wir haben derzeit rund 90 Partner, die Infrastruktur betreiben oder betreiben lassen. Unser Ziel ist, dieses Jahr die Anzahl auf 120 bis 130 zu steigern. Das ist realistisch und für die kleine Schweiz nicht schlecht. Das zeigt, dass es besser ist, wenn der Hersteller den Service nicht selber anbietet. Für den Kunden kommt der Vorteil dazu, dass er seine Daten einfacher wieder aus der Cloud nehmen kann, wenn er es will. Der Lock-in-Effekt ist relativ klein. Wenn der Kunde mit seinem Hos­ter nicht zufrieden ist, verschiebt er einfach seine Daten in eine Cloud eines anderen Anbieters. Diese Flexibilität kommt dem Kunden besonders bei Finanzdaten sehr entgegen.



Othmar Bienz, VMware: Herr Hintermann erwähnt mit der Inter­operabilität einen sehr wichtigen Aspekt. Man kann also einen Service, den man von einer Firma A bezieht, auch von einer Firma B beziehen. Der Kunde hat weiterhin die Wahlfreiheit. Bei verschiedenen Angeboten, die man heute auf dem Markt sieht, gibt es diese nicht mehr.
Auch unser Bestreben ist es, dass der Kunde sowohl intern als auch bei einem externen Provider die Cloud bauen kann. So hat man die Möglichkeit, die beiden Welten zu verbinden, um den grösstmöglichen Nutzen zu erzielen.

Herr Hintermann, Sie haben es schon angesprochen, Sie wollen im nächsten Jahr Ihr Partnernetzwerk ausbauen. Wie sieht Ihre Strategie aus für die nächs­ten zwölf Monate in Bezug auf die Channel-Partner?

Claudio Hintermann, Abacus: Wir erwarten, dass die meisten unserer Partner fähig sind, eine Cloud aufzusetzen oder bei einem entsprechenden Hosting-Partner aufsetzen zu lassen. Wir unterscheiden zwischen Infrastruktur-Betreibern und den Hosting-Partnern. Denn zum Teil ist das Betreiben einer ERP-Infrastruktur etwas komplex und fordert betriebswirtschaftliches Know-how. Darum soll der Infrastruktur-Betreiber sich darum kümmern und sich für das Hosting und die Betreuung der ERP-Software einen fähigen Partner suchen.



Luzius von Salis, Colt: Ich glaube, es geht vor allem um die Integration und die ist durch die grosse Anzahl an Dienstleistern sehr individuell. Man muss diese Dienstleister finden und die entsprechenden Angebote miteinander verknüpfen, damit nachher immer mehr individuelle Angebote entstehen. Wir bauen in diesem Bereich aus.




Othmar Bienz, Vmware: Wir haben eine dreiteilige Strategie. Wir komplettieren in den nächsten zwölf Monaten vor allem unser Angebot, indem wir die Virtualisierungstechnologie ergänzen. Zudem wollen wir unseren Kunden, die heute selber Rechenzentren betreiben, den Weg aufzeigen, selbst einen Schritt Richtung Cloud Computing zu machen. Damit könnten sie ihre Effizienz steigern. Gleichzeitig wollen wir die Service-Provider in die gleiche Richtung bringen. Es gibt heute noch nicht viele Angebote, mit denen man sich im Internet eine virtuelle Infrastruktur konfigurieren und diese zwei Stunden später produktiv nutzen kann. Das sollte eigentlich die Normalität werden. Solche Modelle stellen für die Service-Provider natürlich eine Herausforderung in Bezug auf die dahinterstehenden Prozesse dar.



Luzius von Salis, Colt: Diese Modelle sind sehr komplex, ja. In diesen Märkten sind Service Level Agreements zentral. Das Verständnis für den Kunden ist sehr wichtig.



Othmar Bienz, VMware: Der ganze Markt rund um Cloud Computing hat ein riesiges Potential in sich. Wir gehen davon aus, dass wir in Zukunft in der Lage sein werden, 10’000 virtuelle Maschinen in einer Umgebung zu betreiben und die Überwachung vollständig zu automatisieren. Damit wären wir dann bei einer von der Maschine getriebenen IT, im Gegensatz zu heute, wo die Verwaltung des einzelnen Servers noch vom Menschen gemacht wird.


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