Der Gigahertz-Wettlauf

Der Wettlauf um den ersten Tausend-MHz-Prozessor ging früher als erwartet in die Zielgerade.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/05

   

Seit Tagen gab es Gerüchte, wonach Intel die für das dritte Quartal erwartete Markteinführung des Ein-GHz-Pentium III vorverlegen werde. Auch waren bereits einzelne Muster der neuen Prozessoren gesichtet worden. Am 6. März war es dann so weit: AMD kündigte an, einen Athlon-Prozessor mit einer internen Taktfrequenz von einem GHz in Stückzahlen auszuliefern. Bei dieser Gelegenheit präsentieren die Texaner auch CPUs mit 900 und 950 MHz Takt, doch das Hauptrennen ging um die Gigahertz -Schallmauer.
Zwei Tage später zog Intel nach. Doch anders als beim Marktführer sonst üblich, ist der Prozessor vorläufig «nur in limitierten Mengen verfügbar», wie sich Intel vornehm ausdrückt . Die Massenproduktion soll erst im dritten Quartal beginnen. Bis dahin sind Ein-GHz-Systeme nur wenigen, ausgewählten PC-Häusern vorbehalten. AMD, deren Prozessoren seit der Lancierung Compaq und Gateway zur Verfügung stehen, will demgegenüber bereits im nächsten Monat auch die Distribution beliefern. Daniel Waldvogel von der Jet Computer schätzt zum Beispiel, bereits Anfang April die ersten «GHz-Babies» liefern zu können.

Geschwindigkeit und Preis

Dass AMD Intel zuvorgekommen ist, mag den Chip-Giganten verärgert haben, bot aber auch einen Vorteil: Die Marktstrategen konnten sich an den Athlon-Preisen orientieren. Mit einem OEM-Preis von 990 Dollar (ab 1000 Stück) ist ihr Ein-GHz-Pentium III immerhin 309 Dollar günstiger als die Konkurrenz.
Erste Benchmark-Ergebnisse attestieren Intel ausserdem einen leichten Geschwindigkeitsvorteil. Dafür verantwortlich dürfte sein, dass der Coppermine-Pentium mit einem 256 KB Cache arbeitet, das auf der gleichen Siliziumplatte untergebracht ist wie der Prozessor und mit Prozessorgeschwindigkeit getaktet ist. Dadurch können pro Takt bis zu 256 Bit zum Prozessor transportiert werden. Der Athlon verfügt zwar über einen doppelt so grossen Cache-Speicher, der aber auf einem separaten Chip untergebracht ist und pro Takt nur halb soviele Informationen übergeben kann.
Die meisten Tester stellten einem Pentium III mit Rambus-Speicher einen Ein-GHz-Athlon mit 133 MHz Standard SDRAM gegenüber, was die Performance-Vorteile des Intelprozessors zumindest teilweise erklärt. Viele Analysten betonen jedoch, dass die Unterschiede nicht sehr gross seien und sich jederzeit wieder verschieben könnten. Da Intel vorläufig nur in kleinsten Stückzahlen liefern kann, muss man sich sowieso fragen, wie weit diese Preis- und Geschwindigkeitsunterschiede auf dem Markt – wenigstens vorläufig – überhaupt zum Tragen kommen werden.

Giga-PC-Systeme

Damit sind wir bei der Frage, was mit den Highend-Prozessoren eingentlich passiert. Die grossen PC-Hersteller haben sich in zwei Fraktionen aufgespaltet: Compaq und Gateway setzen auf den Athlon, während Dell, Hewlett-Packard, IBM und Micron auch im Ein-Giga-Bereich Intel unterstützen wollen. Noch sind beide Hochgeschwindigkeits-Prozessoren sehr teuer. So teuer, dass sie den Preis eines Standard-PC-Systms mehr als verdoppeln können. Kein Wunder, dass beileibe nicht alle Hersteller über den Geschwindigkeitskrieg glücklich sind, werden sie doch dadurch gezwungen, teuere Systeme zu offerieren, die möglicherweise nur wenige Kunden finden werden.
Es ist anzunehmen, dass Ein-Giga-Modelle daher vorläufig praktisch ausschliesslich built-to-order hergestellt und kaum vor den nächsten drei Monaten im normalen Handel auftauchen werden. Ein Umstand der wiederum den durch die Preiskriege bedrängten Assemblierern zu Hilfe kommen könnte. Sie können bei den Geschwindigkeits-Freaks unter ihren Kunden mit Ein-GHz-PCs glänzen. (fis)


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