Wem nützt die Sun-Übernahme?


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/08

     

Hätten Sie damit gerechnet, dass sich Oracle-Boss Larry Ellison Sun Microsystems krallt? Mich hat die Meldung letzte Woche überrascht, obwohl man seit längerem damit rechnen musste, dass Sun nicht mehr allzulange selbständig weitermachen wird. Sun-Chef Scott McNeally und seine Gefolgschaft haben dann das Angebot von IBM ausgeschlagen, um sich nun in die Arme von Oracle zu werfen.

Doch hat sich Sun auch unter den Schutz von Oracle gestellt? Werden die Sun-Produkte überleben? Nehmen wir beispielsweise Solaris, Suns Unix-­Betriebssystem, das Ellison nun als «bei weitem bestes Unix-Betriebssystem» anpreist. Kein Zweifel, Solaris ist top und bei vielen Oracle-Kunden laufen die Oracle-Technologien auf Solaris. Es besteht aber auch kein Zweifel, dass Unix massiv an Bedeutung verloren hat und dies weiterhin wird. Sun hat Solaris viel zu spät für Standardtechnologien geöffnet, ähnlich wie Novell mit ihrem ­Netware-Betriebssystem. Wenn Oracle Solaris noch was nützt, so höchstens, um seine Stellung in Rechenzentren für die nächste Zeit zu festigen.


Sun hat aber noch mehr im Köcher, die Open-Source-Datenbank MySQL oder Openoffice, die quelloffene Gratis-Office-Suite. Ob Oracle diese freien Produkte wirklich weiterführen wird, ist höchst fraglich. Dasselbe gilt für die Sparc-Technologie, die immer mehr durch x86-Server verdrängt wird. Oracle sagt zwar, die Kombination von Hard- und Software sei strategisch. Genauso denkbar ist aber, dass man Sparc über die Jahre verkommen lässt und das x86-Geschäft abstossen wird. Java? Damit ist Oracle nun tonangebend bei einer der wichtigsten Plattform-Technologien, aber Geld lässt sich damit keines verdienen.

Wer also profitiert von der Übernahme, die bei Sun-Kunden und -Mitarbeitenden Verunsicherung auslöst? Sicher die Aktionäre und das Management. 7,4 Milliarden Dollar in bar ist ein hübsches Sümmchen. Und vermutlich profitiert auch HP, da nun Cisco Systems der Zugang zu den Rechenzentren verwehrt bleibt. Denn mit der kürzlich angekündigten Server-Strategie allein werden es die Netzwerk-Bauer, die ebenfalls an Sun interessiert waren, in absehbarer Zeit jedenfalls nicht schaffen.

Markus Häfliger
Chefredaktor


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