Gute Fänge für IT-Firmen im CE-Teich

IT-Hersteller drängen immer mehr in den Markt für Consumer Electronics. Eine Zwischenbilanz zeigt, dass sie mit ihren Produkten immer mehr punkten.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/12

     

Seit mehr als drei Jahren versuchen sich klassische IT-Brands, wie HP, Acer oder Fujitsu Siemens Computers, im lukrativen Markt für Consumer Electronics zu positionieren. Vor genau einem Jahr hat IT Reseller unter IT- und CE-Herstellern, sowie Importeuren und Distributoren eine Umfrage zu den Attacken der IT-Firmen im CE- Markt gestartet. Zeit für eine Zwischenbilanz: Mit dieser neuen Umfrage wollten wir wissen, was sich innerhalb dieses Jahres getan hat. Ist es den IT-Grössen wie HP, Dell, Acer oder Fujitsu Siemens gelungen, den CE-Platzhirschen wie Sony, Philips, Panasonic und Co. weitere Marktanteile abzujagen?

Leichtes Wachstum

«In den Fokus-Segmenten werden wir unsere Marketing-Ziele erreichen ­können. Wir werden im CE-Bereich dieses Jahr zwei Prozent im Umsatz gegenüber dem Vorjahr wachsen», sagt Walter Deppeler, Senior Corporate ­Vice ­President von Acer, gegen­über IT Reseller. Acers Anteil als klassische IT-Firma im CE-Fachhandel liegt derzeit bei 5,2 Prozent. Neben LCD-TVs verkauft Acer Digitalkameras, Mediacenter-PCs und Projektoren. Aufgrund der sinkenden Preise in diesem Jahr geht Deppeler allerdings von keinem nennenswerten Umsatzwachstum im Consumer-Electronics-Bereich für das kommende Jahr aus.
Hingegen sollten die Stückzahlen in einigen Bereichen, wie zum Beispiel bei LCD-Fernsehern steigen. Hier rechnet Deppeler dieses Jahr mit einem Stückzahlwachstum von 24 Prozent. Im ersten Jahr von Acers Einstieg ins Geschäft mit Fernsehern hatte das Unternehmen in der Schweiz rund 10’000 LCD-TVs verkauft. «Aufgrund des Preiszerfalls wird der Umsatz gegenüber dem ­Vorjahr aber nur leicht wachsen», so Deppeler.

Keine HP-Fernseher für Europa

Auch 2007 werden die seit 2005 in den USA erhältlichen LCD-, Plasma- und Rückprojektionsgeräte von Hewlett-Packard nicht in Europa eingeführt werden, wie HP-Sprecherin Priska Sameli gegenüber IT Reseller verlauten liess. Zwar ist die TV-Linie seit ihrer Einführung erfolgreich und wurden die Märkte in Europa evaluiert, doch Pläne für die Einführung in der alten Welt gibt es noch immer nicht. Indessen ist HP stark im Fotobereich: «Der Digitalkamera-Bereich steht stellvertretend für ein starkes Wachstum im CE-Segment: Im Jahresvergleich hat HP die abgesetzten Stückzahlen mehr als verdoppelt», sagt Arnold Marty, Country Manager Imaging and Printing Group, HP Schweiz. «Wir können gesamthaft auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken», so Marty. Die Consumer-Produktpalette werde laufend erneuert und erweitert. Sie bietet heute mobile Fotodrucker, Digitalkameras, iPAQs mit Multimedia-Features, Entertainment Notebooks und Media-Center-PCs. Zudem sind neue Angebote hinzugekommen, mit denen HP der CE-Branche das Fürchten lehren will: Seit letzten September ist die Online-Fotoplattform Snapfish.ch live, und diesen Frühling wurde europaweit die erste HP-Fotostation in der Schweiz (im ­Mediamarkt Sihlcity) in Betrieb genommen. «Das Kaufverhalten der IT- und CE-Kunden gleicht sich an», sagt Marty. «Im Vordergrund stehen nicht mehr die Bits und Bytes, sondern der Erlebnisfaktor, Multimedia und Entertainment sowie Design.»

Wenig Angst vor den IT-Grössen

Die Nervosität ob dem relativ erfolgreichen Einstieg der IT-Firmen in den CE-Markt steigt bei den CE-Grössen gering: «Einige der Player tummeln sich bereits seit längerer Zeit am CE-Markt», sagt Raphael Wermuth-Weiss, Corporate Communications, Philips, gelassen. «Selbstverständlich be­obachten wir ihre Aktivitäten und ­wollen unsere starke Marktposition im Flat-TV-Bereich auch gegenüber neuen Mitbewerbern aufrecht erhalten.»
Nichtsdestotrotz muss sich die CE-Branche vor starken IT-Playern in acht nehmen. Vor allem Fujitsu Siemens Computers (FSC) sowie Samsung sind IT-Grössen, deren Vorstoss in den CE-Markt mit zunehmender Besorgnis beobachtet wird. FSC versucht über TVs ins Wohnzimmer, und Samsung über den TFT-Bereich an den Endverbraucher vorzudringen - mit Erfolg. Ein weiteres Beispiel ist Logitech, das mit einer neuen CE-­Geschäftseinheit im Entertainment-Bereich punkten will.

Handel gelassen

Der Handel gibt sich nach wie vor gelassen. Die CE-Fachhändler beurteilen den Anteil der klassischen IT-Hersteller im CE-Markt als noch relativ klein. Trotzdem ist es dem IT-Handel in der Schweiz gelungen, ihnen mit CE-Produkten Marktanteile abzujagen, wie eine frühere Umfrage von IT Reseller zutage brachte. Auch der Retail be­obachtet, dass der Anteil der IT-Anbieter langsam zunimmt, auch wenn sich das Gros der Kunden noch immer an klassischen CE-Brands wie Sony, Philips oder Panasonic orientiert. (sk)


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