Geteilte Ansichten zur COS-Übernahme

Laufen COS-Kunden wegen der Übernahme durch Brack Electronics zurKonkurrenz über? Eine Umfrage bei COS-Händlern und Bracks Stellungnahme.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/17

     

Die Übernahme von COS Distribution durch Brack Electronics hat im August für Aufsehen in der Schweizer IT-Branche gesorgt. Seither hält sich das Gerücht, die COS-Kunden würden scharenweise zur Konkurrenz überlaufen, da sie es nicht goutierten, dass Brack selbst auch an Endkunden verkauft.
IT Reseller wollte es genauer wissen und startete eine Webumfrage, an der sich 51 Händler beteiligten, 41 davon sind COS-Kunden.
Rund die Hälfte der antwortenden COS-Händler sagt, sie werde dem neuen Gespann treu bleiben, und fasst keinen Lieferantenwechsel iss Auge. 7 Händlern (17%) passt der Deal nicht in den Kram. Sie wollen nicht mehr bei COS respektive Alltron, wie der Disti nun heisst, einkaufen. Der verbleibende Rest (14 Händler oder 34%) sagen aus, sie würden bei Alltron nur noch das Nötigste einkaufen, wenn es nicht anders geht.

Brack bestätigt Verluste

Die Umfrage erhebt keinen Anspruch auf Repräsentativität, insbesondere deshalb, da Händler, die dem Deal negativ gegenüber stehen, sich wohl eher die Mühe machten, an der Umfrage teilzunehmen. Dennoch überrascht die relativ hohe Zahl, deren Umsätze Brack ganz oder zum grossen Teil verlieren soll. Kehrt tatsächlich die Hälfte der COS-Kunden der neuen Alltron den Rücken? Alltron-Geschäftsführer Roland Brack nimmt Stellung: «Es war bereits vor der Übernahme klar, dass gewisse grössere Kunden abspringen werden. Steg zum Beispiel scheint uns nicht zu mögen.» Auch habe man direkt nach der Übernahme etwas Umsatz verloren, weil die Verfügbarkeit durch die Liquiditätsprobleme der COS schlecht war. «Nach der Übernahme haben ein paar Product Manager nicht im notwendigen Mass eingekauft. Wir haben das aber im Griff, die Einkäufer wissen, dass die neue Firma liquide ist. Auch die Umsätze zeigen wieder nach oben.»

Portodiskussion

Lediglich zwei verärgerte COS-Händler haben ihren Unmut in Worte gefasst. Ein Händler will weg von COS, weil neu Nachlieferungen nicht mehr gratis sind und jede Lieferung an Endkunden separat verrechnet wird. Dazu Brack: «Die meisten Kunden haben Sammelbestellungen. Wenn jemand aber einen Teil früher haben will, kostet das auch. Die neue, gewichtsabhängige Portoregelung bei Alltron ist aber fairer als die alte Pauschalregelung der COS.» Kleine Einzelsendungen und Endkundenlieferungen seien heute sogar billiger, beteurt er.

Preispolitik entscheidend

Erfreulich ist, dass von den vielen Kommentaren die positiven Bemerkungen überwiegen. Am wichtigsten ist den Händlern die Preispolitik. Marco Stöckli, Geschäftsführer der CDW, sagt: «Ich denke nicht, dass Brack ein falsches Spiel mit dem Fachhandel treibt. Wir vertrauen Herrn Brack und seinem Team und werden weiterhin von den sehr guten Preisen profitieren.» Dazu Brack: «Weil Brack und Alltron dasselbe ­System benutzen, kann es nicht passieren, dass Brack zu Preisen verkaufen wird, die unter den Händlerpreisen liegen. Ein Endkunde wird bei uns immer mehr zahlen als ein Händler.» Severin Meyer, CEO Bitworld, erhofft sich durch die strikte Trennung von Distribution und Endkundengeschäft gar eine höhere Marge.
Ein nicht genannt sein wollender Händler bringt es auf den Punkt: «Wenn Qualität und Preise stimmen, warum sollte man wechseln?» (mh)


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