Unternehmen werden mobil

Mobile Breitbandanschlüsse und moderne Smartphones beeinflussen die Unternehmensprozesse zunehmend. In absehbarer Zeit werden Unternehmen nicht mehr um die Nutzung der neuen Technologien herumkommen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/11

     

Verschiedene neuere Studien bezeichnen die Anpassung der ERP- und Backoffice-Umgebungen an die neuen Kommunikationsmöglichkeiten als eine der wichtigsten Herausforderungen für die Unternehmen. Der Umgang mit mobilen Anwendungen scheint sich zunehmend zu einer Schlüsselkomponente der Unternehmensstrategien zu entwickeln.
In der Schweiz besitzt heute über 90 Prozent der Bevölkerung ein Mobiltelefon. Wie die Eidgenössische Kommunikationskommission ComCom schreibt, sind hierzulande mittlerweile 6,8 Millionen Handys in Betrieb. Der Verkauf moderner Smartphones steigt. Für Leute, die bisher ein Mobiltelefon und einen Laptop mitschleppen mussten, bieten sie sich als neues, praktisches Arbeitsinstrument an. Mit diesen Alleskönnern werden nicht nur Telefonate getätigt und SMS verschickt. Mit ihnen kann man auch Adressen und Termine verwalten, E-Mails verschicken und Memos aufnehmen. Selbst das Knipsen und Verschicken von ­Fotos wird inzwischen immer öfter auch für geschäftliche Zwecke eingesetzt.
E-Mail entwickelte sich in den letzten Jahren zur wichtigsten Form der ­Unternehmenskommunikation. Es scheint logisch, dass nun als nächster Schritt die Erweiterung der ­
E-Mail-Kommunikation auf die mobilen Endgeräte fällig wird. Da kommt die neue Mobiltelefongeneration gerade recht, erlaubt sie doch über UMTS und GPRS einen schnellen ­Internetzugang. Zudem wird auch der breitbandigere Zugriff über WLAN immer populärer. Und bereits steht Wimax als nächste, zusätzliche Übermittlungstechnologie in den Start­löchern.

Abgleich in Echtzeit

Mit Geräten wie Blackberry, Treo, Nokia Communicator, Symbian und den auf Windows Mobile basierenden SmartPhones lässt sich auch unterwegs auf Unternehmensapplikationen zugreifen. Im Unternehmen sind Nachrichten, Adressbuch, Agenda, Aufgabenliste und persönliche Informationen auf dem Mailserver gespeichert. Am Arbeitsplatz erfolgt der Zugriff auf die Firmenmailbox über Outlook oder einen Browser. Die Serverumgebung verfügt jedoch zusätzlich über eine Schnittstelle zu einem Mobile-Service-Gateway. Dieser erlaubt, die Anwenderdaten auf den mobilen Endgeräten online zu synchronisieren. Mit den neuen Kommunika­tionsdiensten lassen sich E-Mail, Agenda, Aufgaben-Verwaltung und anderer Applikationen in Echtzeit synchronisieren. Der Abgleich erfolgt drahtlos mit den verschiedenen Übertragungstechniken. Dazu stellt das System je nach Verfügbarkeit automatisch eine drahtlose Verbindung über GPRS, HSCSD, EDGE, UMTS oder einen WLAN-Hotspot her. Die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Übertragungstechnologien gewährleistet praktisch überall und zu jeder Zeit den Zugriff auf die Firmenmailbox und die konfigurierten Dienste und Daten.

Und die Kosten?

Natürlich gilt heute bei einer Neuorganisation der Infrastrukturen die erste Frage dem ROI. Wenn man den Anbietern glauben darf, sollen die Kosten pro Benutzer bei einer konsequenten mobilen Strategie für die betriebliche Informationsverarbeitung meist sogar tiefer sein als bei einer herkömmlichen IT-Umgebung.
Ins Geld gehen kann allerdings der Datenverkehr über die Mobilfunk­netze. Immerhin haben die meisten Telekommunikationsanbieter Pakete im Portfolio, bei denen nur die effektiv transferierte Datenmenge berechnet oder in einem monatlichen Fix­paket abgerechnet wird. Damit bleibt das Ganze einigermassen kalkulierbar.
Grössere Unternehmen betreiben ihre dedizierten Mailserver für den Mobil-Anschluss meist mit den eignen Infrastrukturen, während KMU eher auf die ebenfalls angebotenen Outsourcing-Modelle ausweichen. Verschiedene Schweizer IT-Firmen, darunter Cyberlink, Data World, Netstream, Sunrise oder TIC, bieten schlüsselfertige Umgebungen für den Online-Abgleich mit mobilen Endgeräte an. Franz Grüter, CEO von TIC, meint etwas vollmundig: «Unsere Erfahrung zeigt, dass Kunden bei einer Mail-Infrastruktur im ASP-Modell mit Kosten- und Zeitersparnissen von bis zu 70 Prozent ihrer heutigen Aufwendungen rechnen können». Es ist jedoch kaum daran zu zweifeln, dass die Unternehmen und ihre Mitarbeiter immer mobiler werden und daher in absehbarer Zeit nicht mehr um die Nutzung der ­neuen Technologien herumkommen werden.

Technologien für den mobilen Datenverkehr

- CSD (Circuit Switched Data): ein leitungsvermitteltes Übertragungsverfahren im GSM-Mobilfunknetz. ­Geschwindigkeit: 9,6 kbit/s
- HSCSD (High Speed Circuit ­Switched Data): Ein Datentransfer-Standard mit hoher Leistung für GSM-Netze. Geschwindigkeit: max. 40 kbit/s
- GPRS (General Packet Radio Service): Mit GPRS können jederzeit ­Daten versendet und empfangen werden, Benutzer bezahlen die übertragene Datenmenge. Geschwindigkeit: 30-40 kbit/s
- UMTS (Universal Mobile Telecom System): Highspeed-Netz für Video­telefonie und -Streaming. Geschwindigkeit 200–350 kbit/s, ab 2008 bis zu 3 Mbits
- EDGE (Enhanced Data Rates for GSM Evolution): EDGE ergänzt das UMTS-Netz in Randregionen durch Erhöhung der Datenrate in GSM-Netzen. Geschwindigkeit: 100-200 kbit/s
- WLAN (Wireless Local Area ­Network): Hotspots nach dem IEEE-802.11-Standard mit Kapazitäten bis zu 54 Mbit/s, öffentlichen Hotspots oft auf 2 Mbit/s beschränkt.
- Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access): Neue ­Technologie nach dem IEEE-802.16-Standard für grössere Distanzen
als WLAN. Geschwindigkeit: bis 70 Mbit/s.


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