Der Freistaat dreht für die Schweiz

Seit letztem Sommer greift der Broadliner Ingram Schweiz für gewisse Produkte auf das Zentrallager in Straubing bei München zu. Offenbar mit Erfolg: Schon heute fährt jede Nacht ein DHL-Lastzug in die Schweiz.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/03

     

Wie für die anderen Schweizer Distributoren lief das vergangene Jahr auch für den Broadliner Ingram Micro mehr schlecht als recht an und erst ab dem Spätsommer gab es Monat für Monat wieder einigermassen anständige Wachstumsraten zu verzeichnen. «Wir konnten insgesamt im 2005 den Umsatz in etwa auf dem Vorjahresniveau halten. Zieht man den enormen Preiszerfall in Betracht, können wir mit dem Resultat sehr zufrieden sein», sagt Joe Feierabend (Bild), Managing Director von Ingram Schweiz, zu IT Reseller. Wie Feierabend weiter ausführt, sei das neue Jahr mit einem zweistelligen Wachstum sehr gut angelaufen, man hätte sozusagen den Schwung vom letzten Jahr ins neue Jahr mitnehmen können.

Verfügbarkeit und Preis

Dass im Herbst die Umsätze ver-glichen mit der Vorjahresperiode deutlich gesteigert werden konnten, führt Feierabend unter anderem auch auf das neue Vertriebskonzept mit dem Lager im deutschen Straubing zurück, weil zwei für den Verkauf entscheidende Faktoren optimiert werden konnten: «Seit wir die Produkte der kleineren Hersteller aus dem Münchner Lager liefern, konnten wir die Verfügbarkeit deutlich verbessern und die Preise senken», sagt er.
Doch weshalb ist es billiger, aus München anstatt von einem Schweizer Lager zum Kunden zu liefern? «Wir verkaufen im Vergleich zu früheren Jahren viel grössere Mengen, so dass wir heute jede Nacht einen Lastzug in München losschicken können. Früher mussten wir dieselben Produkte entweder in der Schweiz lagern oder in München bestellen, bei uns einchecken und dann weiter verteilen.»
Dies sei insgesamt viel teurer als mit der neuen Variante der Feinverteilung durch DHL direkt zum Endkunden. Das Enduser Fulfilment von DHL könne zwar noch verbessert werden, aber die Kunden hätten sich in der Zwischenzeit daran gewöhnt, dass ihre Bestellung unter Umständen ein paar Stunden ­später als früher eintrifft. «Wichtig ist, dass der Kunde sich auf bestimmte ­Anlieferzeiten verlassen kann», sagt Feierabend.

80 Hersteller mit 15% vom Umsatz

Feierabend hat anfänglich im Rahmen der XXL-Distribution – so nennt sich das Vertriebskonzept – Produkte von 65 Herstellern aus Straubing geliefert, heute sind es über 80. Und der Ingram-Chef will das Angebot weiter ausbauen, um ein noch breiteres Sortiment anbieten zu können. Doch wie entscheidet man bei Ingram, welche Produkte neu aus dem Straubinger Lager ins Sortiment von Ingram Schweiz aufgenommen
werden? «Wir schauen uns die Zahlen von anderen Organisationen, v.a. von Ingram Deutschland, an», sagt Feierabend. Man frage sich, wo es in der Schweiz noch «weisse Flecken» gebe. Also Produkte, die in der Schweiz nicht verkauft würden, in Deutschland aber sehr wohl. «Eine anständige Marge und das Einverständnis des Herstellers sind natürlich Voraussetzung für die Aufnahme eines Produktes in unser Sortiment.» Mittlerweile machen die Lieferungen aus Straubing rund 15 Prozent vom Umsatz von Ingram Schweiz aus. Das sind ca. 700 bis 800 Pakete täglich. (mh)


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