Kleiner, heller, billiger – Projektoren im Trend

Consumer-Geräte werden heller, billiger und hochauflösender, im Business-Markt setzt man auf Portabilität, Wireless- und Netzwerkfähigkeit: Projektoren sind für Hersteller, Distis und den Retail ein Boom-Geschäft mit verhältnismässig hoher Marge.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/17

     

Immer kleiner, immer heller, eine immer höhere Auflösung – und vor allem immer billiger: So lässt sich die technische und preisliche Entwicklung bei den Projektoren über die letzten paar Jahre umschreiben. Was damals beim Banker als protziger TV-Ersatz in der Stube thronte, kann sich heute jeder «Normalo» leisten: Qualitativ hochwertige Datenprojektoren sind ab knapp 800 Franken en masse bei den grossen Retailern erhältlich und bieten Hinz und Kunz das ultimative Heimkino-Erlebnis mit DVD-Filmen, Champions-League und Formel 1. «Der Heimmarkt im Einsteigersegment legt stark zu. Dieses Segment wird stückzahlenmässig auch weiterhin die Nase vorn haben», sagt Denis Luise, Sales Manager Projektoren bei Benq Schweiz. Bei HP ist man von der Qualität und Überzeugungskraft der hauseigenen Heim-Modelle derart angetan, dass vor Jahresfrist ein «Buy and Try»-Programm eingeführt wurde: «Der Kunde kann sich nach dem Kauf dafür registrieren und hat das Recht, das Gerät nach 60 Betriebsstunden wieder zurückzugeben. Dafür verrechnen wir eine einmalige Benutzungsgebühr von 155 Franken», sagt Kosta Kotoulas, Category Manager der Imaging und Printing Group. Rund 85 Prozent der zumeist über den Retail abgesetzten Geräte verblieben beim Kunden, so Kotoulas.

Immer günstiger, immer leistungsfähiger

Acer stellt im Einsteiger- und KMU-Markt ein Schwergewicht dar: «In diesem Segment wollen wir qualitativ hochwertige Beamer anbieten, bei denen Grösse und Gewicht nicht die entscheidende Rolle spielen. Die Nachfrage nach immer mehr Lichtstärke im Sinne von mehr Ansi-Lumen und einem besseren Kontrastverhältnis wächst stetig. Wichtig ist jedoch vor allem, dass das Preis-Leistungsverhältnis stimmt», sagt Silvia Stäubli, Business Unit Managerin Digital Home bei Acer Schweiz. Der Preiszerfall habe über die letzten zwei Jahre allerdings rund 50 Prozent betragen: «Im mittleren Segment, bei Geräten zwischen 1400 und 2500 Franken, setzt der Preiskampf jetzt voll ein, denn der Markt ist noch nicht gesättigt», so Stäubli. Mit seiner Strategie liegt Acer voll im Trend, wie Armin Fricker, Product Manager für Acer beim Distributor COS bestätigt: «Für die grosse Masse ist vor allem ein günstiger Preis bei guter Leistung ausschlaggebend. Geachtet wird auf Helligkeit, Kontrast, XGA-Auflösung und Geräuschentwicklung». Weshalb Acer und Benq die Nase vorn haben, ist für Andreas Schneider, Verkaufsleiter bei COS, klar: «Sie treten über tiefe Preise und gute Qualität aggressiv im Markt auf. Dadurch haben sich bestimmt auch die Verkaufskanäle für Beamer verändert und es sind neue Kundengruppen erschlossen worden.»

Bewegung im Business-Bereich

Wenn auch die Einsteigergeräte weggehen wie warme Semmeln, wertmässig lässt sich der grössere Reibach mit den lukrativen Business-Geräten machen. Und auch dieser Markt ist in Bewegung: Der Trend geht zu ultraportablen Geräten mit hoher Leistung für den Verkäufer im Aussendienst und zu fest installierten Geräten fürs Sitzungszimmer und den Schulungsraum, die sich via Wireless-LAN ansteuern lassen, ins Netzwerk integriert sind und sich sogar selbst verwalten. «Bei unseren Business-Geräten setzen wir auf sogenannte Everything-to-Everything Connectivity», sagt HP-Mann Kotoulas. Der IT-Verantwortliche soll die ganze Projektorenflotte im Unternehmen von einem Punkt aus kontrollieren können. Die einzelnen Geräte sollen ihren Status melden, sich fernkonfigurieren lassen sowie bei Bedarf eine Lampenwarnung herausgeben. «Durch die Erhöhung der Lampenlebensdauer und Senken des Lampenpreises versuchen wir zudem, die TCO massgeblich zu senken», so Kotoulas weiter.
Fritz Feissli, Sales Support Engineer bei Sony Overseas, macht jedoch gerade beim Thema Wireless auch einige schwerwiegende Hinderungsgründe aus: «Das Handling ist nicht einfach. Viele Leute haben nach wie vor Mühe, das zu konfigurieren», sagt er zu IT Reseller. Zudem würde in den Firmen beim Thema Wireless auch sogleich die Frage nach der Sicherheit gestellt. Doch damit nicht genug: «Auch die Bildqualität entspricht nicht derselben wie bei einer Projektion mit Kabel. Zudem können Animationen innerhalb eines Powerpoint-Slides verloren gehen und Filme lassen sich noch nicht ruckelfrei übertragen», führt Feissli weiter aus. Auch die bei Business-Geräten von den Herstellern angebotenen Netzwerkfunktionen für Projektoren müssen sich erst durchsetzen: «Viele IT-Verantwortliche in den Unternehmen sind skeptisch, denn der Projektor ist für sie immer noch ein Fremdkörper in ihrem Netzwerk», sagt Feissli.

Ultraportabel und selbständig

Klarer verläuft die Entwicklung bei den ultraportablen Geräten, die beispielsweise der Aussendienst-Mitarbeiter auf seiner Verkaufstour zum Kunden mitnimmt: «Der Trend hier geht zu kleinsten Abmessungen und zu Benutzerfreundlichkeit im Sinn von Automatisierung», so Feissli. Man brauche den Beamer nur noch einzuschalten, der Deckel vor der Linse gleite zur Seite, das Trapez konfiguriere sich, der Autofokus stelle die Schärfe ein und der Beamer erkenne, ob es sich um ein Daten- oder Video-Signal handle und rechne dieses entsprechend um. Entscheidend sei, dass heute portable Geräte bei nur noch kleinen Helligkeitseinbussen annähernd die Leistungsmerkmale von festinstallierten Projektoren aufweisen würden, so Feissli weiter.
Wenn auch die Trends bei Business- wie auch teilweise bereits bei Consumer-Geräten klar in Richtung Wireless-LAN und Netzwerkfähigkeit gehen – für Armin Fricker von COS stellt sich vor allem auch die Frage nach der Vermarktbarkeit dieser Zusatz-Funktionen: «Features wie DVI-Ports und integriertes Wirless-LAN werden in naher Zukunft sicher vermehrt kommen, doch die Nachfrage und die Bereitschaft, dafür einen Aufpreis zu bezahlen, sind heute noch gering.»

Distis: Beamer sind interessante Produkte

Bei den Distributoren herrscht derweil Wohlwollen bis eitel Freude am Geschäft mit Projektoren: «Das Geschäft wächst tendenziell stark. Es kommt allerdings immer darauf an, welche strategische Bedeutung ein Hersteller dem Projektor gibt», erklärt Philipp Fluder, Teamleiter Product Management Peripherie bei Ingram Micro Schweiz. «Zudem ist die Margensituation besser als bei anderen Produkten, da Beamer immer noch Geräte mit einem gewissen Wert sind.»
Bei COS beurteilt Verkaufsleiter Schneider die Situation ein wenig zurückhaltender: «Beamer sind für uns im Bezug auf den IT-Kanal nicht zentral, allerdings ein spannendes Zusatzgeschäft.» Im Zuge des Ausbaus im CE-Bereich mit der neuen Business Unit CE erhalte das Projektoren-Geschäft für den Fachhandel neue Attraktivität für COS: «Die Margensituation ist für uns allerdings nicht interessanter als anderswo», relativiert Schneider.
Für Hersteller Acer, der Beamer wie alle anderen Produkte hundertprozentig indirekt über den Retail und den Fachhandel vertreibt, ist das Engagement der Distis für diese Produkte zentral. Vor allem sei auch der Handel gefordert: «Bei Beamern im Preissegment von über 3000 Franken ist Beratung gefragt. Spezielle CE-Kanäle wie der Radio- und TV-Fachhandel mit eigenen Showrooms könnten sich hier besonders gut einbringen», sagt Silvia Stäubli von Acer Schweiz. (bor)

Bombengeschäft

Rund 8400 Projektoren wurden in der Schweiz im zweiten Quartal dieses Jahres (April bis Juni) gemäss den Zahlen des Marktforschungsunternehmens DTC verkauft. 81,4 Prozent oder 6845 Stück entfielen dabei auf die ersten 10 der 31 Hersteller umfassenden Rangliste (s. Tabelle). Auf den vorderen Rängen finden sich in den regelmässigen Quartalserhebungen naturgemäss jene Hersteller, die im entsprechenden Zeitraum über ein starkes Angebot im Einsteiger- oder Home-Cinema-Segment verfügen. Denn von diesen günstigen Geräten, die heute je nach Modell und Spezifikationen nur noch zwischen 800 und 1500 Franken kosten, setzen sie über den Retailkanal hohe Stückzahlen ab. Auch die Gesamtzahl der in der Schweiz verkauften Beamer variiert mitunter von einem Quartal zum Vergleichsquartal des Vorjahres: So wurden beispielsweise im zweiten Quartal 2004 noch rund 2000 Geräte mehr verkauft als heuer – «schuld» daran war die Fussball-EM in Portugal. (bor)

LCD, DLP oder LED?

In der Schweiz werden hauptsächlich zwei Projektoren-Typen verkauft: LCD und DLP. Auf eigene LCD-Herstellung setzen Epson, Sony, NEC und Sanyo. Benq, Infocus und Coretronics heissen die grossen DLP-Hersteller. Die DLP-Chips beziehen sie alle vom Patentinhaber Texas Instruments. Der taiwanische Hersteller Coretronics ist mit der Eigenmarke Optoma kaum in der Schweiz vertreten, ihm kommt aber als OEM-Lieferant von beispielsweise Acer, Dell und teilweise auch HP eine wichtige Bedeutung zu. Doch die Technik bleibt nicht stehen: Während einzelne Hersteller am Verfahren LCOS (Liquid Crystal on Silicon) arbeiten, heisst es unisono, dass bereits ab dem nächsten Jahr erste LED-Beamer auf den Markt kommen sollen. Der Einsatz von LEDs verspricht einen markant niedrigeren Stromverbrauch, weniger Wärme und dadurch keine Notwendigkeit für eine laute Kühlung. Das Problem liegt vorderhand noch in der schwachen Leuchtkraft von LED-Licht. Dennoch: Bald schon werden LED-Beamer viel kleiner und günstiger produziert werden können als heute erhältliche Modelle. Auf der IFA 2005 in Berlin zeigten einzelne Hersteller LED-Prototypen, die nur noch so gross wie ein Päckchen Zigaretten waren. (bor)


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