Martin Altorfer macht Hobby zum Beruf

Der Internet-Pionier Martin Altorfer ist mit einer neuen Geschäftsidee zurück: Seine Roboter wandeln ganze CD-Sammlungen ins MP3-Format um.

Artikel erschienen in IT Reseller 2005/14

   

Der Internetpionier Martin Altorfer (Bild) ist nach dem Verkauf des Securitydienstleisters Celeris an die Swisscom mit einer neuen Geschäftsidee wieder voll am Puls der Zeit. Altorfer hat zusammen mit Frank Studerus von Studerus Telecom als stillen Teilhaber die Firma Replica gegründet, ein Dienstleistungsunternehmen, dessen Hauptaufgabe darin besteht, CD-Sammlungen von Endkunden ins MP3-Format umzuwandeln. Die Idee für Replica kam Altorfer, als er seine eigene CD-Sammlung iPod-fähig machen wollte und bald merkte, wie aufwendig ein solches Vorhaben sein kann.
«Es braucht sehr viel Zeit, eine ganze Sammlung in MP3 umzuwandeln. Dabei ist es nicht einmal das Rippen der CDs, sondern vor allem das Zuordnen der Metadaten, das viel Zeit beansprucht», sagt Altorfer zu IT Reseller. Denn will man seine Musiksammlung auf vernünftige Weise auf dem Computer oder iPod speichern und abrufen, benötigt man Angaben zum Album, Song- und Interpretennamen, Genrezuordnung, Albumcover, Entstehungsjahr etc., die auf den meisten CDs nicht vorhanden sind. Diese Arbeit übernimmt bei Replica nun die eigens dafür entwickelte Software «Musicfix». Findet die Software die nötigen Angaben nicht im Internet, so werden die Daten von Hand nachgetragen. Dazu wird von jeder CD vor dem Einlesen bei Replica von der bedruckten Seite eine Foto gemacht.

Auf die Spindel und hopp

Der Bestellvorgang ist denkbar einfach. Der Kunde gibt bei replica.ch an, wie viele CDs seine Sammlung umfasst. Replica schickt dann dem Kunden eine oder mehrere leere CD-Spindeln, auf die der Kunde seine CDs stapelt und an Replica retourniert. Replica konvertiert die Sammlung auf die beschriebene Weise und schickt dem Kunden seine Sammlung auf DVD zurück.
«Das Interesse ist extrem», sagt Altorfer, «wir können derzeit pro Tag mit zwei Robotern 2000 CDs konvertieren, die Kapazität aber jederzeit ausbauen.» Altorfers Zielkunde ist zwischen 28 und 50 Jahre alt, gutverdienend und benutzt einen MP3-Player. Der Service kostet auch ensprechend, nämlich pro CD 2.90 Franken, ab 200 CDs sinkt der Preis auf 2.40 und ab 400 CDs auf 2 Franken. Je nach Grösse der Sammlung lässt man also schnell mal einige hundert Franken liegen.

Vertriebswege und Pläne

Für den Vertrieb ist Altorfer mit Herstellern, Importeuren und Retailern von MP3-Playern im Gespräch, um Bestell-Flyer für Replica gleich den Geräteverpackungen beizulegen. Über eine aufgedruckte Nummer lässt sich dann zurückverfolgen, über welchen Kanal die Bestellung hereingekommen ist. Darüber hinaus seien auch Bundles denkbar, etwa indem man die Dienstleistung bei Verkaufsportalen zusammen mit CDs bei Online-Verkaufsläden vertreibt.
Der Businessplan sieht vor, dereinst die komplette Infrastruktur für die Erbringung der Dienstleistungen bei Franchisingpartnern im benachbarten Ausland zu lizenzieren. Ab nächstem Frühjahr soll dann der Service auf Schallplatten ausgebaut werden, damit die ewige Rillenputzerei der alten Vinyl-Platten endlich ein Ende hat.
Doch damit nicht genug: Altorfer schwebt vor, bereits im nächsten Jahr ein Archivierungsangebot auf den Markt zu bringen, sodass der Kunde übers Internet jederzeit und an jedem Ort Zugriff auf seine eigene Musiksammlung hat. Mit diesem dürfte er dann allerdings wohl nur auf Nachfrage bei einer Minderheit von Kunden treffen – Freaks wie er eben. (mh)


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