Beni Götti weidet Excom aus

Der japanische Monitoren-Hersteller Eizo übernimmt seine Schweizer Generalvertretung, die Eizo-Abteilung von Excom. Niederlassungsleiter der neugegründeten Eizo Nanao Schweiz wird der Japaner Kunihiro Arata.

Artikel erschienen in IT Reseller 2005/14

   

In Wädenswil sind die Japaner eingezogen: Aus der Abteilung für Eizo-Monitore, die von Excom während vieler Jahre zuerst als Generalvertreter und zuletzt als sogenannter Brand Market Maker betreut worden war, wurde Anfang Juli die Eizo Nanao. Die japanische Eizo Nanao Corporation hat die Abteilung für einen nicht näher bezifferten Betrag mitsamt der 14 Mitarbeitenden übernommen. «Das hier ist die Zeit, in der sich die Hersteller näher auf die Endkunden zubewegen», sagte Yoshitaka Jitsumori, CEO der Eizo Nanao Corporation in Japan, anlässlich eines Blitzbesuches in Wädenswil. Doch Eizo will sich fortan nicht nur den mitteleuropäischen Markt von Wädenswil aus selber vorknöpfen. Offenbar setzt man dabei auch auf eine direktere Kontrolle der Aktivitäten als bis anhin: Als CEO der neugegründeten Eizo Nanao in Wädenswil wurde nämlich Kunihiro Arata eingesetzt, der bislang das Verkaufsteam in Japan leitete. Ihm wird der bisherige Schweizer Eizo-Leiter Jurij Kubli als Leiter des operativen Geschäfts mit seiner lokalen Erfahrung zur Seite stehen.

Europa von zentraler Bedeutung

Den europäischen Markt schätzt Eizo als sehr wichtig ein: «Wir erzielen zwei Drittel unseres Umsatzes mit LCD-Monitoren ausserhalb Japans und wiederum 90 Prozent davon in Europa», sagt Eizo-CEO Jitsumori zu IT Reseller. Rund sieben bis acht Prozent aller Übersee-Verkäufe tätigt das Unternehmen in der Schweiz. Zwar entspreche dies nicht einem sehr hohen Volumen, doch sei die Schweiz mit dem Finanzplatz Zürich sehr wichtig für das Unternehmen. Hochqualitative Eizo-Flachbildschirme finden sich etwa in den Händlerräumen der Grossbanken oder in den Stellwerken der SBB. An der strategischen Ausrichtung des Unternehmens wird denn auch nicht gerüttelt: Eizo setzt weiterhin auf High-End-Monitore im Grafikbereich, auf Multimedia-Displays in allen Preislagen sowie auf Medizinal-Systeme für den Einsatz in Spitälern und Arztpraxen.

Verkauf via Distribution

Verkauft werden die Eizo-Produkte nach Angaben von Eizo-Schweiz-Chef Arata in jedem Land durch einen exklusiven Distribuenten. Wie zu erfahren war, wird Eizo Schweiz in limitiertem Rahmen mit Distribuenten zusammenarbeiten, obwohl der Hersteller hier ja jetzt selber vertreten ist. So wurde etwa ein erstes Agreement mit Wyscha Computer abgeschlossen. Der Disti soll die eher kleineren Reseller bedienen. Einen Retailer wie Media Markt wird Eizo Schweiz allerdings mit einem direkten Agreement weiterhin selber bedienen. In der Schweiz peilt Eizo über die neue Tochterfirma in Wädenswil einen Jahresumatz in der Grössenordnung von 25 Millionen Franken an. (bor)

Ausverkauf auf Raten

Zum Anfang des Jahres 2000 beschäftigte die 1982 gegründete Excom in Wädenswil noch rund
150 Mitarbeitende und erzielte einen Umsatz von 200 Millionen Franken. Der Importeur und Brand Market Maker vertrieb unter anderem die Produkte von Epson, Psion und Eizo. Im Jahr 2003 waren es nach der Aufgabe der Epson-Vertretung und der Einstellung der PDA-Produktion von Psion noch 75. Stück für Stück spaltete das Unternehmen in der Folge Abteilungen als Spin-Offs ab – oder verkaufte sie stillschweigend. An einigen sind die Wädenswiler über ein kompliziertes Geflecht von Gesellschaften und Holdings nach wie vor beteiligt, an anderen nicht. Im Alter von 65 Jahren holt Excom-CEO Beni Götti jetzt zum letzten entscheidenden Schlag aus, bevor er sich nach eigenen Angaben als Pensionär in seiner Garage dem Bemalen von Tiffany-Glasfiguren widmen will: Er verkauft die Eizo-Abteilung seiner Excom an den japanischen Hersteller. Bei Excom verbleibt somit nur noch der Bereich Multimedia und rund 15 Mitarbeitende: «Excom ist heute eine kleine, sehr schlanke Firma», sagt dazu Götti. Konzentrieren will man sich in diesem kleinen, aber wachstumsträchtigen Bereich auf das Geschäft mit NEC-Projektoren, Public-Screens sowie Gerätschaften für das elektronische Kino. Denkbar sei aber auch, so Götti, dass dieser Bereich früher oder später in einen Spin-Off eingebracht werde.

IT Reseller meint

Anfang Juli inszenierte Excom-Chef Beni Götti feierlich die Stabsübergabe an die Japaner von Eizo. Vielleicht kann diese «Zepter-Übergabe» aber auch als Eingeständnis dafür gewertet werden, dass Excom als Disti und Brand Market Maker am Ende ist. Dass die Japaner mit Kunihiro Arata einen der ihren zum Eizo-Schweiz-Chef machen, spricht entweder für die Wichtigkeit des Schweizer Marktes – oder aber dafür, dass die Japaner ihrem alten Importeur künftig genaustens auf die Finger schauen wollen. (bor)


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