Fit für die Zukunft

Applikationsintegration wird zusehends unumgänglich. Service-Orientierung, Virtualisierung und Grid Computing erweisen sich dabei als die grossen Trends.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/11

     

Noch sind die IT-Landschaften der meisten Unternehmen zerklüftet und die Geschäftsprozesse passen nicht genau mit den verfügbaren Applikationen zusammen. Die Applikationen ihrerseits sind verschiedenen Ursprungs und basieren auf unterschiedlichen Plattformen und Metadaten, ihre Integration benötigt die vielfältigen Werkzeuge der Enterprise Application Integration. Abgesehen von der typischen «Eine Applikation pro Server»-Situation, ist schliesslich auch die Infrastruktur immer noch meist heterogen.
Transaktionssysteme und grosse Datenbanken müssen mit unbegrenzt vernetzbaren Internetlösungen zusammenarbeiten, um die permanent ändernden Geschäftsprozesse zu unterstützen. Ad-hoc-Integration und die Reaktionsfähigkeit stossen dabei rasch an Komplexitäts- und Kostengrenzen.

Web Services als Paradigma

Flexible Integration ist deshalb eine gewaltige ökonomische Herausforderung und eine starke, die technische Innovation treibende Kraft. Entsprechend sind die Trends in Richtung Service-Orientierung, Virtualisierung und Grid Computing gleichzeitig Lösungsansätze der Integration.
Mit Service-Orientierung (Service Oriented Architecture, SOA) kommt ein Datenverarbeitungsmodell zum Zug, bei dem Funktionen und Daten als Dienstleistung, als (shared) Service über ein Netzwerk definiert, publiziert, genutzt und kombiniert werden können. Ein typisches, zukunftsweisendes, aber nicht das einzige Implementierungsbeispiel für dieses Paradigma sind die Web Services und ihre hohe Abstraktion der Message-Verarbeitung.
In der Folge werden die Trends in Richtung Service-Orientierung, Virtualisierung und Grid Computing in Form von vier Thesen kurz diskutiert

These 1:

Geschäftsanwendungen und IT-Infrastruktur werden unvermeidbar von Service-Architekturen geprägt sein. Service-Orientierung zieht sich wie ein roter Faden der Integration durch alle Ebenen der IT-Landschaft. Die IT-Produktivität, die Flexibilität und die Sourcing-Optionen werden durch Service-Orientierung zunehmen. Eine Transformation hin zu einer Service-Architektur im Unternehmen verlangt Antworten auf Fragen der Art: Welcher Service ist strategisch? Welche Teilprozesse oder Funktionalitäten sind in meiner Branche geschäftskritisch, das heisst wettbewerbsrelevant? Was machen wir gut, was können andere besser, was ist im Markt gang und gäbe (commodity)?

These 2:

2: Die Verbindung zwischen Geschäftsprozessen und IT wird durch die Service-Orientierung direkter und immer mehr automatisierbar (Business Process Management). Gleichzeitig erlaubt dies den Unternehmen, sich auf ihre kritischen Geschäftsprozesse zu konzentrieren und eine saubere Schnittstelle zu internen oder externen Service-Providern zu definieren.

These 3:

Die Integration von Applikationen wird neu definiert. Verschiedene Werkzeuge und Mechanismen verschmelzen in eine eigenständige Funktion (Enterprise Service Bus) oder werden in die Prozessmanagementschicht verschoben. Flexible Kombination von Services wird einfacher (Composite Applications). Die typischen Adapter einer Integrations-Middleware werden immer mehr durch Web Services ersetzt.
Es findet gewissermassen eine Integration der Integration statt. Die Vision der einfachen Kombination von generellen und industriespezifischen, firmeninternen wie -externen Geschäftsfunktionalitäten zu leistungsfähigen IT-Lösungen wird greifbarer, vorausgesetzt, semantische Standardisierung setzt sich längerfristig durch.

These 4:

Service-orientierte Applikationen brauchen eine Service-orientierte Infrastruktur. Schon heute zeichnet sich ab, dass sich Web Services als Bindeglied zu einer Grid-Infrastruktur durchsetzen könnten. Eine langfristige Evolution von Grid-Services (siehe Figur 1) ist plausibel, weil mehrere ökonomisch entscheidende Faktoren gleichzeitig verbessert werden.

Chance für mehr Wettbewerbsfähigkeit

Service-Orientierung ist zwar nicht neu, trotzdem gilt es noch viele Hindernisse zu überwinden, bevor sich dieser Ansatz durchsetzt. Pionieranwender und die führenden Unternehmen der IT-Industrie treiben und bestimmen die angedeuteten Entwicklungen seit geraumer Zeit.
Das theoretische und praktische Know-how rund um Services wird schliesslich auch die Wettbewerbsfähigkeit im IT-Umfeld stark prägen. Statt die Verlagerung hochqualifizierter Informatikarbeitsplätze in Offshore-Länder zu beklagen, kann man proaktiv neue Fähigkeiten für die Zukunft aufbauen.

Der Autor

Dr. Rolf Kubli ist Enterprise Architect und Thought Leader beim Outsourcing-Spezialisten EDS sowie Verwaltungsrat der META Group Schweiz AG.
Er ist ehemaliger CTO und CIO und spezialisiert auf Business Innovation und Strategie.


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