Die Scharmützel gehen weiter

Die Übernahmeschlacht zwischen Oracle und Peoplesoft dauert an. Jetzt will Oracle den Peoplesoft-Verwaltungsrat stürzen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/21

     

Letzte Woche hat das zuständige US-Gericht in Delaware entschieden, sich dem Fall Oracle vs. Peoplesoft erst am 13. und 14. Dezember mit neuen Anhörungen anzunehmen. Ursprünglich war mit einem ersten Richterspruch letzten Mittwoch gerechnet worden. Nun will das Gericht zuerst noch zusätzliche Informationen sammeln. Der Richter muss in seinem Urteil darüber befinden, ob die von Peoplesoft getroffenen Massnahmen gegen die Übernahme durch Oracle, auch als Poison Pills (Giftpillen) bekannt, rechtens sind oder nicht. Peoplesoft hat vor einem Jahr sein Customer Assurance Programm (CAP) dahingehend geändert, dass die Kunden den zwei- bis fünffachen Betrag ihrer Lizenzgebühren zurückerstattet bekommen, sofern das Unternehmen übernommen wird.
Das Gericht will sich darüber ins Bild setzen lassen, wie es dazu kam, dass der Peoplesoft-Verwaltungsrat das letzte Übernahmeangebot von Oracle ablehnte. Das Angebot, von Oracle als «letztes und bestes» bezeichnet, beläuft sich auf 9,2 Mrd. Dollar bzw. 24 Dollar pro Aktie und galt ursprünglich bis zum 19. November. Inzwischen hat Oracle die Frist bis Ende Jahr verlängert. Im Gegensatz zum Verwaltungsrat ist die Mehrheit (61%) der Aktionäre mittlerweile für die Übernahme.
Diesen Umstand will Oracle nun ausnutzen. Der Software-Hersteller plant, an der nächsten Generalversammlung im Jahr 2005 den Verwaltungsrat zu stürzen, indem eigene Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen werden. Um dieses Ziel umzusetzen, genügen vier Oracle-treue Verwaltungsräte, da der Peoplesoft-VR erst kürzlich von acht auf sieben Mitglieder verkleinert worden ist. Nach der Machtübernahme in diesem Gremium könnte Oracle die Giftpillen gleich eigenhändig entfernen.
Die Antwort von Peoplesoft auf das jüngste Manöver von Oracle kam postwendend. Allerdings hinterliess das Statement den Eindruck, die Firma aus dem kalifornischen Pleasanton stehe allmählich mit dem Rücken zur Wand. Die Argumente bestachen nicht mit Überzeugungskraft: Aufgrund verschiedener Unterhaltungen mit den einflussreichsten Aktionären sei der Verwaltungsrat zur Überzeugung gelangt, dass das Angebot von Oracle dem Wert von Peoplesoft nicht gerecht werde. «Wir glauben, dass Oracle die Kandidatenliste erstellt hat, um sich zu ermöglichen, Peoplesoft zu einem inadäquaten Preis zu kaufen, der nicht den tatsächlichen Wert der Firma repräsentiert», hiess es in der Stellungnahme. (map)


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