Ohne Integration geht nichts mehr

Integrationsprojekte gibt es zunehmend auch bei KMU. Business Intelligence hingegen ist und bleibt vor allem im Geschäft mit Grossunternehmen interessant für Schweizer Integratoren.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/18

     

Enterprise Application Integration (EAI) ist und bleibt ein Trend – doch bedeutet dieser auch ein Geschäft? Nach einer Studie von IT Research planen 50 Prozent von über 100 befragten Unternehmen, ihre Ausgaben in diesem Bereich beizubehalten, jede fünfte Firma plant zudem eine Erhöhung des Integrations-Budgets. Handlungsbedarf besteht nach wie vor, denn lediglich 27 Prozent der Unternehmen hätten eine Integrationsarchitektur im Einsatz und 43 Prozent befänden sich erst in der Planungs- und Entwicklungsphase, heisst es weiter. «Nach der Implementierung von Lösungen wie CRM, ERP oder Portalen steht jetzt eine Integration all dieser Systeme im Vordergrund», sagt Claudio Matais, Manager Application Management bei IBM Schweiz. Dabei gehe es vor allem darum, die Kosten zu senken und die gesamte Wertschöpfung auch über Partner hinweg zu verbessern: «Aus diesen Gründen erleben wir in der Tat eine stärkere Nachfrage nach Integrationsdienstleistungen», so Matais zu IT Reseller.

Der Projektstau löst sich

Nach Auskunft von Pavel Stacho (Bild), Senior Consultant beim Berner Systemintegrator Sybor, der mit den Integrations-Plattformen und -Suiten der wichtigsten Hersteller arbeitet, beginnt das Business in diesem Jahr wirklich anzuziehen: «Vorher waren die Kunden verhalten, jetzt ist ein effektives Interesse da», so Stacho zu IT Reseller. Seit diesem Jahr sind die integrierten EAI-Projekte für Sybor denn auch umsatztragend und gewinnbringend. Voraussetzung dafür, einen echten Nutzen aus einem Integrationsprojekt ziehen zu können, sei aber nach wie vor eine möglichst homogene Koppelung aller Anstrengungen im Bereich EAI, Business Process Management und Business Intelligence.
Bis zu einem gewissen Grad scheinen sich jetzt auch KMU für solche Projekte zu interessieren: «Nachdem in der letzten Zeit zwar doch einige potente KMU-Kunden Interesse bekundet hatten aber kein Budget eingestellt war, hören wir gerade jetzt von einigen Firmen, die auch Geld zur Verfügung stellen. Der Projektstau beginnt sich ab dem Jahr 2005 zu lösen», sagt Stacho. Die grösste Schwierigkeit liege allerdings bei allen Projekten im «organisatorischen Change», den es zu bewerkstelligen gelte: «Der breite Einsatz von BPM, EAI und BI impliziert den Wechsel von der Funktion zum Prozess, was auch massiven Einfluss auf den Aufbau der Organisation beim Kunden hat», erklärt Stacho. Genau bei diesem Wechsel würden aber noch viele hadern.

KMU haben andere Anforderungen

Für Matais von IBM ist klar, dass sich die Integrationsanforderungen von KMU von denen von Grossunternehmen unterscheiden: «Viele KMU benötigen weniger entsprechende Dienstleistungen, was die Integration ihrer eigenen Systeme angeht, da sie häufig Anwendungen aus einem Guss im Betrieb haben». Immer stärkeres Interesse würden KMU aber bei der Integration von Zulieferern, Partnern und Kunden zeigen und genau für diese Schnittstellen würden sie derzeit Lösungen suchen, so Matais.
Auch der Zuger Systemintegrator und Softwareanbieter RedIT ist projektbezogen im EAI-Bereich tätig: «Im Zusammenhang mit unseren eigenen Lösungen sowie bei SAP Business One-Implementierungen kann es zu Folgeprojekten im Bereich Integration kommen», sagt Edwin Meier, Leiter Technologielösungen bei RedIT. Das Unternehmen würde aber nicht als EAI- oder BI-Anbieter auftreten, aufgrund der Kundenbedürfnisse müsse man sich aber auch in diesem Bereich gewisse Kompetenzen aneignen und diese auch anbieten, so Meier. Im weiteren trage aber die Standardisierung der Schnittstellen viel zur Vereinfachung in der Integrations-Arena bei.

Business Intelligence: Fragmentierter Markt

Als weiteres Schlagwort macht Business Intelligence die Runde: Vor allem im Finanzbereich ist die Nachfrage nach intelligenten Analyse- und Reporting-Tools ungebrochen. Laut den Zahlen von IDG wurden in diesem Sektor im Jahr 2003 hierzulande Werkzeuge für 15,6 Millionen Dollar verkauft, im Jahr 2008 sollen es schon 26,8 Millionen Dollar sein. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 11,5 Prozent. Claudia Hübscher, Medienverantwortliche von Business Objects Schweiz, sieht denn auch gute Marktchancen: «Wir spüren einen grossen Trend, dass Enterprise Reporting auch für KMU zu einem Thema wird». Gewisse Standard-Tools seien heute verhältnismässig günstig zu haben und einfach anzuwenden. Der KMU-Markt war auch einer der Gründe, zusammen mit Bechtle Data ein BI-Center in Regensdorf zu eröffnen: «Kleinere Unternehmen haben weder die notwendige Infrastruktur noch eine Testumgebung. Im Center wollen wir ihnen die Möglichkeit geben, BI-Lösungen unter realistischen Bedingungen zu testen und ihnen die Vorteile eines professionellen Enterprise Reportings aufzeigen», so Hübscher. Das Echo auf die Eröffnung sei sehr gut gewesen und erste Veranstaltungen mit interessierten Kunden und Partnern seien bereits erfolgt, so Hübscher weiter.

Geld wird in Grossprojekten verdient

Toni Breitschmid, Geschäftsführer des BO-Partners BBI Software, begrüsst zwar die Eröffnung des BI-Centers, gibt sich aber eher skeptisch, was die Marktchancen bei KMU angeht: «Tendenziell werden diese Projekte heute eher realisiert als im Vorjahr. Das Geld wird aber nicht beim Reportingwesen für KMU verdient, sondern in den echten Grossprojekten», so Breitschmid. Ganz kleine Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitenden hätten im Normalfall ein ERP-System und würden sich mit den Informationen begnügen, die sie dort hinausziehen könnten.
Grossprojekte im BI-Bereich schliesslich würden durchwegs von den «Big-4» (KPMG, Accenture, Deloitte, Ernst&Young) realisiert. Für diejenigen kleinen Partner, die mit den Crystal-Reporting-Produkten von Business Objects arbeiten, werde das Geschäft eigentlich erst bei einem Wechsel zu Crystal Enterprise interessant: «Dann kommen unsere Dienstleistungen ins Spiel», so Breitschmid. (bor)


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