Microsoft versucht bereits seit Ende letzten Jahres, mit der eigenen Kundenbeziehungs-Management-Software (Microsoft CRM) auch in der Schweiz Fuss zu fassen. Bisher hat man das Produkt eher still und leise in den Markt gebracht, jeder Partner kann
Microsoft CRM beziehen und es kann bei jedem Distributor gekauft werden. Doch nun hat Microsoft diesen Sommer die ersten Partner zertifiziert. Dies insbesondere deshalb, weil ein Channel-Programm ohne Lizenzierungsmöglichkeiten einerseits beim Partner kein nachhaltiges Engagement für das Produkt bewirkt. Andererseits weil «das Produkt auch technisches Know-how voraussetzt, weil es Prozesse in einem Unternehmen beeinflusst», wie Rolf Stirnemann (Bild), Channel Group Manager bei Microsoft Business Solutions, zu IT Reseller sagt. Per 1. Dezember hat Stirnemann zusätzlich einen Expert Manager CRM eingestellt, der sich um externe Beeinflusser wie Consultans kümmert und quasi die Sales-Seite im CRM-Bereich abdecken soll.
Erste Zertifizierungen
Die ersten Partner fielen jedoch bei den Zertifizierungs-tests durch, Einzelne mussten gar zwei bis dreimal zur Prüfung. «Der Test ist äusserst schwierig, weshalb wir jetzt ein eigenes Prüfungsvorbereitungs-Training anbieten», so Stirnemann weiter, «denn auch Partner mit guter CRM-Erfahrung müssen sich anstrengen.» Wer zum offiziellen Microsoft-CRM-Partner ernannt werden will, muss mit zwei Mitarbeitern die drei Kursmodule Application, Installation und Configurations/Customisation erfüllen. Stirnemann rechnet mit ca. 5000 bis 8000 Franken Ausgaben für den CRM-Partner. Für ihren Aufwand sollen die zertifizierten Partner entsprechend belohnt werden. Die Partner erhalten nämlich zusätzlich zu den üblichen Händlermargen einen Kick-Back-Bonus. Ohne ins Detail gehen zu wollen, verspricht Stirnemann: «Es handelt sich um einen zweistelligen Prozentbetrag.»
Als erste Partner wurden in der Deutschschweiz De Simone & Osswald, Cybersystems, Spider Network, Godiz, Skybow und
1eEurope zertifiziert, in der Welschschweiz sind es PS Engineering und Lambert Consulting. Ziel sei es, zirka 15 bis 20 CRM-Partner zu zertifizieren, so Stirnemann weiter. Bis dahin dürften angestammte CRM-Hersteller und ISVs die drohende Übermacht Microsofts im CRM-Bereich vielleicht noch geistig verdrängen und auf die lange Bank schieben können.
Team Brendel will beides
Der Basler CRM-Hersteller Team Brendel ist erstaunlicherweise nicht auf der Liste der zertifizierten Microsoft-CRM-Partner. Dies erstaunt umso mehr, da das Unternehmen erst letzten Monat bekannt gab, man wolle neben der eigenen Software Wincard CRM nun auch die Microsoft-Lösung anbieten. «Wir haben die Schulung bereits hinter uns, aber die Prüfungen noch nicht abgeschlossen», sagt Edgar Reh, Geschäftsführer von Team Brendel. Man habe sogar zwei Leute in Deutschland und zwei in der Schweiz in die Microsoft-Schule geschickt, präzisiert er weiter.
«Dies bedeutet aber nicht, dass wir Wincard aufgeben wollen! Im Gegenteil arbeiten wir derzeit mit zwölf Entwicklern an einer neuen Version. Wincard bleibt ganz klar unser zentrales Produkt.»
Man betrachte Wincard CRM als eine Lösung für spezialisierte Anwendungen und für Branchenlösungen. Hier liegt denn auch laut Reh der entscheidende Unterschied zwischen Brendel und
Microsoft: Microsoft CRM könne als standardisiertes Produkt komplexe Probleme in absehbarer Zeit nicht lösen.
Bei Team Brendel hat sich laut Reh in den letzten Jahren der Fokus vom reinen Lizenzgeschäft hin zum Dienstleistungsgeschäft verschoben. Dies bedeute, dass man mit eigenen Consultants auch Microsoft CRM anbieten und die eigenen Branchenlösungen mittelfristig auch auf die Redmonder Software aufsetzen werde. «Unser Wincard CRM ist ein sehr freies System, auf dem wir sehr komplexe Lösungen aufbauen können. Microsoft CRM hingegen hat noch immer sehr viele Restriktionen», fasst Reh seine zweigleisige Strategie zusammen. (mh)