Ein schwieriges Geschäft

Was beim Auto normal ist, fasst auch in der IT Fuss: Der Handel mit gebrauchten Geräten. Doch das Geschäft hat seine Tücken.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/15

     

Aufbereitung und Wiederverkauf von PCs und Peripheriegeräten kamen kürzlich ins Gerede, als sich die COS-Gruppe ziemlich abrupt von ihrer Remarketing-Abteilung trennte: «Nicht rentabel», hiess es dort.
Andere leben jedoch durchaus vom Remarketing. Die Borox-Data in Zürich etwa ist seit 2001 schwergewichtig im Handel mit Occasions-Computern, -Druckern und -Scannern tätig. Sie organisiert Rampenverkäufe und bietet die Geräte auch online an (www.stopshop.ch).
«Wer E-Mail verschicken, surfen oder Briefe schreiben will, kann dies problemlos auch mit einem drei Jahre alten PC und Drucker tun», meint Borox-Geschäftsführer Arno Brand (Bild). Und in der Tat strömten die Käufer Mitte August zu Hunderten zu einem von ihm organisierten Rampenverkauf in Zürich, um günstige Geräte zu ergattern.

Verpflichtung gegenüber Kunden

Die meisten der angebotenen Maschinen stammen aus Unternehmen, die Peripherie und PCs etwa alle drei Jahre erneuern. Von wem genau, mag Brand allerdings nicht sagen. Die Verkäufer befürchten, dass versucht werden könnte, firmeninterne Daten zu rekonstruieren, wenn die Herkunft der Geräte bekannt würde. «Natürlich wissen wir dies zu verhindern», versichert Brand, «wir sind darauf spezialisiert, Daten so zu löschen, dass sie auch mit Spezial-Tools nicht mehr rekonstruiert werden können. Unseren Partnern gegenüber verpflichten wir uns, dies nach den DOD (Departement of Defense)-Normen zu tun. Festplatten etwa werden mehrmals Bit für Bit überschrieben und wieder gelöscht. Protokolle dokumentieren diese Abläufe für jede Disk. Wenn ein Teil nicht mehr beschrieben werden kann, wird es geschreddert.»
Doch der Aufwand – selbst Aufkleber, die auf die Herkunft hindeuten könnten, werden entfernt – lohnt sich nur bei grösseren Posten. Für Einzelstücke hat Borox daher keine Verwendung.

Flexibilität ist alles

Der Arbeitsanfall ist, wie Brand erklärt, nicht voraussehbar. Ist die Arbeit aber da, muss sie sofort erledigt werden – ein ziemlich unberechenbares Geschäft: Einmal muss eine ganze Halle gemietet werden, in der es dann bei der Aufbereitung wie in einer Fabrik zugeht. Zu anderen Zeiten erinnert Borox an einen kleinen Handwerksbetrieb. «Man muss fähig sein, zu improvisieren», meint Brand, «und das geht nur mit einem gut eingespielten, kleinen Team von Technikern und administrativem Personal, sowie einem weit gespannten Netz von temporären Arbeitskräften für das Herrichten und den Verkauf. Da braucht man Leute, die bei Bedarf voll in die Arbeit hineinknien. Eine starre Organisation kommt damit nicht zu Rande.» Für ihn gelte daher die Regel, auch bei guter Auftragslage nicht übermütig zu werden und lieber klein und flexibel zu bleiben.

Krämer-Business

Als Käufer kommen neben privaten Interessenten auch die Mitarbeiter der betreffenden Unternehmen, Wiederverkäufer oder KMU in Frage. Oft würden zudem Geräte für eine Pilotanlage gesucht, die nach einiger Zeit wieder abgebaut wird. «Was dabei weg geht, ist schwer abzuschätzen. Kürzlich blieben wir auf sämtlichen Scannern sitzen. Das nächste Mal sind die gleichen Modelle innert Stunden ausverkauft.» Woran das letztlich liege, wisse er nicht. Der Umsatz schwanke von Jahr zu Jahr um bis zu 50 Prozent: «Wir können ja nicht einfach die Rosinen heraus picken, sondern müssen meist alles übernehmen und sehen, was wir damit machen.» Remarketing sei eben ein «Krämer-Business». Zurzeit scheint es zu laufen: In Zürich, St. Gallen, Chur und Luzern sind weitere Rampenverkäufe geplant. (fis)


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