Noch ist, wie Branchenkenner versichern, der grösste Teil allen Speichers direkt an den Server angeschlossen. Ebenso ist es aber eine Tatsache, dass selbst bei kleineren IT-Umgebungen Speicher immer öfter im Netzwerk implementiert wird, sei es in Form von Network Attached Storage (NAS) oder als Storage Attached Network (SAN).
NAS-Lösungen gelten als günstig und einfach. Ob allerdings auch eine grosse Zahl kleiner NAS-Geräte in einem LAN noch ökonomisch ist, wenn man die Verwaltung in Rechnung stellt, bleibt offen.
Für SAN sprechen Performance und effizientes Management. Bisher war SAN weitgehend gleichbedeutend mit Fibre Channel (FC). Vielen Unternehmen ist FC jedoch trotz sinkender Preise zu teuer. Jetzt gibt es eine Alternative: iSCSI.
Einer der ausgewiesenen Schweizer Storage-Spezialisten, Stephan Schneider (Bild) von Proact: «Viele sehen iSCSI nur als Ergänzung, um Rechner mit kleinerem Bedarf an Performance an die zentralen Storage-Ressourcen anzuschliessen. Die Vorteile kommen aber erst richtig zum Tragen, wenn iSCSI als eingeständiges Storageprotokoll eingesetzt wird.»
Für und Wider
iSCSI gestattet es, auf Blockdaten über ein IP-Netzwerk zuzugreifen. Der Vorteil: Praktisch in jedem Unternehmen gibt es IP-Know-how. Andererseits bedeutet das Ver- und Entpacken der SCSI-Blöcke zusätzlichen Rechenaufwand. Ist iSCSI als Software implementiert, muss der Prozessor des Rechners diese Mehrarbeit leisten.
Robert Helbig, Field Application Engineer bei
Adaptec, sagte denn auch kürzlich gegenüber dem deutschen Magazin Informationweek: «Empfehlen kann man Software-basierende Lösungen eigentlich nur für reine Connectivity-Aufgaben, bei denen es auf Geschwindigkeit nicht ankommt.»
Schneider hält dem entgegen, dass Disk-Konsolidierung auch mit einer Softwarelösung durchaus möglich sei: «Im Schweizer Markt existieren Referenzen, bei denen Datenbanken von 250 und mehr Gigabyte lediglich mit dem Software-Initiator integriert wurden.»
Mittlerweile bieten zudem Hersteller wie
Adaptec, Q-Logic oder Xiran Karten an, die das Ver- und Entpacken auf eine TCP/IP-Offload-Engine (TOE) auslagern. Wird die CPU zudem noch mit einer entsprechenden Karte vom SCSI-Prozess entlastet, bewegt man sich auf der gleichen Ebene wie bei einem Fibre-Channel-Host-Bus-Adapter.
Ein wichtiger Beitrag zur Popularisierung von iSCSI ist die Unterstützung durch den Windows Storage Server 2003. Damit gelangten Features wie NFS für Unix-Systeme, Server Messenger Block (SMB) und das Common Internet File System (CIFS) standardmässig in Windows-Umgebungen. Das dürfte, wie Schneider meint, insbesondere im KMU-Bereich viel Potential bringen.
Bandbreite
Der Erfolg von iSCSI ist nicht zuletzt von der verfügbaren Bandbreite abhängig. Hersteller wie Adic empfehlen mindestens ein 1-Gbit-Netz, sonst seien gleichzeitige Backup-Prozesse praktisch nicht möglich. Kleinere Unternehmen jedoch besitzen oft noch keine Gbit-Leitungen.
Schneider betont jedoch, eine iSCSI-Lösung sei auch dann noch günstiger, wenn ein leistungsfähiges Ethernet neu implementiert werden müsse: «Wir haben das gerechnet: Implementation wie Unterhalt sind um den Faktor 6,5 günstiger als bei Fibre Channel.» Da iSCSI auf Gigabit-Ethernet oder Fast-Ethernet aufbaut, entfallen in vielen Fällen zusätzliche Investitionen für Switches.
Dazu kommen die grössere Unabhängigkeit bei der Auswahl der Komponenten, kleinere Integrationskosten und geringere Wartungskosten. Schneider ist daher überzeugt: «Selbst den Vergleich mit Direct Attached Storage braucht iSCSI nicht zu scheuen.»
Trotzdem geht er mit den meisten Spezialisten einig, dass iSCSI Fibre Channel zumindest vorläufig nicht ersetzen wird: «Für ein Data Warehouse oder eine Datenbank mit extrem vielen Zugriffen würde ich mich nicht getrauen, ein TCP/IP-basierendes SAN zu installieren. Für Unternehmen mit 50 bis 200 Mitarbeitern und normalen Applikationen jedoch bildet iSCSI eine sehr gute Lösung.»
Steve Duplessie, Analyst beim Marktforscher Enterprise Storage Group, meint: «Im Datenzentrum wird iSCSI die Nachfrage nach Fibre Channel nicht senken. Dass sich FC bisher bewährt hat, ist für vielen Anwender wichtiger als die Vorteile neuer Technologien.» Er fügt aber hinzu, dass sich das bis in zwei Jahren durchaus ändern könnte: «Möglicherweise sagt der Kunde dann: Was wollen wir noch mit Fibre Channel?» (fis)
Files und Blöcke
File Server und NAS (Network Attached Storage) waren ursprünglich auf die gemeinsame Nutzung von Dokumenten ausgerichtet. Die Server übernehmen dabei das Disk-Management, während die Clients auf die Speicherinhalte wie auf ein File-System zugreifen.
SAN (Storage Attached Network) arbeiten wie Mainframes Block-orientiert. Für die Clients erscheint der gesamte Speicher-Pool wie eine lokale Festplatte.
TCP/IP-Netzwerke waren bisher die Domäne von NAS, während SANs Block-orientierte Protokolle – vor allem FCP (Fibre Channel Protocol) – benutzten. Doch in den letzten Jahren wurden die TCP/IP-Netzwerke immer schneller. Zudem sind sie deutlich günstiger als Block-orientierte Netzwerk-Technologien.
iSCSI vereinigt nun das Block-orientierte SCSI mit TCP/IP, indem die SCSI-Blöcke für den Transport in IP-Pakete verpackt werden. Das benötigt zwar zusätzliche Rechenkapazitäten, ermöglicht aber günstigere, Standard-basierende SANs.