Open-Source-Software in der Bundesverwaltung: Der Tanz um den goldenen Pinguin

Der Standpunkt des Bundes zu Open-Source-Software sorgte Ende letzten Jahres für Wirbel. Im April beginnt nun die Ausarbeitung der Strategie.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/04

     

Anfang April fällt beim Informatikstrategieorgan des Bundes (ISB) der Startschuss für die Erarbeitung einer Open-Source-Strategie. Dass der Bund den Einsatz von Open-Source-Software prüfen will, wurde letzten November bekannt. In einem ersten Schritt gab das ISB eine Studie in Auftrag, die in der Folge einige Kritik einstecken musste.
Nun will man sich dem Thema mit einem Projekt nähern, aus dem schliesslich ein Strategiepapier zum Thema freie und Open-Source-Software, kurz FOSS, hervorgehen soll. «Der Projektantrag ist fertig, aber noch nicht formal abgesegnet», führt Dieter Klemme, zuständiger Projektleiter beim IBS, aus.
Begonnen wird mit einer Situationsanalyse. Sie soll aufzeigen, wo bereits heute in der Bundesverwaltung Open-Source-Produkte im Einsatz stehen. Im weiteren soll ermittelt werden, wo Open-Source-Software sinnvollerweise und ohne Risiken eingesetzt werden könnte. Das Strategiepapier will das ISB im Herbst präsentieren.

Kosten intern nicht vergleichbar

«Neben den Bedürfnissen der einzelnen Ämter spielen bei der Evaluation die Wirtschaftlichkeit und die Sicherheit eine entscheidende Rolle», beschreibt Klemme zwei wichtige Kriterien bei der Strategiefindung. Um die Wirtschaftlichkeit abzuschätzen will man Studien zur Total Cost of Ownership (TCO) konsultieren.
Verwaltungsinterne Vergleiche über alle Departemente hinweg sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich, da die Kosten und Leistungen erstaunlicherweise noch nicht einheitlich erfasst werden: «Parallel zu unserem Projekt läuft ein weiteres, das die einheitliche Kosten- und Leistungsrechnung in der Informatik der Bundesverwaltung zum Ziel hat», so Klemme.

Politische Wogen glätten

Trotz Wildwuchs allenthalben - gemäss Dieter Klemme steht bei der Mehrheit der Webserver in der Bundesverwaltung heute die Open-Source-Software Apache im Einsatz. Und deshalb stellt sich die Frage, ob es beim ganzen Tamtam zum Thema Open-Source-Software vor allem darum geht, die politischen Wogen zu glätten. Dieter Klemme: «Die Strategie wird vor allem auch deshalb entwickelt, weil diverse Anfragen von Parlamentariern gemacht wurden.» (map)

Aktive Open-Source-Befürworter


Anders als das Informatikstrategieorgan des Bundes nimmt die Interessengemeinschaft Wilhelm Tux die Software-Politik des Bundes wahr. «Im Gegensatz zu Deutschland wurden in der Schweiz bereits langfristige Lizenzabkommen mit Microsoft nach dem neuen Lizenzmodell abgeschlossen und die damit verbundenen Mehrkosten ohne öffentliche Diskussion akzeptiert», so Dietrich Feist, Präsident von Wilhelm Tux. Feist will zu Beginn der nächsten Session ein sechsseitiges Papier mit Argumenten für den Open-Source-Einsatz an die Parlamentarier abgeben.


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