IT-Grossprojekte für die Katz

Ein Drittel aller Schweizer IT-Grossprojekte werden vorzeitig abgebrochen. Ernst & Young hat die Ursachen dafür untersucht.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/22

     

In der Schweiz werden 31 Prozent der IT-Grossprojekte abgebrochen und nur knapp die Hälfte aller Projekte mit Kosten von über 3 Millionen Franken werden problemlos abgeschlossen. Projekte mit einem Budget von weniger als 1 Mio. Franken hingegen werden öfter (nur 9% Abbrüche) und erfolgreicher (68%) abgeschlossen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine von Ernst & Young zwischen März und April durchgeführte Studie. Die Marktforscher haben 100 Informatikabteilungen von Schweizer Unternehmen unterschiedlicher Grösse und quer Beet durch alle Branchen zum Einsatz von Informationstechnologie befragt.

Woran es scheitert

Die drei meistgenannten Gründe für einen Projektabbruch sind unrealistische Erwartungshaltungen (70%), die falsche Wahl von Projektressourcen (65%) und technische Schwierigkeiten (63%). 60% der Befragten geben äusseren Einflüssen die Schuld für das Scheitern von Projekten. Immerhin noch 55% sind der Meinung, die IT-Projekte fiellen einem schlechten Projekt-Management zum Opfer.
49% sehen die finanzielle Lage als Knackpunkt, 46% schieben interne Gründe vor. Eine ähnliche europaweite Umfrage von KPMG unter 134 Unternehmen verschiedenster Branchen kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Bei 56% der Befragten sind in den letzten 12 Monaten IT-Grossprojekte mit einem durchschnittlichen Budget von 8 Mio. Pfund gescheitert.
Das grösste der in den Sand gesetzten Projekte war 133 Mio. Pfund schwer. Als Gründe für das Scheitern wurden u.a. schlechte Planung, armseliges Projekt-Management (zu wenig weitsichtig), fehlende finanzielle Mittel, schlechte Kommunikation zwischen IT und Geschäftsleitung und überambitiöse Verpflichtungen gegenüber dem abgesteckten Zeitplan genannt.

Weichen rechtzeitig stellen

Die meisten Probleme bei einer Mehrzahl der Abbrüche, so die Auguren, würden sich bereits in der Anfangsphase abzeichnen. Deshalb müssten bereits zu Beginn eines Projektes die Weichen gestellt werden, die über Erfolg oder Misserfolg eines Projektes entscheiden. Ernst & Young sowie ganze 70% der befragten Unternehmen sehen ein grundsätzliches Sparpotenzial besonders in einem verbesserten Projektcontrolling.
Allerdings bezeichnen nur 10% der Umfrageteilnehmer das betriebsinterne IT-Kostenmanagement als schlecht. Mangelhaft oder inexistent ist vielmehr das inhaltliche, resultatbezogene Controlling. 62% der Befragten sind davon überzeugt, dass sich durch die Etablierung von Standards und Methodiken in den Projekten erheblich Kosten einsparen lassen. Als wichtige Kostensenkungsmassnahmen werden zudem die Homogenisierung der IT-Infrastruktur, Serverkonsolidierung und Neuverhandlungen der Service Level Agreements angeführt.

IT kostet nur

Die Studie kommt ausserdem zu dem Schluss, dass die strategische Bedeutung der IT noch immer verkannt wird. Oft wird sie nur als Kostenfaktor betrachtet. Zudem werden Sicherheitsaspekte in Schweizer Unternehmen nach wie vor zu wenig berücksichtigt. Laut Studie besitzt mehr als ein Drittel (39%) aller befragten Unternehmen keine schriftliche IT-Sicherheitsstrategie, welche die sicherheitsrelevanten Prozesse und Richtlinien verbindlich festlegt; 26% kennen überhaupt keine schriftliche IT-Strategie.
Zumindest haben bereits 35% der Befragten erkannt, dass die IT eine zentrale Rolle zur Erreichung strategischer Ziele spielt und sind beispielsweise dazu übergegangen, den Informatikleiter direkt als Mitglied in die Geschäftsleitung aufzunehmen. (sk)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER