Sun öffnet sich für Linux

Sun schreckt nicht mehr vor Linux zurück: Vor dem Hintergrund der Linuxworld in San Francisco kündigte Sun eigene Intel-basierte Server unter Linux an und gab Änderungen in der Unternehmensstruktur bekannt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/14

     

John Loiacono (Bild), bisher oberster Marketing-Chef von Sun, übernimmt eine neue Abteilung, die für alle Betriebssysteme zuständig ist. Ihm wird es obliegen, das Gleichgewicht zwischen Linux und Solaris zu halten, denn ganz aufs Glatteis will man sich nicht wagen. Wie Sun-Boss Scott McNealy ausführte, sieht er den Einsatz von Linux vor allem bei einfacheren Jobs wie E-Mail, Firewalls und der Aufbereitung von Webpages, während aufwendigere Aufgaben weiterhin unter Solaris ablaufen sollen.
Auch die Software-Aktivitäten hat Sun neu in einer einzigen Abteilung gebündelt. Deren Chef Jonathan Schwartz benutzte bei Amtsantritt gleich kriegerisches Vokabular, wie es in den USA offenbar gegenwärtig im Schwange ist: «Wir führen einen Luftkrieg mit IBM», verkündete er gegenüber dem Wallstreet Journal, «und zu Lande bekämpfen wir Microsoft». Die Munition für diesen Krieg sollen das Linux-Engagement und die neuen Server mit Intel-Chips liefern.
Auch wenn McNealy darin keinen Bruch in der Firmenpolitik erkennen kann, sehen die meisten Analysten in der neuen Strategie doch das Eingeständnis, dass das Unternehmen mit proprietären Systemen allein nicht mehr gegen die Internet-Software von Microsoft und die Hardware von IBM ankommt. Dass es aber nun zu einer ständigen Partnerschaft zwischen Intel und Sun kommt, bezweifeln die Beobachter. Noch sind die Differenzen um Solaris für Itanium nicht vergessen. Das Wall Street Journal vermutet, Sun werde künftig wohl auch auf Prozessoren von AMD zurückgreifen. Sun-Vertreter mochten dazu nichts Verbindliches sagen.

Linux legt zu

McNealy betonte, der Schritt zu Linux sei erfolgt, weil das freie Betriebssystem derzeit als einziges Wachstumsraten aufweise, während alle anderen Server-Systeme Umsätze einbüssten. Software-Chef Schwartz gab sich überzeugt, dass Sun mit Linux den Erfolg von Solaris wiederholen werde. Red Hat sieht er bereits als Nischenanbieter, da deren Advanced Server im Gegensatz zu Suns eigener Distribution nicht dem LSB (Linux Software Base)-Standard entspreche.
McNealy rechnet mit deutlichen Preis/Leistungs-Vorteilen gegenüber anderen Linux-Anbietern und vor allem gegenüber Windows-Servern, da die gesamte Systemsoftware aus der Solaris-Welt für die neue Plattform kostenlos zur Verfügung steht und die Wartung für Sun-Kunden inbegriffen sei.
Als verfehlt wurde aber auch die Strategie von IBM bezeichnet, alle Hardware-Plattformen mit Linux zu versehen, da die Implementierungen unterschiedlich seien und die Applikationen nicht durchgängig liefen. «IBM macht einen Fehler, wenn sie die eigene Systemsoftware zugunsten von Linux aufgeben», wurde gesagt. Sun will grössere Cluster weiterhin unter Solaris betreiben.

Desktop-Linux

Gemäss den Ausführungen von McNealy liebäugelt Sun hingegen mit einem mit Intel-Prozessoren ausgestatteten Desktop-Rechner. McNealy verriet, dass Sun intern mit Linux-Desktops experimentiere. Im Rahmen des «iWork»-Programms werden Sun-Angestellte in Zukunft kein eigenes Büro mehr haben, sondern am nächsten freien Arbeitsplatz andocken. Damit will Sun die Liegenschaftskosten senken, da künftig ein Arbeitsplatz statt von 0,8 von 1,8 Mitarbeitern benutzt werden wird. In Partnerschaft mit Ximian soll überdies das grafische Interface Gnome weiter verbessert werden.
«Linux», so McNealy, «bildet den Schlüssel für Satellitenbüros. Ich kaufe doch keinen Windows-Client, nur um Zugang zum Netz zu haben.» Wenn sich das System intern bewähre, dann verfüge Sun über ein weiteres marktreifes Produkt. (fis)

Suns neuer Allzweck-Intel-Server

Bereits seit dem Cobalt-Kauf hat Sun x86-basierte Linux-Server-Appliances im Programm. Mit dem «LX 50» bringt Sun nun erstmals einen General-Purpose-Server mit Intel-Prozessoren: Im Ein-Zoll-Rackgehäuse stecken je nach Modell ein oder zwei 1,4- GHz-Pentium-Prozessoren.
Der LX 50 läuft mit der hauseigenen Variante des Open-Source-Betriebssystems Sun Linux 5.0.
Wie bei Solaris gibt es auch hier optimierte Treiber für die Java-Technologie und Sun One. Zum Lieferumfang gehören Applikationen wie Java 2 SDK, Sun ONE ASP, Tomcat (JSP), MySQL, Apache, WU-FTP, Sendmail, ein DNS-Server, Grid Engine und Streaming Server.
Neben Linux lässt sich auch Solaris als Betriebssystem verwenden.
Die Supportdienste beinhalten Support für den geschäftskritischen Einsatz von Betriebssystemen, eine dreijährige Hardware-Garantie, Online-Support, Schulung sowie Integrations- und Beratungsdienste.
Durch die offene, Standard-basierende Architektur sollen ISVs und Lösungsanbieter ihre Applikationen, Systemsoftware und Dienste leicht auf der Sun-Plattform integrieren können. Die Preise für den Sun LX50 beginnen bei 5110 Franken, mit einem Intel Pentium III 1,4 GHz-Prozessor, 512 MB RAM-Speicher und 36 GB SCSI-Festplatte. Ein System mit zwei 1,4-GHz-Prozessoren, 2 GB RAM-Speicher und 36 GB SCSI-Festplatte kostet 9790 Franken.


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